VDB Buch

Nun ist es bereits 20 Jahre her, dass „VdB“ bei Lüttich-Bastogne-Lüttich seine Sternstunde erlebte und mindestens halb Belgien ihm anschließend zu Füßen lag. Mit Ansage attackierte Vandenbroucke an der Redoute, zog davon und holte sich den Sieg beim schwersten und ältesten Eintagesrennen der Welt.

Was viele für den Auftakt einer Serie an ganz großen Siegen hielten, war jedoch der Anfang vom Ende. Vandenbroucke war nach Siegen bei Gent-Wevelgem, Paris-Nizza und eben in Lüttich in kurzer Zeit zum Radsportgott aufgestiegen. Sein tiefer Fall dauerte zehn Jahre und war schmerzhaft für Freunde, Familie und Fans. Mit nur 34 Jahren starb der Belgier an einer Lungenembolie im Senegal. Bei der Autopsie wurde ein Herzfehler diagnostiziert und jahrelanger Drogenkonsum festgestellt. 

Die drei Buchstaben „VdB“ stehen für eine der tragischsten Geschichten des Radsports. Zu früh und zu groß gefeiert, mit Hype, Druck und Enttäuschungen überfordert. Vandenbroucke war eines der größten Talente aller Zeiten und galt schnell als „der neue Eddy Merckx„. Doch seine Geschichte ist nicht die von Heldentaten und Siegesrekorden, sondern handelt von Drogen, Depressionen, Suizidversuchen und gescheiterten Comebacks. Neun turbulente Jahre nach seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich stellte er seine Biografie mit dem Titel „Ich bin kein Gott“ vor. Im Jahr darauf verstarb er.

 

Zwischen Extremen

Das Leben von Frank Vandenbroucke pendelte zwischen den Extremen. Im größten Glück konnte er Radrennen nach Belieben gewinnen. Er verliebte sich während der Vuelta Hals über Kopf in ein Model und schien von Sieg zu Sieg zu fliegen.

Doch es gibt auch die gegensätzlichen Geschichten: Er vergaß angetrunken seine Frau und fuhr mit dem Auto in eine Polizeikontrolle. Er schoss mit einer Waffe im Garten um sich und konsumierte wohl jahrelang Drogen. Bei einem italienischen Radrennen startete er unter dem Namen „Francesco Del Ponte„, angeblich hatte er auf die Lizenz das Foto von Tom Boonen geklebt. 

 

Ein herausragendes Buch

Über Vandenbroucke gibt es einige sehenswerte Filme und Dokumentationen (bsp. hier) Über seine letzten Stunden gibt es ein herausragendes Buch. Auf eine sehr geschickte Art gelingt es mit Zynismus und Witz ganz unaufdringlich ein Bild des VdB zu zeichnen, das die gesamte Widersprüchlichkeit seiner Person auflöst. 

Im Buch „Monolog einer Frau, die in die Gewohnheit verfiel, mit sich selbst zu reden“ werden die letzten Stunden des Radstars aus der Sicht einer Prostituierten, die mit ihm seine letzten Stunden verbrachte, erzählt. Dimitri Verhulst hatte die Geschichte als Theatermonolog angelegt, doch später ist es als Buch erschienen.
Selbst wer nichts mit Radsport zu tun hat, wird es verschlingen.

Die letzten Stunden des  „VdB“: „Monolog einer Frau, die in die Gewohnheit verfiel, mit sich selbst zu reden“

Monolog einer Frau, die in die Gewohnheit verfiel, mit sich selbst zu reden

 

von Dimitri Verhulst
9,80 Euro inkl. 7% MwSt.