Profil der 14. Etappe des Giro 2018

In diese Etappe werden einige Fahrer mit einem mulmigen Gefühl gehen. Es ist ein schweres Teilstück, dass keine Schwäche verzeiht. Über 186 Kilometer geht es von San Vito al Tagliamento zum Monte Zoncolan. Mit 4300 Höhenmetern ist diese Etappe angegeben. Es ist eine von drei Monsteretappen dieses Giro. Der Schlussanstieg ist der berühmte Monte Zoncolan. Das ist kein Berg, das ist eine fiese Rampe. 10 Kilometer Horror. Die Rampe der Schmerzen. Die ersten zwei Kilometer geht es steil (9,1%) bergan, danach wird es krank. 4 Kilometer mit durchschnittlich 15,4 %. Während es für die Helfer hier nur darum geht, irgendwie oben anzukommen, werden die Favoriten auf den Gesamtsieg die Grenzen ihres Körpers erkunden. Dieser Anstieg kann zum Wendepunkt dieses Giro werden. Wer hier eine Schwäche hat, verliert auf 10 Kilometer den Giro.

 

Die Strecke

Karte der 14. Etappe des Giro 2018

Es ist eine sehr schere Etappe, die mit einem Einrollen beginnt. Die ersten 100 Kilometer geht es gen Norden und tendenziell leicht bergan, aber mehr als ein paar kurze Hügel gilt es nicht zu bewältigen. Die ersten beiden Anstiege des Tages sind kurze Rampen, aber noch keine schweren Berge. Dennoch wird es den Fahrern ein paar Körner aus dem Körper ziehen. Bevor es zum zweiten Anstieg geht, ist man dem Ziel sehr nahe, doch man fährt nicht geradeaus zum Schlussanstieg, sondern rechts weg auf eine bergige Schleife.

Die ersten beiden Anstiege der 14. Etappe des Giro 2018

Schweres 50km-Finale

Bei Rennkilometer 116 ist die Verpflegungszone erreicht und wenig später wird in Paularo der zweite Zwischensprint abgenommen. Dann beginnt das schwere, fast 50 Kilometer lange Finale der Etappe.

Zunächst steht der Anstieg zum Passo Duron (Kategorie 2) an. Es geht zwar nur 4,4 Kilometer bergauf, aber das mit durchschnittlich 9,6%. Vielleicht drückt hier bereits ein Team aufs Tempo um die Konkurrenz müde zu machen.

Profil Passo Duron

Nach einer 10 km langen Abfahrt folgt der vorletzte Anstieg des Tages. 7,6 Kilometer geht es mit 5,6% durchschnittlicher Steigung hinauf zur Sella Valcalda. Es ist ein Anstieg, der immer steiler wird und Passagen von 12% Steigung hat. Ist das Tempo hier hoch, tut es mächtig weh.

Anstieg zur Sella Valcalda

 

Der Zoncolan – das große Finale

Zum Schluss wartet das Monster. 10,1 Kilometer, 11,9 % im Schnitt, Passagen von 22% Steigung. Guten Appetit. Es ist ein Anstieg der keine Schwäche verzeiht. Es gibt nach den ersten Kilometern keinen Moment zum Verschnaufen. Es ist steil, brutal steil. Man startet in Ovaro auf 530 Metern über Meeresspiegel und erreicht nach 10,1 Kilometern den Gipfel in 1730 Metern üNN. 40:23 min benötigte Michael Woods für die letzten 7,5 km zum Gipfel, als er sich den Anstieg am 24. April anschaute. Das bedeutet 11,2 km/h und Rang 3 bei Strava.

Profil des Monte Zoncolan

Die ersten Meter des Anstiegs sind nicht supersteil, aber die Favoriten werden versuchen vorn in den Anstieg zu fahren. So ist das Tempo sicher schon hoch. Nach knapp zwei Kilometern kommt noch einmal ein Flachstück – ab dann ist es für einige Zeit brutal steil. Etwa zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel ist es noch einmal kurz flacher (5%), die letzten Meter geht es dann wieder mit mehr als 10% bergan.

Karte des Finales der 14. Etappe des Giro 2018

 

Die Favoriten

Es ist ein extrem schwerer Tag, bei dem die Favoriten die Karten auf den Tisch legen müssen. Vielleicht setzt sich früh im Rennen einen starke Fluchtgruppe ab, aber die Chancen, dass sie durchkommen erscheinen wohl nicht besondern hoch. Es wird sich wohl im Finale ein Team finden, dass für ein hohes Tempo sorgt und so das Rennen schwer macht. Spätestens am Zoncolan wird es ein Feuerwerk der Favoriten geben. Fahrer für eine starke Fluchtgruppe gibt es dennoch einige. Giulio Ciccone etwa hätte gute Chancen auf den Etappensieg, wenn er mit ausreichend Vorsprung in den Schlussanstieg geht. Vielleicht schicken auf die Favoriten-Teams einen Fahrer in die Gruppe. Kenny Elissonde von Sky, Robert Gesink von LottoNL, oder Mikel Nieve von Mitchelton-Scott wären ebenfalls Kandidaten auf den Etappensieg, sollten sie mit einer Gruppe durchkommen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass eine Gruppe durchkommt, aber ein Sieg am Zoncolan ist ebenfalls mit viel Prestige behaftet, so werden die Favoriten auf Rosa versuchen, auch den Tagessieg unter sich ausmachen. Bergauf zählt ohnehin Watt/kg und bei diesem extrem steilen Anstieg sind die Leichtgewichte natürlich im Vorteil. Tom Dumoulin, der ein herausragender Roller ist, aber einige Kilo mehr auf die Waage bringt, als etwa Domenico Pozzovivo oder Simon Yates, wird es hier schwer haben. 

So wie sich Simon Yates bislang bei diesem Giro präsentiert hat, ist der Favorit auf den Sieg am Zoncolan. Er war mit Abstand der Stärkste und dass er keine 60 kg auf die Waage bringt, ist ein Vorteil. Aber der Druck ist groß und Yates weiß, dass alle auf ihn schauen. Da ist auch mentale Stärke gefragt. Auch Domenico Pozzovivo ist in herausragender Form und dem Routinier dürfte der Anstieg liegen. Thibaut Pinot und Tom Dumoulin sind ebenfalls stark einzuschätzen, genau wie Davide Formolo, der bei diesem Giro immer besser in Tritt kommt. 
Hinter der Form von Chris Froome muss man ein Fragezeichen setzten. Klar, hat er bislang nicht das gezeigt, was ihn zum Toursieger gemacht hat, aber sein Formaufbau ist sicher so gewählt, dass er erst am Ende des Giro bei 100% ist. Froome hat bereits viel Rückstand in der Gesamtwertung und darf sich am Zoncolan keine Schlappe erlauben, will er tatsächlich noch eine kleine Chance auf den Gesamtsieg wahren. 
Leichtgewicht George Bennett ist mehr als zwei Minuten in der Gesamtwertung zurück und könnte davon profitieren, wenn sich die anderen Favoriten anschauen und belauern. Das Leichtgewicht ist wie gemacht für diesen fiesen Anstieg.
 

***** Simon Yates
**** Domenico Pozzovivo, Thibaut Pinot, 
*** Davide Formolo,  George Bennett, Michael Woods 
** Miguel Angel Lopez, Richard Carapaz, Tom Dumoulin
* Ben O’Connor, Chris Froome, Fabio Aru

Start: 11:55 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr

 


Die weiteren Etappen in der Übersicht & mit Profil: 

14. Etappe | 19. Mai | SAN VITO AL TAGLIAMENTO – MONTE ZONCOLAN | 181 km *****
15. Etappe | 20 Mai | TOLMEZZO – SAPPADA | 176 km ****
Ruhetag 21. Mai
16. Etappe | 22. Mai | TRENTO – ROVERETO | 34,5 km ITT ***
17. Etappe | 23. Mai |  FRANCIACORTA STAGE (Riva del Garda – Iseo) | 155 km **
18. Etappe | 24. Mai |  ABBIATEGRASSO – PRATO NEVOSO | 196 km ****
19. Etappe 25. Mai |  VENARIA REALE – BARDONECCHIA | 181 km *****
20. Etappe | 26. Mai | SUSA – CERVINIA | 214 km *****
21. Etappe | 27. Mai | ROMA – ROMA | 118 km *
   

15. Etappe | 20 Mai | TOLMEZZO – SAPPADA | 176 km

Profil der 15. Etappe des Giro d’Italia 2018
Die Etappen zum Durchklicken/wischen: „Pfeiltaste rechts“ = zur nächsten Etappe 

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