Profil der 9. Etappe der Tour de France 2018

Während viele Fans seit Wochen dieser Etappe entgegenfiebern, wünschen sich viele Fahrer, diesen Tag bereits hinter sich zu haben. Es wird ein hartes Rennen, vor allem für die leichten Bergfahrer. Insgesamt 15 Pflaster-Sektoren sind zu überstehen. In Summe 21,7 km KopfsteinpflasterHektikVollgas vor den Pflasterstücken. Positionskampf am Limit. Die ständige Angst vor einem Defekt.  

Es könnte ein epischer Tag werden. Mit reichlich Drama, Stürzen, Helden und einem Erdbeben in der Gesamtwertung. Das wäre natürlich der Wunsch der ASO, klammern wir die Stürze mal aus. Es geht um einen sehr prestigeträchtigen Etappensieg, aber vor allem um die Gesamtwertung der Tour. „Sollte es dazu kommen, dass ein Fahrer bei Peter dabei ist, den wir als gefährlich einschätzen und dem wir nicht helfen wollen, kann es auch dazu kommen, dass Peter dann nicht weiterfährt“, sagt Sportdirektor Enrico Poitschke im Interview vor der Tour. Beim Team EF-Drapac wird Sep Vanmarcke sich voll in den Dienst von Rigoberto Uran stellen, dass hat er bereits angekündigt.


Was eine Kopfsteinpflaster-Etappe bei der Tour von Paris-Roubaix unterscheidet

Beim Team Sky ist Geraint Thomas sicher stärker einzuschätzen, als Chris Froome. Was also wird passieren? Was macht Movistar? Wartet Alejandro Valverde auf Nairo Quintana? Kann Landa Pflaster? Auf diese Fragen gibt nicht nur die Taktik Antworten, sondern die Beine, und das unbarmherzige schroffe Pflaster der Hölle des Nordens. Es wird ein Spektakel, das ist sicher.

Die Teams und Fahrer gehen mit unterschiedlichen Wünschen ins Rennen. Nairo Quintana würde diese Etappe gern überspringen. Vincenzo Nibali überlegt noch, Regentänze aufzuführen. Diese Etappe wird hart, vom ersten Meter an. Noch nie waren so viele Kilometer Kopfsteinpflaster Teil einer Touretappe. Selbst Jens Voigt ist das zu viel. Dem Weichei

Der große „Krieg“ wird vor den Pflasterpassagen ausbrechen. Denn die Position, in der man auf das Pflaster fährt ist entscheidend. Ist man zu weit hinten, kann man kaum überholen. Gibt es einen Sturz vor dir, bist du raus. Schon ab der 3. oder 4. Pflasterpassage werden die Teamfahrzeuge weit zurück sein, weil das Feld auseinander gerissen ist. Hat man dann Defekt und steht grad kein Betreuer mit einem Rad in der Nähe, werden Sekunden zu Minuten.

Auf dem Pflaster selbst zählt das Bikehandling und vor allem WATT! Sind es am Berg die magischen 7 Watt/kg die dich zur unbezwingbaren Klettermaschine machen, ist auf dem Pave egal, was die Waage sagt. Hier die brachiale Power. Und die Coolness.

Die Fans werden die Tourfahrer so feiern, wie ihre Helden bei Paris-Roubaix. Es wird Spektakel mit Gänsehaut-Momenten, wenn die großen Helden ihr Körpersystem am absoluten Limit durch das schmale Spalier der Fans gen Roubaix bewegen. Carbon auf Pflaster, das Getöse der Fans, die Hubschrauber und das Hupen der Autos – ein wunderschöner Sound für einen besonderen Tag dieser 105. Tour.

 

Die Strecke

Nach dem Start in Arras sind es nur 47,5 Kilometer bis zum ersten Pflasterstück. „Es ist sicher leichter, in guter Position ins erste Pave zu fahren, denn es sind nicht nur die Klassiker-Spezialisten dabei“, sagt Andreas Klier vom Team EF-Drapac. Von „Kilometer 0″ bis zum Pflaster wird es eine Art Mannschaftszeitfahren der Teams geben, vermutet Klier.  „Nach den ersten drei Pflasterstücken wird man sich dann orientieren, wo die Konkurrenten sind und dann entscheiden, welchen Plan man verfolgt“, so Klier. 

Karte der 9. Etappe der Tour de France 2018

Nach dem zweiten Sektor gibt es noch einmal eine längere Pave-Pause und die Sprintwertung wird abgenommen. Ab Sektor 12 geht es Schlag auf Schlag. Das Ziel befindet sich neben der Radrennbahn in Roubaix. Es wird also nicht wie bei Paris-Roubaix eine Runde im Velodrom gedreht. Logistisch wäre das unmöglich und so ist im Sportplatz neben der Radrennbahn die Technik der TV-Stationen untergebracht.

Die Anfahrt zum Ziel der 9. Etappe der Tour de France 2018

 

Die Favoriten

Mit Greg van Avermaet, Niki Terpstra, John Degenkolb und Peter Sagan sind gleich mehrere Gewinner des Klassikers Paris-Roubaix im Feld. Doch es stellt sich die Frage, wer denn auf eigene Kappe fahren darf. Sagan muss möglicherweise für Majka fahren. Van Avermaet ganz sicher für Porte und Degenkolb für Mollema. Was ist mit Terpstra? Der könnte vielleicht für Bob Jungels fahren müssen. So wie auch Sep Vanmarcke, ebenfalls ein echter Klassiker-Spezialist. Es gibt im Peloton kein Team, das einen echten Pflasterspezialisten dabei hat, aber keinen Mann für die Gesamtwertung. So gibt es keinen echten Top-Favoriten für den Tagessieg.   

Gut möglich, dass am Ende eine Favoritengruppe um den Tagessieg sprintet. Ist etwa André Greipel auf dem Pflaster dabei, kann er am Ende den Tagessieg holen. Das gilt aber auch für andere Fahrer, zum Beispiel John Degenkolb. Es kann aber auch sein, dass eine späte Attacke erfolgreich ist, weil der Rest nur auf die Gesamtwertung schaut.  

***** Peter Sagan
**** Niki Terpstra, John Degenkolb
*** André Greipel, Arnaud Demare, Nikias Arndt
** Alexander Kristoff, Greg van Avermaet
* Sonny Colbrelli, Sep Vanmarcke, Alejandro Valverde, Philippe Gilbert

 
Start: 12:35 Uhr
Ziel: ~16:25 Uhr

Weitere Artikel zur Tour de France:
Marco Hallers Sprintanalysen.
Nikias Arndt im Interview: „Ich hatte vor dem Teamzeitfahren die Büx voll“
Die Favoriten der Tour de France 2018 mit ihren Stärken & Schwächen
Was eine Kopfsteinpflaster-Etappe bei der Tour von Paris-Roubaix unterscheidet

 


Die weiteren Etappen:

10. Etappe | Dienstag, 17. Juli | Annecy – Le Grand-Bornand | 159 km
Profil der 10. Etappe der Tour de France 2018
Die Etappen zum Durchklicken/wischen: „Pfeiltaste rechts“ = zur nächsten Etappe 

Zurück zum Start