Nico, was überwiegt, die Freude über Platz zwei oder die Enttäuschung über den verpassten Etappensieg?

Das ist schwer zu sagen. Die Teamleitung hat gesagt, dass ich das perfekte Rennen gefahren bin. Ich habe alles gegeben was ich hatte und am Ende war Matej einfach stärker. Natürlich hätte ich lieber gewonnen, aber ich habe keinen Fehler gemacht und es war einfach nicht mehr drin. 

 

Du hattest dir die Etappe im Vorfeld ausgeguckt?

Ja, die hatte ich mir ganz fett angestrichen. Wir dachten ja eigentlich, dass da eine große Gruppe durchkommt, aber dann war es so ein Chaos-Rennen. Ich hatte mir alles ganz genau angeschaut und wir sind das Finale auch bei der Besprechung noch einmal durchgegangen.

 

Als du attackiert hast, waren Matej Mohoric und Davide Villella schon weggefahren – wann fiel bei dir die Entscheidung, nachzusetzen?

Es war so, dass ich mich im Rennen wirklich sehr gut gefühlt habe. 100 Kilometer vor dem Ziel sagte mein Teamkollege zu mir, dass er völlig breit ist. Mir ging es noch gut und ich hab mich dann mal umgeschaut. Da waren echt viele schon richtig am kämpfen. Dann habe ich abgewartet, wollte eigentlich bis nach der Bergwertung warten, mit dem Angriff. Doch dann fuhren Sergio Henao und Alessandro de Marchi an der Bergwertung los. Ich dachte: da musst du jetzt mit.

 

Doch die hast du dann schnell angehängt.

Das war nicht geplant. Ich habe einfach über die Wellen voll durchgezogen, wir wollten ja vor zu Mohoric. Ich habe einmal kurz gewartet und dann aber Vollgas gegeben. Ich hatte einfach die Beine meines Lebens. Als ich vorn ankam, wollte Villella nicht mitführen und Mohoric attackierte. Ich habe dann ein Loch aufgehen lassen und bin allein nach vorn zu Matej. Dabei musste ich wirklich richtig tiefgehen.

 

Wie lief das Finale aus deiner Sicht – war er einfach stärker?

Ja. Man muss schon sagen, wenn er nicht die meiste Arbeit gemacht hätte, wäre ich eingeholt worden. Ich musste alles raushauen, was ich hatte um noch einmal zu ihm aufzuschließen. Er hatte einfach das eine Korn mehr. Ich war an seinem Rad, habe gewartet und bin dann losgesprintet, aber ich kam nur neben ihn und bin dann verhungert. Er hat das clever gemacht, denn es war etwas Wind von rechts und er blieb links. So hab ich ihm etwas Windschatten gegeben, aber am Ende war er einfach stärker als ich.

 

Deshalb auch die Gratulation im Ziel?

Ja, das gehört für mich dazu. Wir haben fair und hart gekämpft, am Ende hat er verdient gewonnen und verdient auch die Gratulation.

 

Bist du jetzt erst richtig heiß und willst gleich wieder in die nächste Gruppe?

Natürlich (lacht). Aber um ehrlich zu sein, gibt es für mich kaum noch Chancen. In den Bergen muss ich arbeiten und bei den Flachetappen auch. Heute war der Tag für mich und den habe ich genutzt. Aber wenn sich mal wieder eine Chance bietet – ich werde nicht zögern.