Bei der Mallorca Challenge ist Mathis in die neue Saison gestartet. Nach zwei Jahren beim Team Katusha-Alpecin trägt er nun das Cofidis-Trikot. Vom internationalen Team mit einigen deutschen Fahrern ist er zur französischen Equipe gewechselt – auf mehreren Ebenen ein Herausforderung. „Mein Französisch ist noch gar nicht gut, da muss ich was machen“, sagt Mathis mit einem Lachen und schiebt nach, dass er Babbel für sich entdeckt hat. Dennoch gibt es keine Verständigungsprobleme. Kollege Hugo Hofstetter stammt aus dem Elsass, kann dank Mathis sein Deutsch verbessern und dem neuen Teamkollegen umgekehrt helfen. Sportlich lief es für das Duo beim Saisonauftakt gleich ganz gut, Hofstetter wurde bei der Trofeo Palma Dritter.

Mathis hat sich offenbar schnell eingefunden, im neuen Team. Neben der Sprache ist auch die Mentalität eine andere. „Alles ist ein bisschen entspannter, würde ich sagen“, so Mathis. „Es wird viel mehr und viel lauter gelacht. (lacht) Während man früher eher so für sich war, was natürlich auch durch die vielen Nationalitäten bedingt war, sind jetzt alle zusammen. Bei Katusha hat man sich eher in kleineren Gruppen unterhalten, hier ist es eher so, dass das ganze Team am Tisch zusammen ist“.

Motivierte Mannschaft

Dass er nun bei einem kleineren Team ist, merke er schon. Aber man merke auch, „dass es die Mannschaft schon ewig gibt und sie genau wissen, was sie machen“, sagt Mathis. Das Team will in die World Tour aufsteigen, hat im Vergleich zu den anderen ProConti-Teams ein üppiges Budget und eine gute Infrastruktur. „Hier wird einfach komplett professionell gearbeitet. Sie wollen ja aufsteigen und den World-Tour-Teams in nichts nachstehen. Ich kann natürlich nicht sagen, ob das nun neu ist, weil sie aufsteigen wollen, oder schon immer so war“, so Mathis. 

Der nächste Schritt

Mathis war im Nachwuchsbereich vor allem Bahnfahrer. Durch seinen überraschenden WM-Titel im Einzelzeitfahren 2016 bekam der die Chance in die World-Tour zu wechseln. „Mein Traum war es immer Radprofi zu werden, und das bei einem großen Team. Die Chance wurde mir gegeben und ich habe es gewagt. Der Schritt im ersten Jahr war sicher zu groß, aber es ist so“, sagt Mathis ruhig.

Er hatte es bei Katusha-Alpecin vor allem im ersten Jahr schwer, spricht aber von einer wichtigen Erfahrung. „Ich habe gelernt, dass man sich ab und zu auch mal durchkämpfen muss und nichts von alleine geht. Im ersten Jahr war es schwer, weil der Sprung einfach zu groß war. Ich bin gleich ganz große Rennen, wie etwas das Amstel Gold Race, gefahren und habe da richtig auf den Sack bekommen„, sagt Mathis und lacht. 

 

Menschlich weiterentwickelt

„Das war schon schwer, da mental dranzubleiben. Aber dass man dranbleiben muss, das habe ich da gelernt“, sagt Mathis ruhig und reflektiert. Vor allem als Person hat er sich weiterentwickelt. „Im Umgang mit Menschen habe ich dazu gelernt“, sagt Mathis bestimmt. „Wäre ich einfach auf der Bahn geblieben, hätte mich auf Olympia vorbereitet. Dann wäre ich immer in dem kleinen Kreis geblieben, in dem ich mich wohl fühle“, so Mathis.

Er hat sich für den anderen Weg entscheiden. „No Risk, no Fun“ war sein Motto, als er den Schritt auf die Straße zu Katusha-Alpecin wagte. „Aber ich wusste, dass es extrem hart wird“, so Mathis.  

 

Kein One-Hit Wonder

Möglich machte den Schritt in die World Tour der WM-Titel. Für Mathis ein großartiger Erfolg, aber mit einem Makel. Im TV gut zu sehen war kurz ein Lieferwagen auf der Strecke, als Mathis sein Rennen fuhr. Konkurrenten äußerten Kritik, Mathis wäre vom Windschatten des Fahrzeugs zu Gold gezogen worden.

„Hinterher haben mir schon einige im Spaß gesagt, dass ich nur wegen des Lieferwagens Weltmeister geworden wäre. Oder andere haben mich gefragt, wie ich den Motor versteckt habe“, erzählt Mathis. „Das will ich natürlich nicht hören und das ist schon noch in mir“, sagt Mathis.

„Selbst für mich war es damals unerwartet, aber ich habe extrem hart dafür gearbeitet, weil ich wusste, dass ist meine einzige Chance. Ich wusste, dass ich die WM fahre, aber eben für Pascal (Ackermann). Aber weil Lennard (Kämna) dann Europameister geworden ist, bin ich für das Zeitfahren nachgerutscht. Ab diesem Tag habe ich alles dafür gegeben, sowohl im Training, als auch in Sachen Material. Das hat sich ausgezahlt. Und die Situation mit dem Lieferwagen – das hat mich sicher nicht weitergebracht, auch wenn es vielleicht so aussah“, erklärt Mathis.

Unterstützung bekommt Mathis von seinem Kumpel Pascal Ackermann. „Nein, der Marco wäre auch so Weltmeister geworden„, sagt Ackermann, wenn man ihn auf die Szene anspricht. Bis heute sind die beiden befreundet. „Das ist mein bester Kumpel, mit dem spreche ich auch, wenn es bei mir, oder auch bei ihm mal nicht läuft“, sagt Mathis und schiebt mit einem lauten Lachen nach: „Ist aber schon lange her, bei Pascal“.

 

 
 
 
 
 
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Nice to see my old Teammates and friends here in the Race ! Tomorrow I will start the second Race this Season ?? Hopefully with the same Result as the last one ? #cofidismyteam ?@plomiphotos

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Neustart

Das Team Cofidis hatte Mathis im vergangenen Jahr früh kontaktiert. Zunächst wollte er noch abwarten, hat sich dann aber schnell für die französische Mannschaft entschieden. „Ich will mich weiterentwickeln. Ich habe im vergangenen Jahr schon einen guten Schritt gemacht, was man von aussen leider nicht so richtig gesehen hat, weil ich in den Rennen meinen Job hatte und den erledigen musste. Diesen Trend will ich fortsetzen und hoffe nun hier im Team auch mal für mich fahren zu können“, so Mathis.

Einen konkretes Ziel will Mathis noch nicht nennen. Er will sich als Sprintanfahrer gut integrieren und dann auch bei den Zeitfahren zeigen, was er drauf hat. Aber dafür muss er sich auch auf dem neuen Material erst noch einfinden. Die ersten Wochen mit der Mannschaft haben ihm gut gefallen. „Ich merke auf jeden Fall, dass ich anders aufgenommen wurde, ich habe auch eine andere Stellung. Bei Katusha bin ich spät reingekommen, musste mich erstmal beweisen und war klar in der Helferrolle – das ist jetzt hier bei Cofidis ganz anders“, so Mathis und betont, dass er auch bei seiner alten Mannschaft stets die Unterstützung bekommen hat.

Es fühle sich dennoch ein wenig nach Neustart an, erklärt Mathis und man merkt ihm an, dass er fest davon überzeugt ist, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. „Ich konnte jetzt zwei Jahre Profi sein und viel lernen. Ich habe überlegt, was ich jetzt mache. Ich will nicht das ‚One-Hit-Wonder‘ sein. Das versuche ich jetzt zu zeigen“, sagt Mathis ruhig, aber bestimmt.

Ein großes Ziel für die Saison 2019 bleibt – er will endlich eine Grand Tour fahren. Es wird vielleicht die Vuelta sein.