D-Tour präsentation

Die Etappenorte wurden erst nach und nach veröffentlicht, der Streckenplan mit Spannung erwartet. Nun wurde das Geheimnis gelüftet und mit den Etappenprofilen auch der Charakter der „neuen“ Deutschland Tour präsentiert. Ein Sprinterrennen ist es nicht. 

 

Erst der Plan, dann die Strecke

Das Engagement der ASO ist auf lange Sicht angelegt. Man will den Radsport in Deutschland wieder aufbauen, deshalb ist es wichtig, die Rundfahrt gut zu positionieren. Der UCI-Rennkalender hat nur wenig Platz für neue Rennen, deshalb ist man als Veranstalter gezwungen Kompromisse zu machen.

So kollidiert der Termin der Deutschland Tour (23.–26. August) etwa mit der Vuelta. Schade für manch deutschen Profi. „Ich wäre die Deutschland Tour gern gefahren“, sagt Johannes Fröhlinger, der jedoch als „Capitaine de Route“ für sein Sunweb-Team fest in Spanien eingeplant ist.

Eigentlich muss man sich bei der ASO um die deutschen Fahrer keine Sorgen machen. Ob Marcel Kittel, André Greipel oder Rick Zabel – die meisten deutschen Profis wären beim „Heimrennen“ gern dabei. Katusha-Alepcin, Sunweb, Bora-hansgrophe – diese Teams werden sicher bei der D-Tour starten wollen. Aber wer fährt noch? Das Rennen hat einen niedrigen UCI-Status, wegen der Punkte wird man nicht nach Deutschland kommen. 

 

Sportlich eine Alternative bieten

Mindestens vier der 22 Mannschaften sollen deutsche Continental Teams sein, wohl auch um den Nachwuchs zu fördern. Mit Bora, Katusha und Sunweb sind drei WorldTour-Teams fest eingeplant. Doch welche weiteren Teams kommen gern zur D-Tour? Deutsche ProContinental-Teams gibt es nicht, man muss vermehrt ins Ausland schauen, will man sportlich Top-Qualität bieten. Neben dem guten Ruf des Veranstalters und der Möglichkeit für die Teams sich in Deutschland vor potenziellen Sponsoren zu präsentieren, ist der Charakter des Rennens für die Teams ein wichtiger Punkt bei der Rennplanung.

„Wir wollen eine Alternative zur Vuelta bieten“, sagte Streckenplaner Fabian Wegmann bei der Präsentation. Schaut man in den Kalender, welche Rennen nach der D-Tour anstehen, wird schnell klar, wen man zur Vorbereitung nach Deutschland locken könnte. Die schweren WorldTour-Eintagesrennen in Kanada und die WM sind die Highlights im Anschluss. So ist es logisch, dass vier Flachetappen entlang von Rhein, Mosel und Neckar keine gute Vorbereitung wären. 

 

Deutsches Rennen, deutsche Stars

Die großen deutschen Radstars sind weniger im Hochgebirge zu Hause, sondern eher die Watt-Monster. Kittel, Greipel, Degenkolb – die Zugpferde des deutschen Radsports sind allesamt keine Kletterkünstler. Will die Deutschland Tour beim Publikum landen, muss die Stars-Karte gespielt werden. Logisch.

Mit der ersten Etappe bietet die Rundfahrt dafür das perfekt Terrain. „Die Zielgerade ist 2 Kilometer lang, die Straße ist breit“, erklärte Wegmann bei der Präsentation und schaute zu Andrè Greipel. Der Großkampf der Sprinterelite, die bestenfalls ein paar Wochen zuvor in Frankreich von Sieg zu Sieg geeilt ist – das wäre der ideale Auftakt für das Rennen. Einer der deutschen Top-Sprinter im Leadertrikot nach Tag 1 – wäre auch medial optimal.

 

Klassiker-Rennen

„Nach der Bonn-Etappe kann ich nach Hause fahren“, meint Andrè Greipel mit einem verschmitzten Lächeln. Wegmann sieht das etwas anders, kennt die Fähigkeiten von Greipel gut und ist sich sicher, dass er auch an anderen Tages Chancen hat. Ohne Frage, es ist kein leichtes Terrain, aber es bietet Möglichkeiten für einige Szenarien.

Vor allem die letzten Kilometer der Etappen bieten Chancen für Angreifer – denkt man an die Unterhaltung der TV-Zuschauer, ist das sicher kein Nachteil. Denn neben tollen Bildern der Sehenswürdigkeiten entlang von Saar, Mosel & Co. soll ja auch sportlich unterhalten werden. Die Schlussrunden in den Etappenzielen sind für die Zuschauer vor Ort ideal und für das Rahmenprogramm ein Plus.   

Die Schlussetappe in Stuttgart mit dem steilen Herdweg, der zwei Mal erklommen werden muss, bietet noch einmal die Chance für die Schlussoffensive. Die Entscheidung um den Gesamtsieg fällt erst auf den letzten 15 Kilometern – dramaturgisch ideal, auch wenn man sich vielleicht ein paar Runden mehr gewünscht hätte.

 

(Südwest) Deutschland Tour

Die Rundfahrt trägt einen Namen, den natürlich auch das Rennen abbilden soll. Auch wenn man beim Veranstalter bemüht ist, die Zahl der teilnehmenden Bundesländer zu betonen, das Rennen wird nur in einem kleinen Teil Deutschlands ausgetragen. Schade, für die Radsportfans in Berlin, aber nachvollziehbar.

Das Rennen hat in seiner ersten Austragung nur vier Etappen, das grenzt den Radius ein. Und noch etwas sollte man bedenken: Radteams und Profis sind keine Fans von Transfers. Während sich die Tour de France locker einen Transfer von 600 km zur Schlussetappe erlauben kann, macht man bei den Teams um kleinere Rennen bewusst einen Bogen, die viel Reisestress bedeuten, vor allem bei Vorbereitungsrennen auf Highlights.

 

Gut geplant = gut gemacht?

Vollmundig angekündigt, lange Zeit nicht geliefert – die Kommunikation der D-Tour lief nicht rund. Das große „endlich-wieder-Deutschland-Tour-Gefühl“ konnte sich gar nicht einstellen. Niemand wusste so genau, was da kommt. Es dauerte ewig, ehe die Etappenorte öffentlich wurden und ein Profil für das Jedermannrennen in Stuttgart ist immer noch nicht zu finden.

Lange suchen musste man nicht, um Ansätze für Kritik zu finden. Die Präsentation der Strecke der Deutschland Tour ist ein echter Schritt nach vorn. Nicht nur, weil die deutschen Profis sich ganz offensichtlich auf das Rennen freuen. André Greipel, Marcel Sieberg, Andreas Schillinger und Rick Zabel waren zur Präsentation erschienen, Marcel Kittel, John Degenkolb und Tony Martin sendeten Video-Botschaften. 

Die Strecke erscheint durchdacht und bietet die Chance auf ein tolles Rennen. Es ist nicht die Revolution des Radsports, auch keine neue „Hammer Series“, aber ein Parcours mit Potenzial auf ein unterhaltsames Radrennen. Doch am Ende werden Fans und TV-Zuschauer entscheiden, ob das Comeback ein Erfolg wird. Denn ohne große Resonanz wird man auch in Zukunft keine Sponsoren für das Rennen gewinnen können.

 

 

Die Etappen:

1. Etappe Koblenz – Bonn | 154 km

Profil 1. Etappe der Deutschland Tour 2018

 

2. Etappe Bonn – Trier | 212 km

Profil 2. Etappe der Deutschland Tour 2018

 

3. Etappe Trier – Merzig | 177 km

Profil 3. Etappe der Deutschland Tour 2018

 

4. Etappe Lorsch-Stuttgart | 200 km

Profil 4. Etappe der Deutschland Tour 2018