Lennard Kämna

Lennard, du bist nach fast fünf Monaten Rennpause im August ins Renngeschehen zurückgekehrt – wie fühlt es sich an?

Sehr gut, ich freue mich wieder Rennen zu fahren. Vor allem bei der Deutschland Tour dabei zu sein, bei der tollen Atmosphäre, macht großen Spaß.

 

Du hattest eine Pause eingelegt und gesagt, du willst dir Gedanken machen, wie es weitergehen soll – weisst du nun, was du willst?

Auf jeden Fall. Ich weiß, dass ich auf jeden Fall Radprofi sein will. Das war mir aber eigentlich von Anfang an klar. Im Moment bin ich sehr zufrieden.

 

Gab es wirklich einen Moment, wo du daran gezweifelt hast?

Nein, ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht aufzuhören, oder soetwas. Ich habe eine Pause gemacht, weil ich auch körperlich am Limit war. Diese Pause hat mir sehr gut getan und ich kann nun wieder sehr optimistisch in die Zukunft schauen.

 

Was steckte hinter der Pause? Man hörte von Knieproblemen und Infekten.

Knieprobleme hatte ich teilweise, aber das Problem waren einfach die Infektionen, die nach und nach immer wieder kamen. So bin ich nicht so richtig ins Training gekommen und habe es einfach nicht geschafft, eine Form aufzubauen. Irgendwie bin ich dann von Krankheit zu Krankheit gerutscht und war an einen Punkt gekommen, wo ich einfach mal rausnehmen musste.

 

Jetzt trainierst du wieder wie die Sau?

(lacht) Jetzt trainiere ich wieder wie die Sau, das kann man sagen. 

 

Was denkst Du, bist du wieder auf dem Level, wie vorher?

Ich bin auf jeden Fall auf dem gleichen Level wie zu Beginn des Jahres. Ich habe wirklich gut trainiert und würde sagen, dass meine Form sehr akzeptabel ist. Ich kann jetzt noch nicht von absoluter Top-Form sprechen, aber ich bin sehr, sehr zufrieden.

 

Was bleiben noch für Ziele in diesem Jahr, die WM?

Die WM will ich auf jeden Fall noch fahren. Sonst versuche ich einfach, noch das Beste rauszuholen. Man muss natürlich schauen, was im Rennkalender noch möglich ist, nachdem ich jetzt so spät erst wieder reingekommen aber. Aber ich versuche einfach das Beste draus zu machen.

 

Du bist noch sehr jung, im vergangenen Jahr mit 20 in die WorldTour gewechselt und hast eine starke Saison gezeigt, bist bei der Vuelta gestartet und eine sehr gute WM gefahren – nun solch ein Rückschlag, wie hast du das verkraftet und wer hat dir dabei geholfen?

Ich denke, jeder hat mal mit Rückschlägen zu kämpfen. Für mich war meine Familie eine Riesenstütze und auf dem Weg zurück habe ich auch vom Team viel Unterstützung bekommen. Es war aber keine schlimme Zeit – ich habe halt ne Pause gemacht. Da habe ich mich auch gefreut, mal rausnehmen zu können. Aber natürlich bin ich glücklich, zurück zu sein.

 

Es gab früh einen Hype um dich, nach der starken WM und dem guten Zeitfahren bei der Vuelta war dieser Hype noch intensiver. Wie sehr hast du das gespürt, gerade auch in der Zeit, wo es nicht so lief? Oder kannst du das komplett ausblenden?

Ich habe mich in der Pause kaum mit den Medien beschäftigt und auch nicht viel Radsport geschaut. Ich habe da wenig an mich rangelassen und auch bewusst kaum Interviews gegeben. So hatte ich wenig Stress.

 

Was hast du gemacht, in der Zeit der Pause?

Alles mögliche (lacht).

 

Ach komm, was hast du gemacht – ein Buch gelesen, vielleicht?

Ja, ein Buch habe ich tatsächlich gelesen, einen Psychothriller. Ich hab aber auch viel Zeit im Garten verbracht und ich war auch eine Woche im Urlaub. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, habe ich relaxed. 

 

Gibt es etwas, was du nun tun kannst, um nicht wieder in die „Infekt-Falle“ zu tappen?

Ich habe darüber auch mit meinen Trainer diskutiert und denke, dass es sehr wichtig ist, das man die Entlastungsphasen richtig timt. Dass man im Training nicht zu viel macht, auch mal sagt, „vier Stunden reichen, ich fühl mich nicht gut, ich fahre jetzt wieder heim“. Dass man sich nicht in Bredouille bringt, weil man zu viel macht.

 

Bist du jemand, den man bremsen muss?

Zum Teil, würde ich sagen. Manchmal bin ich auch jemand den man motivieren muss, aber manchmal muss ich auch gebremst werden.

 

Klingt nach einem schwierigen Athleten – bist du schwierig?

Nein. Ich bin ja in Cottbus groß geworden, da ist nicht viel mit diskutieren. Da habe ich viel gelernt und würde sagen, ich bin ein einfacher Sportler.