Profil der 19. Etappe des Giro 2018

Satte 4500 Höhenmeter, 185 Kilometer, vier Anstiege und eine schwere Bergankunft – diese 19. Etappe schreit nach Gemetzel. Es geht über den berühmten Colle delle Finestre, zu dessen Gipfel ein unbefestigter Weg führt. Die Bergwertung, am höchsten Punkt dieses 101. Giro ist zwar schon 75 Kilometer vor dem Ziel erreicht, aber vielleicht sehen wir dennoch Attacken an diesem schweren Anstieg. Denn Leader Simon Yates hat am Donnerstag zum ersten Mal in diesem Giro Schwächen offenbart und so wittert die Konkurrenz ihre Chance. Es könnte eine dieser Etappen werden, die in die Geschichte eingehen. Sollte wirklich schon am Finestre angegriffen werden, würde es das ganze Rennen sprengen. Vor allem die Fahrer, die schon einen etwas größeren Rückstand haben, könnten versuchen, früh anzugreifen.

Doch nach dem Colle delle Finestre folgen noch zwei Anstiege. Es geht hinauf nach Sestriere und dann zum Schlussanstieg in Jafferau. So werden sicher einige der Favoriten versuchen, einen ihrer Helfer in der Spitzengruppe zu platzieren, damit sie im Falle einer Attacke am Finestre im weiteren Verlauf noch Hilfe bekommen können.

Der Kampf um die Gruppe dürfte erneut sehr intensiv werden, denn mit der „Cima Coppi“ Wertung am Gipfel des Finestre winken viele Punkte im Kampf um das Bergtrikot diese Giro. 

 

Die Strecke

Karte der 19. Etappe des Giro 2018

Nach dem Start geht es zunächst moderat, nach einigen Kilometern steiler bergauf. Es geht zum Colle del Lys, dessen Gipfel bei Rennkilometer 48,7 erreicht ist. Vermutlich wird sich eine Gruppe mit starken Fahrern absetzten, denn bei Attacken bergauf sind Kletterqualitäten gefragt. Vielleicht dauert es auch bis Kilometer 34 ehe die Gruppe sich bildet, denn dann beginnt der eigentliche Anstieg zum  Colle del Lys.

Profil des Colle del Lys

Nach dem Gipfel folgt eine mehr als 10 Kilometer lange Abfahrt und anschließend geht es 30 Kilometer flach zum Fuße des Colle delle Finestre. Dieser Anstieg ist lang und schwer. Zudem sind nur die ersten Kilometer asphaltiert. Die letzten fast 8 Kilometer zum Gipfel geht es über Schotterstraßen. Dieser Colle delle Finestre ist 18,5 km lang und im Schnitt 9,2 % steil. Flache Passagen zum Erholen gibt es nicht. Zudem wird die Höhe den Fahrern Probleme bereiten. Im Jahr 2017 war es Tom Dumoulin, der am Stelvio Probleme bekam. Gut möglich, dass erneut einer der Favoriten hier Schwierigkeiten bekommt.

Profil des Colle delle Finestre

Nach der kurzen, nur etwas mehr als 10 km langen Abfahrt geht es wieder hinauf. Dann nach Sestriere. Der 16,5 km lange Anstieg ist nicht sonderlicher steil, wird aber dennoch Kraft kosten. Hier kann die Hilfe der Teamkollegen sehr wichtig sein.

Der Anstieg nach Sestriere

Es folgt erneut eine kurze Abfahrt und dann geht es zum Finale. Der Schlussanstieg ist 7,2 Kilometer lang und im Schnitt satte 9,1 % steil. Nach fast 180 anstrengenden Kilometern wird keiner der Favoriten mehr frisch in diesen Anstieg gehen. Gut möglich, dass es hier zum Großkampf und zu deutlichen Abständen kommt.

Anstieg nach Jafferau

Gleich im unteren Teil ist es sehr steil und ideal für einen Angriff. Es geht in sieben Kehren recht gleichmäßig, aber sehr steil bergauf in Richtung Ziel. Die letzten zwei Kehren folgen in sehr kurzen Abstand und die letzten Meter zum Ziel sind mit 12% recht steil. Die Zielgerade ist nur 50 Meter lang.

Karte der letzten Kilometer der 19. Etappe des Giro 2018

 

Die Favoriten

Simon Yates hat am Donnerstag Schwäche gezeigt und die Konkurrenz wird angreifen. Miguel Angel Lopez hat gezeigt, dass er stark ist und vielleicht bläst das Astana-Team zum Großangriff. Miguel Angel Lopez hat 4:54 min Rückstand, Pello Bilbao 5:54 min – zwei Fahrer die noch Chancen auf einen Podestplatz haben, wenn sie früh angreifen. Gut möglich, dass Astana diese Karte spielt. Abwarten muss man nicht mehr, es bleiben nur noch zwei Tage um für Veränderungen im Gesamtklassement zu sorgen. Carlos Betancur, Wout Poels, Thibaut Pinot Davide Formolo – man könnte Verbündete finden, die bei einem frühen Angriff mitgehen. Das Mitchelton-Scott-Team wäre gefordert und sollte Simon Yates früh isoliert werden, könnte ein Debakel drohen. Tom Dumoulin wird selbst abwarten, aber vielleicht Sam Oomen in einer Gruppe mitschicken. Yates müsste selbst agieren, wenn Pozzovivo, Froome oder Pinot angreifen. Die Rückstände von Lopez, Pinot und Froome erscheinen groß, aber wenn Yates am Freitag 2-3 Minuten verliert, droht am Samstag ein unkontrollierbares Feuerwerk von Attacken. Vielleicht dreht auch das Sky-Team am Finestre den Gasgriff auf Anschlag und sprengt das Rennen.

Für den Etappensieg gibt es einige Kandidaten und mehrere Szenarien. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es zum Großkampf der Favoriten kommt. Schicken die Kapitäne Helfer in der Gruppe mit, müssen diese sich im Finale zurückfallen lassen und helfen. Das eröffnet den Fahrern aus der Fluchtgruppe die Chance auf den Etappensieg, die auf keinen Kapitän warten müssen. Giuilio Ciccone, Fausto Masnada, Valerio Conti, Enrico Barbin – alles Fahrer die man in der Gruppe erwarten kann, denn es geht auch um das Bergtrikot. Am Colle delle Finestre gibt es 45 Punkte für den ersten Fahrer am Gipfel. 

***** Domenico Pozzovivo
**** Miguel Angel Lopez, Chris Froome, Giulio Ciccone
*** Thibaut Pinot, Simon Yates, Davide Formolo, George Bennett
**  Tom Dumoulin, Hugh Carthy, Pello Bilbao, Alexandre Geniez
* Valerio Conti, Michael Woods, Jan Polanc, Fabio Aru

Start: 11:50 Uhr
Ziel: ~ 17:30 Uhr


Die weiteren Etappen in der Übersicht & mit Profil: 

20. Etappe | 26. Mai | SUSA – CERVINIA | 214 km *****
21. Etappe | 27. Mai | ROMA – ROMA | 118 km *
   

 

20. Etappe | 26. Mai | SUSA – CERVINIA | 214 km

Profil der 20. Etappe des Giro d’Italia 2018
Die Etappen zum Durchklicken/wischen: „Pfeiltaste rechts“ = zur nächsten Etappe 

Zurück zum Start