Emanuel Buchmann

Die Entscheidung fiel bereits vor einigen Wochen. Emanuel Buchmann wird in diesem Jahr nicht bei der Tour de France starten. Schon bei der Saisonplanung war Buchmann als Kapitän für eine der drei Grand Tours eingeplant, nun fiel die Entscheidung auf die Spanien-Rundfahrt. „Es war auch mein Wunsch, in eine Grand Tour als Kapitän zu gehen. Im vergangenen Jahr habe ich gesehen, dass es ganz gut lief und in diesem Jahr will ich schauen, wie weit es im Gesamtklassement geht, wenn ich mit Top-Form am Start stehe“, sagt Buchmann. Im Juli 2017 beendete er die Tour als 15, war aber nicht in Top-Form am Start. 

 

Kein Tour-Parcours für Buchmann 

„Die Tour wäre vielleicht noch ein bisschen zu viel gewesen, und außerdem ist Rafal (Majka) als Kapitän gesetzt“, antwortet Buchmann auf die Frage, warum die Wahl auf die Vuelta, und nicht auf die Tour fiel. Der Parcours der Tour de France 2018 kommt reinen Kletterern wie ihm nicht entgegen. „Die erste Woche der Tour ist für Bergfahrer nicht sehr spaßig“, spielt Buchmann auf die schwierigen Etappen zu Beginn der Rundfahrt an, wo es auch über das Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix geht. Die Vuelta 2018 hat einen typischen Charakter: schwer und eine Angelegenheit für die Kletterer. Unter sportlichen Gesichtspunkten ist die Entscheidung für die Vuelta nachvollziehbar. Mit großer Hitze, die man bei der Vuelta erwarten kann, hat Buchmann ebenfalls keine Probleme. 

Auch in Sachen Aufmerksamkeit dürfte dem international ausgerichteten Team wegen Buchmanns Fehlen bei der Tour nicht bange sein. Rafal Majka und vor allem Peter Sagan dürften Garanten für Schlagzeilen sein. Das deutsche Fernsehen hingegen hätte sich einen Start Buchmanns sicher gewünscht. 

 

Der nächste Schritt

„Ich denke schon, dass ich mich noch einmal weiterentwickelt habe“, sagt Buchmann. Vor allem an seiner Explosivität hat der 25-Jährige gearbeitet. „Ich merke, dass ich an den kürzeren Anstiegen besser drauf bin, als in den vergangenen Jahren“, sagt Buchmann. Das ist vor allem nötig, um Tempowechsel und Attacken mitgehen zu können. Mit seinen bisherigen Leistungen, vor allem bei der Tour de Romandie und der Baskenland-Rundfahrt ist er sehr zufrieden. 

Hart gearbeitet hat Buchmann auch an seiner Zeitfahrleistung. Die Position wurde im Winter noch einmal angepasst und er hat deutlich mehr auf dem Zeitfahrrad trainiert. „Die Zeitfahren, die ich in dieser Saison bislang gezeigt habe, waren nicht schlecht“, sagt Buchmann, der im Baskenland beim flachen Zeitfahren (19 km) auf Sieger Roglic weniger als eine Minute verlor und 18. wurde. Für einen Fahrer wie ihn ein sehr ordentliches Ergebnis.

 

Top-10 als Ziel

„Ich will die drei Wochen so gut es geht durchkommen, das ist klar. Mein Ziel ist ein Platz unter den Top-10 in der Endabrechnung“, so Buchmann. Die Vuelta wird für ihn auch ein Test. Sie wird zeigen, wie weit es über drei Wochen gehen kann, wenn er die Kapitänsrolle hat. Bislang war er nie bei einer Grand Tour als Kapitän ins Rennen gegangen, ist auch bei der Tour 2017 erst nach dem Ausscheiden von Rafal Majka in die Leaderrolle aufgerückt. „Wenn man sich das ganze Jahr darauf konzentriert und mit Topform reingeht, ist das sicher noch einmal etwas ganz anderes“, ist sich Buchmann sicher. Im vergangenen Jahr war der Formhöhepunkt beim Critérium du Dauphiné, dass er als Siebter beendete. Dennoch reichte es bei der Tour zu Platz 15.

 

Erst das Critérium du Dauphiné, dann zur Vuelta und anschließend die WM

Im Mai wird Buchmann noch einmal ein Höhentrainingslager einlegen und dann zum ersten großen Saisonhöhepunkt, dem Critérium du Dauphiné reisen. Nach einer Pause geht es dann an die Vorbereitung auf die Vuelta. Nur zwei Wochen nach der Spanien-Rundfahrt steht die schwere WM in Innsbruck an. „Ja, sie ist gut“, antwortet Buchmann mit einem Grinsen auf die Frage nach der WM-Strecke. Er hat sich den Parcours bereits angeschaut und glaubt, dass  die Form auch für Innsbruck noch reicht: „Die WM ist zwei Wochen nach der Vuelta, genau wie 2016 das Olympische Straßenrennen nach der Tour de France – da hat es auch gut geklappt“.