Jakob Fuglsang

Die letzten Meter zum Ziel konnte Jakob Fuglsang (Astana) ausgiebig genießen. Der Vorsprung auf Verfolger Davide Formolo (Bora-hansgrohe) war groß genug und nach Rang drei beim Amstel Gold Race, Platz zwei beim Fleche Wallonne reichte es nun beim letzten Ardennen-Klassiker endlich zum Sieg. 

Der Stärkste siegt

Der 34-jährige Däne war der stärkste Fahrer im Feld und nach den tollen Leistungen in den vergangenen Rennen als Top-Favorit ins Rennen gegangen. Die Entscheidung fiel am letzten Anstieg des Rennens. „Für mich war der Gipfel die Ziellinie, denn ich wusste nach dem Recon, dass ich nicht warten darf. Ich wusste, ich musste an der Côte de La Roche-aux-Faucons eine Selektion herbeiführen“, so Fuglsang nach dem Rennen.

Sein Astana-Team brachte ihn vor dem Anstieg zur Côte de La Roche-aux-Faucons, etwa 16 Kilometer vor dem Ziel, perfekt in Position. Dann griff Michael Woods (Education First) an und Fuglsang zögerte nicht. „Als Woods seine Attacke setzte, wusste ich, dass es der richtige Moment ist, um mitzugehen“, sagte Fuglsang über die Situation. Neben Woods und Fuglsang konnte nur der Italiener Davide Formolo vom deutschen Bora-hansgrohe-Team mitgehen.

Entscheidung im letzten Anstieg

Nach der eigentlichen Steigung folgte eine kurze wellige Passage, ehe es das letzte Mal bergauf ging. „Woods hat sich dann etwas zurückgehalten und es konnte nur Gründe geben: Entweder hat er Schwierigkeiten oder er will sich schonen. Da dachte ich, dass ich es probieren muss und bin angetreten. Woods fiel zurück und auch Formolo ließ mich ein paar Meter weg. Da wusste ich: Jetzt muss ich einfach Vollgas geben“, so Fuglsang über die Situation.

Denn der Däne ist nicht sehr endschnell und hätte eine Niederlage im Sprint fürchten müssen. Doch Fuglsang zog davon und holte sich am Ende souverän den Sieg. Nur in der letzten Abfahrt gab es eine Schrecksekunde, als kurz das Hinterrad wegrutschte, er es aber aussteuern konnte. „Das hat mir noch mal etwas Adrenalin für die letzten Kilometer gegeben“, sagte Fuglsang im Ziel mit einem Lächeln.


 

2x Bora-hansgrohe auf dem Podium

Während Woods weiter zurückfiel, konnte sich Davide Formolo bis ins Ziel vor der Gruppe der Verfolger behaupten und jubelte im Ziel nach 256 Kilometern zurecht über Rang zwei. Die starke Leistung brachte ihm seinen ersten Podestplatz bei einem Radsport-Monument ein. „Fuglsang hat attackiert und ich konnte mitgehen, aber auf der Gegenwelle habe ich auf den letzten Metern den Anschluss leider nicht mehr halten können. Er war heute der Stärkste. Ich habe dann auf den letzten Kilometern einfach voll durchgezogen, und bin mit diesem zweiten Rang überglücklich“, so Formolo nach dem Rennen.

Dafür, dass die Party beim deutschen WorldTour-Team etwas größer ausfallen dürfte, sorgte Maximilian Schachmann. Der 25-jährige Berliner setzte sich im Sprint der Verfolger durch und holte so Rang drei. „Davide (Formolo) war am letzten Berg superstark und konnte vorne mitgehen. Ich war in einer Gruppe dahinter und habe Kraft gespart. Ich denke, wir sind heute alle ein super Rennen gefahren. Am Ende konnte ich im Sprint noch Rang drei holen, und mit zwei Fahrern auf dem Podium können wir superzufrieden sein“, so Schachmann.

So lief das Rennen

Bei strömenden Regen formierte sich früh einen Ausreißergruppe. Julien Bernard (Trek-Segafredo), Tobias Ludvigsson (Groupama-FDJ), Andrea Pasqualon (Wanty-Gobert), Lilian Calmejane (Total Direct Énergie), Jérémy Maison (Arkéa-Samsic) Kevin Deltombe (Sport Vlaanderen Baloise), Kenny Molly (Wallonie Bruxelles) und Mathijs Paaschens (Wallonie Bruxelles) setzten sich ab und  fuhren zwischenzeitlich rund acht Minuten vor dem Feld.  

Früh spannte sich das Team Deceuninck-QuickStep vor das Peloton und machte das Tempo. Der Vorsprung der Ausreißer schmolz schnell zusammen. 100 Kilometer vor dem Ziel lag die Spitze nur noch drei Minuten vor dem Feld.

Etwa 75 Kilometer vor dem Ziel formierte sich eine kleine Verfolgergruppe mit Philippe Gilbert, Greg van Avermaet (CCC) Schachmann und weiteren Fahrern. Doch sie wurden schnell wieder gestellt. Rund 70 Kilometer vor dem Ziel war der letzte Fahrer der frühen Ausreißergruppe gestellt und es begannen erneut Attacken.

Etwa 65 Kilometer vor dem Ziel setzten sich Tanel Kangert (Education First) und Omar Fraile (Astana) ab. Später schlossen mit Benoît Cosnefroy (AG2R-La Mondiale), Damiano Caruso (Bahrain-Merida), Michael Albasini (Mitchelton-Scott), David De La Cruz (Team Sky), Bjorg Lambrecht (Lotto Soudal), Winner Anacona (Movistar), Carlos Verona (Movistar) und Alessandro De Marchi (CCC) weitere Fahrer auf.

Kangert löste sich später und fuhr allein an der Spitze. Doch der Vorsprung betrug nur wenige Sekunden. Vor dem letzten Anstieg attackierten Tim Wellens (Lotto-Soudal) und Daryl Impey (Mitchelton-Scott). Doch dann übernahm die Astana-Mannschaft die Kontrolle und schloss schnell die Lücke.

Wenig später setzte Woods seine Attacke und löste sich mit Fuglsang und Formolo. Doch Fuglsang war der Stärkste und konnte am Ende souverän als Solist den Sieg einfahren.