Paris-Roubaix 2019: Strecke, Sektoren, Startliste, Zeitplan & Favoriten | Vorschau

Den Namen „Hölle des Nordens“ hat Paris-Roubaix völlig zurecht. Diese Hatz über das grobe Pflaster Nordfrankreichs ist mit keinem anderen Rennen vergleichbar. 257 Kilometer sind es von Compiegne bis ins berühmte Velodrom von Roubaix. 54,5 km davon geht es über Kopfsteinpflaster. Es ist das härteste Rennen der Welt, physisch und mental bringt es die Fahrer ans Limit. 

„Bei Paris-Roubaix darf man nicht zu lange warten. Man braucht „Balls“ und muss mutig fahren“, sagt Katusha-Alpecin Sportdirektor Dirk Demol, der das Rennen 1988 selbst gewann. „Viele Fahrer machen den Fehler, sich zu sehr auf einen der Favoriten zu konzentrieren und folgen immer nur. Man muss selbst in die Offensive gehen, gerade wenn man nicht zu den größten Top-Favoriten gehört“, so Demol.

Mit Nils Politt und Jens Debusschere hat man zwei Fahrer dabei, die das Rennen bereits in den Top10 beendet haben. „Das bedeutet eine ganze Menge. Wir haben gute Fahrer und wollen offensiv fahren. Wir sind nicht die Top-top-top Favoriten, aber haben sehr gute Fahrer und wollen „racen“, sagt Demol bestimmt. „Nach dem Wald von Arenberg wird es immer ein wenig langsamer, und meist geht danach eine Gruppe. Wenn du beispielsweise in dieser Gruppe drin bist, kannst du weit kommen“, gibt Demol ein Beispiel. „Die Jungs dürfen nicht zu viel denken, sie müssen daran glauben und einfach fahren“ , so Demol.

Der einzigartige Charakter und die großartige Stimmung an den Pflaster-Stücken machen die Faszination dieses Rennens aus. Die Zuschauer an den Paves verwandeln den Parcours in eine Arena und die Fahrer in Gladiatoren. 

Das berühmteste Zitat zum Rennen stammt von Theo de Rooy aus dem Jahr 1985. „Dieses Rennen ist Schwachsinn. Du arbeitest wie ein Tier, du hast keine Zeit zum Pinkeln, machst dir in die Hose. Es ist ein Haufen Scheiße“ , sagte er nach dem Rennen. Als der Reporter fragte, ob er denn jemals wieder starten würde, antwortete de Rooy sofort: „Natürlich, es ist das schönste Rennen der Welt“.

„Wer behauptet, dass er es liebt, erzählt Schwachsinn“, sagte Rolf Aldag vor Jahren. Man darf Paris-Roubaix durchaus hassen, aber man muss es wohl auch irgendwie lieben, um es gewinnen zu können. Typen wie Tom Boonen und Fabian Cancellara haben es mehrfach gewonnen. Auch John Degenkolb hat „einen Stein“ daheim in einer Vitrine.

„Mindestens 50% sind die Beine. Du musst top drauf sein, um dabei bleiben zu können. Aber der Kopf ist schon extrem wichtig. An sich zu glauben, nicht aufzugeben, sich nicht verrückt machen lassen, an sein Konzept zu glauben“ sagt John Degenkolb. 

Die Strecke

Das erste Pflasterstück wird erneut rund 100 Kilometer nach dem Start erreicht. Hinter dem Ort Troisvilles geht es auf den ersten Sektor. Dieser wird jedoch etwas kürzer sein, als 2018. Der zweite Sektor ist Briastre to Viesly, dort wird das Feld den Gedenkstein für Michael Goolaerts passieren. Der Belgier hatte dort während des Rennens 2018 einen Herzstillstand erlitten und war infolge dessen verstorben.

Anschließend geht es über die Sektoren Quiévy (Sektor 26), Saint-Python (Sektor 25) und Vertain (Sektor 24). Dieser Teil ist im Vergleich zum Vorjahr etwas verändert. Ab Valenciennes (Sektor 23) ist der Parcours mit dem von 2018 identisch. 

Eine Änderung gibt es zusätzlich – nach neuen Messungen ist die Passage im Wald von Arenberg nur 2300 Meter und nicht 2400 Meter lang. Leichter ist dieser brutale Abschnitt über extrem grobes Pflaster aber nicht. 

Die Sektoren mit Schweirigkeitsgrad:

29: Troisvilles to Inchy (km 97.5 — 0.9 km) **
28: Briastre to Viesly (km 108.5 — 3 km) ****
27: Viesly to Quiévy (km 101.5 — 1.8 km) ***
26: Quiévy to Saint-Python (km 116 – 3.7 km) ****
25: Saint-Python (km 118.5 — 1.5 km) **
24: Vertain to Saint-Martin-sur-Écaillon (km 127.5 — 2.3 km) ***
23: Verchain-Maugré to Quérénaing (km 136.5 — 1.6 km) ***
22: Quérénaing to Maing (km 140.5 — 2.5 km) ***
21: Maing to Monchaux-sur-Ecaillon (km 142.5 — 1.6 km) ***
20: Haveluy to Wallers (km 156.5 — 2.5 km) ****
19: Trouée d’Arenberg (km 164.5 — 2.3 km) *****
18: Wallers to Hélesmes (km 170 – 1.6 km) ***
17: Hornaing to Wandignies (km 179 – 3.7 km) ****
16: Warlaing to Brillon (km 185 – 2.4 km) ***
15: Tilloy to Sars-et-Rosières (km 188.5 — 2.4 km) ****
14: Beuvry to Orchies (km 194 — 1.4 km) ***
13: Orchies (km 199 — 1.7 km) ***
12: Auchy to Bersée (km 206.5 — 2.7 km) ****
11: Mons-en-Pévèle (km 212 – 3 km) *****
10: Mérignies to Avelin (km 215.5 – 0.7 km) **
9: Pont-Thibault to Ennevelin (km 220 – 1.4 km) ***
8: Templeuve — L’Épinette (km 224 – 0.2 km) *
8: Templeuve — Moulin-de-Vertain (km 225 – 0.5 km) **
7: Cysoing to Bourghelles (km 232 – 1.3 km) ***
6: Bourghelles to Wannehain (km 234.5 – 1.1 km) ***
5: Camphin-en-Pévèle (km 239.5 – 1.8 km) ****
4: Carrefour de l’Arbre (km 242.5 – 2.1 km) *****
3: Gruson (km 244 — 1.1 km) **
2: Willems to Hem (km 251 — 1.4 km) ***
1: Roubaix (km 256 — 0.3 km) *

Das Finale

Die drei Sektoren der schwersten Kategorie mit 5 Sternen sind die Schlüsselstellen. Das erste ganz schwere Stück ist der Wald von Arenberg. Schon vor dem Pflaster wird es extrem schnell, denn alle wollen vorn aufs Pflaster, um nicht von Stürzen aufgehalten zu werden. Es gibt regelrecht einen Sprint bis zum Beginn des Sektors.

Nach „dem Wald“ wird geschaut, wer noch dabei ist. Es beginnt ein taktisches Rennen und ein hartes Ausscheidungsfahren. Rund 48 Kilometer vor dem Ziel kommt die nächste Schlüsselstelle – der Sektor Mons-en-Pévèle. Sektor für Sektor schwinden die Kräfte und wird der Tritt immer schwerer. Der ganze Körper arbeitet, der Tritt wird unrund.

Der legendäre Le Carrefour de l’Arbre ist eines der schwersten Pflasterstücke, nur 17 Kilometer vor dem Ziel. Wer hier noch stark ist, kann eine Vorentscheidung erzwingen. Unter tosendem Applaus kämpfen sie sich durch das schmale Spalier. Die Gladiatoren der Landstraße werden hier gefeiert, wie nirgendwo sonst. Fast alle Reserven sind aufgebraucht. Die Blicke sind leer, alle Fahrer leiden. Voller Bewunderung und Respekt feiern Radsportfans aus aller Welt ihre Helden.

Im Velodrome

Es ist unwirklich, wie die verdreckten Fahrer scheinbar in Zeitlupe ins Velodrom einbiegen. Kein runder Tritt, keine Souplesse. Hier bewegt der pure Wille die Pedale. In den hintersten Ecken ihres Körpers suchen sie nach Kraftreserven. Es geht um den „Stein der Steine“. Nur einer kann ihn gewinnen, doch alle sind sie Helden. 

Die Favoriten

In diesem Jahr gibt es keinen Top-Favoriten. Die Spezialisten sind auf einem ähnlichen Niveau und auch eine Überraschung ist bei Paris-Roubaix jederzeit möglich. Es soll leichten Gegenwind geben, was Attacken besonders schwer macht. Peter Sagan, Oliver Naesen, Zdenek Stybar, John Degenkolb, Wout van Aert, Greg van Avermaet, Dylan van Baarle, Sep Vanmarcke, Mike Teunissen, Nils Politt, … die Liste der Favoriten ließe sich locker weiterführen. Der Gegenwind dürfte den endschnellen Fahrern entgegen kommen, denn er könnte dazu führen, dass eine größere Gruppe an der Spitze ins Velodrom kommt. Dann wären Fahrer wie Degenkolb, André Greipel und Alexander Kristoff in der Favoritenrolle. Aber das wissen Oli Naesen oder Wout van Aert natürlich auch und wollen das mit aller Macht verhindern.

Sagan – nach einem Magen-Darm-Virus in der Vorbereitung nicht bei 100%
Stybar – bis zum E3-Prijs in super Form, dann aber von Virus ausgebremst, nun wieder bei 100%?
Degenkolb – fühlt sich gut und scheint bereit
Wout van Aert – bärenstark, in super Form, aber bei jedem auf der Beobachtungsliste, ausgebremst vom Gegenwind?
Greg van Avermaet – gut drauf, aber nicht so stark wie 2017
Oliver Naesen – nach Bronchitis wieder fit, aber kann er auch schon wieder 100% tiefgehen?
Sep Vanmarcke –  nach verdrehtem Knie bei der Ronde überraschend stark, aber reicht es für Roubaix?
Demare, Greipel, Kristoff – Gegenwind ist gern gesehen, aber können sie vorn bleiben?
Nils Politt – stark, in Top-Form, das kann sein Tag werden
Mike Teunissen, Dylan van Baarle, Danny van Poppel – Außenseiter, die man auf dem Zettel haben sollte
… 

***** –
**** Wout van Aert, John Degenkolb, Greg van Avermaet
*** Oliver Naesen, Dylan van Baarle, Nils Politt, Peter Sagan,
** Sep Vanmarcke, Mike Teunissen, Zdenek Stybar
* Silvan Dillier, Alexander Kristoff, Tiesj Benoot, Arnaud Demare, Edvald Boasson Hagen, Yves Lampaert, Jasper Stuyven

Wetter

Morgens noch kühl, später bis zu 10 Grad und bewölkt, Wind aus Nordost = Gegenwind

Die offizielle (vorläufige) Startliste findet ihr hier und bei PCS

Start: 11:00 Uhr
Ziel: ~17:20 Uhr

Die letzten 12 Sieger:

2018 Peter Sagan (Slv)
2017 Greg van Avermaet (Bel)
2016 Mathews Hayman
2015 John Degenkolb (Ger)
2014 Niki Terpstra (Ned)
2013 Fabian Cancellara (Sui)
2012 Tom Boonen (Bel)
2011 Johan Vansummeren (Bel)
2010 Fabian Cancellara (Sui)
2009 Tom Boonen (Bel)
2008 Tom Boonen (Bel)
2007 Stuart O’Grady (Aus)

Das Profil des Prolog der Tour de Romandie 2022

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Der Zeitplan