Nico, wie fühlt er sich an, der erste Profisieg?
Komisch. Ich hatte mir im Finale die Taktik zurechtgelegt, dass ich eine Runde vor Schluss angreife um so einem Sprint aus dem Weg zu gehen. Also habe ich kurz vor der letzten Zieldurchfahrt attackiert. Doch dann stand da plötzlich im Ziel eine „2“. Ich war dann so verunsichert, dass ich etwas rausgenommen habe und wir dann wieder zu dritt waren. Als es dann in Richtung Ziel ging, dachte ich mir: „fährst mal lieber als Erster über die Linie“. Ich war aber so unsicher, dass ich gar nicht gejubelt habe.
Doch dann kam die Freude?
Ja, und ich bin sehr, sehr glücklich. Ich habe auf diesen Sieg so lange gewartet. Eigentlich dachte ich, dass in mir alles explodiert, wenn ich den ersten Sieg hole, aber heute war es einfach komisch, weil mich die falsche Anzeige so verunsichert hat. Ich muss wohl noch Mal gewinnen, um endlich dieses Sieg-Feeling zu haben (lacht). Aber es ist großartig, der perfekte Abschluss der Saison.
War dir vor dem Rennen klar, dass heute was gehen kann?
Ja. Ich hatte schon zur WM eine super Form. In der Woche vor dem WM-Rennen bin ich im Training richtig geflogen. Doch dann hatte ich ausgerechnet am Sonntag einen schlechten Tag. Aber die Form war da und ich bin diese Woche im Training ordentlich rumgeheizt. Zudem liegt mir dieses Rennen, denn es ist ein richtiges Ekelrennen – es geht immer rauf und runter. Außerdem sind diese Coupe-de-France-Rennen (Anmerkung: französische Rennserie) immer schwer auszurechnen. Als es dann hieß, es wird regnen, wusste ich, dass es mein Tag werden kann.
Es lief für euch auch taktisch gut.
Allerdings. Das Rennen lief komisch, weil die Mannschaft Cofidis unbedingt den Coupe de France gewinnen wollte und am liebsten eine Gruppe weglassen wollte. Wir hatten immer einen Fahrer in den Gruppen dabei und waren taktisch stets in guter Position. Ich war dabei und bin dann mitgegangen, als sich die kleine Gruppe absetzte. Im Finale hat die Gruppe dann nicht mehr gut zusammengearbeitet und ich habe angegriffen. So waren wir nur noch zu dritt. Es lief wie geplant, bis zur falschen „2“ am Ziel. Aber ich habe gewonnen, das ist entscheidend.
Es war dein letztes Rennen der Saison – ein guter Zeitpunkt für einen Sieg?
Definitiv. Dieser Sieg gibt mir sehr viel Motivation für den Winter. Und als ich das letzte Mal beim letzten Saisonrennen gewann, habe ich dann gleich das erste Rennen der neuen Saison gewonnen. Ich bin einfach wahnsinnig glücklich über diesen Erfolg, er bedeutet mir sehr viel.
Du hast den Sieg zwei Menschen gewidmet, die verstorben sind, ist das richtig?
Ja. Im Sommer ist Alois Stöcklin, der in meiner Heimatregion viel für den Radsport getan hat, leider bei einem Verkehrsunfall mit dem Rad verunglückt. Und ich widme diesen Sieg meinem Freund und ehemaligen Teamkollegen Étienne Fabre. Er ist vor etwa eineinhalb Jahren bei einem Wanderunfall ums Leben gekommen. Als ich an seinem Grab stand, habe ich ihm versprochen, dass ich irgendwann ein Rennen für ihn gewinnen werde. Es hat viel zu lange gedauert.