Profil der 17. Etappe der Tour de France 2018

Seit der Streckenpräsentation im Herbst sorgt diese Etappe für gemischte Gefühle. Einige Fahrer schauen bange auf die Kletterei im Höchsttempo, die Fans freuen sich seit Monaten auf diesen Tag. Es gibt eine spezielle Startaufstellung und vermutlich wird es ab dem Startsignal Attacken geben. Es geht sofort hinauf und da die Etappe nur 65 Kilometer lang ist, können die Kapitäne gleich All In gehen. 

Dieser Tag kann die Gesamtwertung der Tour ordentlich durcheinander wirbeln. Wer hier einen schwachen Moment hat, kann sehr viel Zeit verlieren. Aber wer bereits einige Minuten hinter Geraint Thomas zurück liegt, hat wenig zu verlieren und kann sofort angreifen. Die Kapitäne können sich wohl kaum hinter ihren Helfern verstecken, denn wenn die besten Fahrer angreifen, muss der Kapitän mitgehen, sonst droht ihm Zeitverlust. Diese Etappe bedeutet Vollgas vom Start weg, und das für alle Fahrer. Denn auch wenn das Zeitlimit wie beim Zeitfahren angesetzt ist, es wird sich auch wie ein Zeitfahren in den Bergen anfühlen – an der Schwelle, den ganzen Tag!

Zudem gibt es eine Ankunft an einem neuen Berg der Tour de France. Es geht hinauf zum Col de Portet, der vor wenigen Monaten noch nicht asphaltiert war. Es ist ein steiler und langer Anstieg, der bis in große Höhe führt. Ideal für ein Spektakel und vielleicht ein großes Drama. Dieser Berg wartet darauf sich einen Namen zu machen – vielleicht sorgt ein Einbruch eines der Top-Favoriten für den Grundstein einer späteren Berg-Legende.

 

Die Strecke

Karte der 17. Etappe der Tour de France 2018

Die Fahrer werden sich alle ordentlich warm fahren und dann in der Reihenfolge im Gesamtklassement aufstellen. Die ersten  20 der Gesamtwertung starten ganz vorn. Der Rest gemäß der Position im Gesamtklassement in Gruppen dahinter. So soll sichergestellt werden, dass keinem der Favoriten auf den Gesamtsieg ein Nachteil entsteht. 

Vom Start weg geht es sofort in den ersten Anstieg. Es geht über den Col de Peyresourde hinauf zum Montée de Peyragudes. Das ist ein langer, aber nicht sonderlich steiler Anstieg. Die Steigung bis zur Bergwertung ist mit 14,9 Kilometer Länge und 6,7 % Durchschnittssteigung angegeben. 

Anstieg zum Montée de Peyragudes

Es folgt eine 10 Kilometer lange Abfahrt und ein sehr kurzes Flachstück, ehe die Sprintwertung des Tages ansteht. Anschließend geht es erneut bergan. Dann steht der Anstieg zum Col de Val Louron-Azet an. Das ist ein nicht sonderlich langer, aber recht steiler Anstieg. Er ist mit 7,4 Kilometern Länge und 8.3 % Steigung angegeben.

Profil des Col de Val Louron-Azet

Vom Gipfel des Col de Val Louron-Azet sind es noch exakt 28 Kilometer bis ins Ziel. Zunächst geht es elf Kilometer bergab, doch zum Ziel sind es noch einmal 16 Kilometer Kletterei. Dieser Col du Portet ist ein langer und steiler Anstieg, zudem das Dach der Tour in 2215 Metern üNN. Die Steigung ist mit 8.7% angegeben.

Einige Fahrer werden den unteren Teil noch von Rennen kennen, denn es ist die Anfahrt zum Pla d’Adet. Doch man biegt nach dem steilen Stück rechts weg und dann geht es einfach weiter steil hinauf. In vielen Kehren, auf schmaler Straße. Die TV-Bilder werden großartig sein, aber die Fahrer werden mächtig leiden.

Profil des Col du Portet

Gleich im unteren Teil ist der Anstieg steil und es wird, abgesehen vom Abzweig zum „neuen Anstieg“ nicht wirklich flach. Es ist ein Berg, an dem es gilt, sich die Kräfte gut einzuteilen. Die stärksten Bergfahrer werden vorn sein und alle am Limit agieren. Sollten früh Lücken zwischen den Favoriten reißen, wird wohl jeder sein Tempo fahren. Es zählt Watt je Kilogramm.

Finale der 17. Etappe der Tour de France 2018

 

Die Favoriten

Auf dieser Etappe werden wohl die besten Fahrer der Tour de France den Sieg unter sich ausmachen. Es wird die große Schlacht der Favoriten erwartet. Chris Froome, Geraint Thomas, Tom Dumoulin, Romain Bardet, Mikel Landa, Nairo Quintana, Primoz Roglic, Steven Kruijsweijk, Jakob Fuglsang, Daniel Martin – diese Fahrer liegen in den Top-10 der Gesamtwertung und werden wohl auch am Mittwoch den Sieg unter sich ausmachen. Vielleicht erlebt einer dieser Herren einen schlechten Tag und muss alle Ambitionen im Gesamtklassement begraben.

Bislang waren Chris Froome, Tom Dumoulin und Geraint Thomas die stärksten Kletterer. Sowohl Romain Bardet, als auch Nairo Quintana konnten nicht folgen, als das Trio auf dem Weg nach Alpe d’Huez attackierte. Gespannt darf man auf Mikel Landa sein. Der Spanier war nach seinem Sturz auf der Roubaix-Etappe lange beeinträchtigt, kam aber zuletzt immer besser in Schwung. Über den Tagessieg wird auch die Tagesform entscheiden. Wer einen richtig guten Tag erwischt, kann sich mit dem Sieg auch in der Gesamtwertung verbessern. 

Wird es sehr große Abstände zwischen den Favoriten geben? Diese Frage können nur die Sportler beantworten. Dabei spielt auch die Taktik eine Rolle. Greift etwa Chris Froome an und kann Tom Dumoulin immer folgen, wird das Geraint Thomas in die Karten spielen. Denn Froome wird nicht mit Dumoulin am Rad über die Berge heizen. Doch gelingt es Froome sich abzusetzen, muss wiederum Thomas eventuell die Füße still halten, denn für Sky geht es darum, die beste Konstellation für das Teams zu schaffen, egal wer Gelb trägt.

 
***** Chris Froome
**** Mikel Landa, Tom Dumoulin
*** Romain Bardet, Dan Martin
**  Steven Kruijswijk, Nairo Quintana, Geraint Thomas
* Primoz Roglic, Jakob Fuglsang, Alejandro Valverde

 
Start: 15:15 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr

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Die weiteren Etappen der Tour de France 2018 mit Profil zum Durchklicken
18. Etappe | Donnerstag, 26. Juli Trie-sur-Baïse – Pau | 172 km 
19. Etappe | Freitag, 27. Juli | Lourdes – Laruns | 200 km 
20. Etappe | Samstag, 28. Juli | Saint-Pée-sur-Nivelle – Espelette | 31 km Einzelzeitfahren
21. Etappe | Sonntag, 29. Juli | Houilles – Paris | 115 km

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