Profil der 17. Etappe der Vuelta 2018

Nach dem Zeitfahren vom Dienstag sind die Vorzeichen für die letzten fünf Tage klar. Die Top-6 der Gesamtwertung liegen noch sehr eng beieinander und selbst Rigoberto Uran auf Rang neun liegt nur etwas mehr als drei Minuten zurück. Der Kampf um den Gesamtsieg ist komplett offen und es sind ein halbes Dutzend Fahrer, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Sieg machen können. Das verspricht für die kommenden Bergetappen ein spannendes Rennen. Schon diese 17. Etappe am heutigen Mittwoch bietet die Chance, in der Gesamtwertung etwas zu bewegen. Es geht durchs Baskenland, den ganzen Tag auf & ab, und am Ende wartet ein extrem schwerer Anstieg – ideale Zutaten für ein Spektakel.

Simon Yates hat die beste Ausgangsposition, aber er ist auch der Mann, gegen den alle anderen Teams fahren werden. Movistar hat mit Alejandro Valverde und Nairo Quintana zwei Fahrer – sie können taktisch flexibel agieren. Gut möglich, dass sich Allianzen bilden. So könnte es passieren, dass Yates mit seiner Mitchelton-Scott-Mannschaft keinerlei Hilfe bekommt, sollte ein Fahrer früh angreifen, der nicht ungefährlich ist. Gibt es dann die Möglichkeit, Yates zu isolieren, wird man das nutzen. „Alle gegen Yates“ könnte die Folge sein. Denn klar ist, wer diese Vuelta gewinnen will, muss Yates abhängen. Und bislang macht der Brite einen sehr, sehr souveränen Eindruck.

Diese 17. Etappe hat rund 3500 Höhenmeter und ein sehr schweres Finale, dabei ist die Etappe nicht besonders lang. Zudem sind die Favoriten beim Zeitfahren am Dienstag ans Limit gegangenen. Fühlt sich ein Fahrer stark, bietet diese Etappe eine gute Chance für einen Großangriff. Das Rennen schwer machen und dann am Schlussanstieg eskalieren – vielleicht eine Idee, die auch Astana beschäftigt. Denn das Team ist stark und Miguel Angel Lopez machte bislang bergauf einen sehr guten Eindruck.  

 

Die Strecke

Karte der 17. Etappe der Vuelta 2018

Mit nur 157 Kilometern ist es keine sehr lange Etappe. Aber sie könnte durchaus intensiv werden. Abgesehen vom Schlussanstieg sind fünf weitere Berge zu erklimmen. Es sind keine langen Anstiege, aber das Terrain der Etappe ist insgesamt sehr wellig. Bereits nach 10 Kilometern geht es zur ersten Bergwertung. Hier könnte sich die Ausreißergruppe des Tages formieren. Auf den letzten 50 Kilometern geht es nur noch hoch und runter. Es sind, abgesehen vom Schlussanstieg, keine Monsterberge, aber wird schnell gefahren, summiert sich die Belastung. Gut möglich, dass hier eine Mannschaft voll aufs Gas steigt.

Das Ziel liegt am „Balkon der Biskaya“. Der Berg wird von beiden Seiten erklommen. Bereits 50 Kilometer vor dem Ziel geht es von Westen hinauf. Dann erreicht man 36 Kilometer vor dem Ziel den Bergsattel. Nach einer Schleife geht es dann von Osten hinauf, diesmal bis zum Gipfel. 

Der Schlussanstieg ist mit 7,3 Kilometern Länge und einer durchschnittlichen Steigung von 9,7 % angegeben. Der erste Kilometer geht noch, dann wird es immer steiler. Bis zur Vier Kilometer-Marke geht es die Straße hinauf, die zuvor hinab gefahren wurde. Dann geht es links weg und es wird steil. Rund drei Kilometer vor dem Ziel ist es für einige hundert Meter mehr als 20% steil. Die baskischen Fans, die Steigung und der spannende Kampf um den Gesamtsieg – es könnte ein Spektakel werden.

Profil des Schlussanstiegs der 17. Etappe der Vuelta 2018

 

Die letzten Kilometer der 17. Etappe der Vuelta 2018

 

Die Favoriten

Es stellt sich die übliche Frage, ob eine Ausreißergruppe sich den Sieg holt, oder doch die Favoriten auf den Gesamtsieg um den Tagessieg kämpfen. Mitchelton-Scott hat sicher keine großen Ambitionen, die Gruppe des Tages zurückzuholen. Sie sollen sich nur auf die Verteidigung des Roten Trikots konzentrieren. Sollte aber eines der anderen Teams zum Großangriff blasen, würde das die Chancen der Ausreißer reduzieren. 

Aber will heute Astana oder Movistar enorm viel Kraft aufwenden, um Yates anzugreifen? Vielleicht konzentriert man sich auf den Schlussanstieg, schickt einen Fahrer mit in die Gruppe, der um den Tagessieg kämpfen kann und spart die Kraft für die entscheidende Schlacht am Samstag. Oder macht man genau das nicht, versucht es mit einem Überraschungsangriff am drittletzten Anstieg und eskaliert komplett, um Yates auf den Zahn zu fühlen? Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Für eine mögliche Gruppe sind es die üblichen Verdächtigen, die in Frage kommen. Mollema, De Gendt, Rolland, King, Clarke, Mate, Bilbao, Fraile, Woods, Nibali, De Marchi, Formolo,  …. . Vor allem die Basken werden extrem motiviert sein und alles raushauen. 

Im Kampf um Rot dürfte wohl vor allem Simon Yates und Miguel Angel Lopez die Schlussrampe liegen. Nairo Quintana erscheint nicht in der Verfassung, den Rest abhängen zu können, und für Alejandro Valverde ist die Rampe wohl zu steil. Man darf gespannt sein, wie sich Steven Kruijswijk nach seinem extrem starken Zeitfahren präsentiert.

 
***** Miguel Angel Lopez
**** Simon Yates, Nairo Quintana 
*** Enric Mas, Steven Kriujswijk, Omar Fraile
**  Alejandro Valverde, Davide Formolo, Pello Bilbao
* Wilco Kelderman, Ion Izagirre, Michael Woods, Rafal Majka 

Start: 13:05 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr

 

 

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Einbruch 3. Woche – das steckt dahinter
Podcast-Vorschau mit Johannes Fröhlinger
Die Favoriten mit ihren Stärken & Schwächen

Die weiteren Etappen mit Profil zum durchklicken:
18. Etappe | 13.September | Ejea de los Caballeros – Lleida | 186,1 km
19. Etappe | 14. September | Lleida – Andorra. Naturlandia | 154,4 km (Bergankunft)
20. Etappe | 15. September | Andorra. Escaldes-Engordany – Coll de la Gallina. Santuario de Canolich | 97,3 km (Bergankunft)
21. Etappe | 16. September | Alcorcón – Madrid | 100,9 km