Giro 2018

 

Simon Yates – der Stärkste

Jede Attacke die gesetzt wurde konnte Yates scheinbar locker mitgehen. Er hatte Esteban Chaves vorn und wartete lange ab. Doch dann griff er selbst und niemand konnte folgen. Wow. Dass Yates selbst angriff, war natürlich auch ein wenig riskant, denn hätte ein andere Fahrer folgen können, wäre man im Sprint Gefahr gelaufen, den Etappensieg herzuschenken. Doch Yates war so überlegen, dass er problemlos alle anderen abhängte und Rosa übernimmt. 30 Sekunden hat er inklusive Zeitbonifikation rausgeholt – das kann am Ende sehr wertvoll sein.

 

Pozzovivo, Bennett, Pinot und Yates – die stärksten Kletterer

Immer wieder wurde das Tempo forciert und attackiert – die Favoriten mussten am Ätna zeigen, was sie bergauf drauf haben. Man konnte sehen, dass George Bennett, Simon Yates, Domenico Pozzovivo und Thibaut Pinot etwas stärker waren, als der Rest. Da Yates zunächst nur mitrollte, weil Chaves voraus war, konnte man erst am Ende sehen, dass er zumindest an diesem Tag der Stärkste war. Aber dieses Quartett hatte sich mehrfach gelöst und den Rest abgehängt. Allesamt Leichtgewichte, die im Zeitfahren nicht zu den Allerbesten gehören. Das deutet auf einen spannenden Giro hin, denn diese Bergfahrer werden alles daran setzten, Chris Froome und vor allem Titelverteidiger Tom Dumoulin Zeit abzunehmen. Schließlich gibt es nich ein langes Zeitfahren, bei dem diese Extrakönner mehrere Minuten aufholen können. Eine gute Konstellation für ein interessantes Rennen.

 

 

Dumoulin (noch) nicht so stark wie 2017?

Tom Dumoulin hat auch selbst mal die Konkurrenz mit einen Angriff getestet, weil er „noch ein wenig mehr in sich spürte“. Abhängen konnte er die anderen Mitfavoriten nicht, stattdessen musste er selbst kämpfen, um zu Pozzovivo & Co dranzubleiben. Dass Dumoulin dabei eine Attacke nicht sofort pariert und dann mit viel Power das Loch wieder zufährt, ist nicht ungewöhnlich. Dumoulin ist im Vergleich zu Pozzovivo der schwerere, aber kraftvollere Fahrer. Doch als Simon Yates seinen entscheidenden Angriff platzierte, versuchte Thibaut Pinot sofort zu folgen, schaffte den Sprung aber nicht an dessen Hinterrad. In dieser Situation verlor Dumoulin den Anschluss und konnte erst durch Froomes Hilfe wieder zur Gruppe um Pinot und Pozzovivo aufschließen.

Es scheint so, als sei Dumoulin (noch) nicht so stark wie im im vergangenen Jahr. Doch mit nur 16 Sekunden Rückstand auf Yates und dem langen Zeitfahren zum Auftakt der letzten Woche liegt der Titelverteidiger mehr als gut im Rennen. Dumoulin sagte nach dem dem Rennen, dass er nicht die besten Beine hatte und dennoch mithalten konnte. Mal sehen, wie es bei der nächsten Bergankunft läuft.

 

Peakt Froome erst in Woche drei?

Es ist offensichtlich, dass Chris Froome nicht die Form hat, wie 2017 bei der Vuelta oder Tour. Doch dieser Giro ist noch lang und erst die letzte Woche wird über Sieg und Niederlage entscheiden. Es ist gut möglich, dass Froome seinen Formaufbau dahingehend gestaltet hat. Das würde noch mehr Sinn ergeben, betrachtet man den weiteren Saisonplan. Ein späterer Formhöhepunkt beim Giro, dann eine kurze Pause und ab zur Tour, wo man schon in der ersten Woche voll gefordert ist. So ähnlich klappte das bei Froome 2017 mit Vuelta und Tour. Bei Tirreno-Adriatico im März war er noch weit weg, von der Konkurrenz. Bei der Tour of the Alps im April lief es schon besser und am Ätna rollte er am Rad von Tom Dumoulin ins Ziel. Man sollte den Briten nicht zu früh abschreiben. 

 

Richard Carapaz – die große Entdeckung?

Im Team Movistar gibt es nicht nur eine enorme Star-Dichte, sondern ist auch das Leistungsniveau ist enorm. Für junge Fahrer ist es daher nicht immer leicht, sich in Szene zu setzten. Doch Richard Carapaz ist das schon im vergangenen Jahr gelungen. Er fuhr stark bei der Vuelta a Castilla y Leon und auch bei der Route du Sud. Doch so richtig in den Fokus fuhr er sich erst bei der Vuelta, als er sowohl bei der Bergankunft in der Sierra de La Pandera , als auch am Angliru  unter den ersten 15 das Ziel erreichte. Carapaz ist kein Fahrer, der sofort auffällt, aber er ist mit seinen 24 Jahren schon in der Lage, bei den Besten mitzufahren. Bei diesem Giro d’Italia bekommt er die Chance, auf eigene Rechnung zu fahren. Bislang macht er das mehr als gut und holte sich am Ätna das Weiße Trikot. Der Ecuadorianer könnte zur großen Entdeckung dieses 101. Giro werden.