Criterium du Dauphine

 

Jakob Fuglsang – so stark wie nie zuvor

Bereits 2017 gewann Jakob Fuglsang das Critérium du Dauphiné und reflexhaft wurde er von einigen Medien zum Tour-Favoriten. Fuglsang stürzte während der Tour und musste das Rennen aufgeben, er war aber ohnehin als Helfer für Fabio Aru eingeplant. Bei 12 Grand Tours ist Fuglsang bereits gestartet, Rang sieben bei der Tour 2013 war sein bestes Resultat. Er galt früh als großes Talent, auch für die großen Rundfahrten, konnte das aber nie bestätigen. So schlüpfte er eher in die Rolle des Helfers und Mann für die kurzen Rundfahrten, als in die des potenziellen Grand-Tour-Siegers. Doch das könnte sich nun ändern.

Jakob Fuglsang hat ganz offenbar in dieser Saison einen Schritt nach vorn gemacht. Der 34-Jährige zeigte ein herausragendes Frühjahr, gewann eine schwere Etappe bei Tirreno-Adriatico in beeindruckender Manier, war Zweiter bei der Strade Bianche und beendete alle drei Ardennen-Klassiker auf dem Podium. Sein Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich war extrem souverän und sehr beeindruckend. Genau so präsentierte er sich nun auch beim Critérium du Dauphiné. Er fuhr taktisch clever, ging genau dann in die Offensive, als es nötig war, blieb sonst souverän und zeigte auch ein ordentliches Zeitfahren. Mit der extrem starken Astana-Truppe an seiner Seite sollte man ihn zumindest als Außenseiter auf dem Zettel haben. Es scheint, als hätte er in diesem Jahr das Zeug für eine Top5-Platzierung, vielleicht ist sogar das Podium drin.

 

Emanuel Buchmann – der nächste Schritt

Im Jahr 2015 wurde Emanuel Buchmann Profi beim Team von Ralph Denk und durch den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft plötzlich bekannt. Er fuhr direkt die Tour de France und setzte mit Etappenrang 3 in Cauterets sofort ein Ausrufezeichen. „Wo ist Buchmann?“ hieß es seit dem während jeder Bergetappe der Tour de France in der ARD. Er galt als neue Rundfahrt-Hoffnung, was Teammanager Ralf Denk sehr freute, denn es garantiert mediale Aufmerksamkeit, vor allem in Deutschland. Denn neben der Tour interessiert es die Massenmedien nur sehr wenig, was im Radsport passiert. Doch Buchmann ist nicht das Wunderkind, das mit 22 Jahren bei der Tour vorn mitrollt. Er ist kein Übertalent, dass nur aufpassen muss, das nix schiefläuft, um bei Grand Tours vorn zu landen. 

Aber Buchmann entwickelte sich stetig. Er wurde als Helfer 21. der Tour 2016, im Jahr darauf 15. Er konzentrierte sich 2018 auf das Critérium du Dauphiné und dann die Vuelta. Bei der Spanien-Rundfahrt lief es nicht nach Wunsch. Er  konnte lange bei den Besten bleiben, lagerte dann aber zu viel Flüssigkeit ein und verlor an den Anstiegen in der Schlusswoche zu viel Zeit. Dennoch wurde er 12. Die Saison 2018 war dennoch ein Schritt nach vorn, denn er musste sich auch als Leader behaupten und mit dem Druck des Kapitäns umgehen. Er arbeitet mit dem Trainerteam um Dan Lorang akribisch, auch an den Zeitfahrqualitäten. All das zahlt sich aus.

In diesem Jahr hat Buchmann einen weiteren Schritt nach vorn gemacht. Bei der Baskenland-Rundfahrt lieferte er ein beeindruckendes Rennen und nun konnte er auch beim Critérium du Dauphiné aufs Podium fahren. Klar, er profitierte am Schlusstag auch vom Ausscheiden des Zweitplatzierten Adam Yates, aber Buchmann zeigte eine tolle Rundfahrt.

Nun geht er mit viel Selbstvertrauen in die Tour de France. Vielleicht müssen die Kommentatoren der ARD gar nicht mehr hektisch „Wo ist Buchmann?“ rufen, wenn er meist in der Gruppe des Gelben Trikots gut zu sehen ist. Ein Top10-Platz wäre ein tolles Ergebnis.

 

Froome-Schock eine Chance für Bernal

So schnell kann es gehen – eine Windböe reicht und eine ganze Saison ist im Eimer. Dabei muss man froh sein, dass Chris Froome sich nicht noch schwerer verletzt hat, als er mit mehr als 50 Sachen gegen eine Mauer krachte. Froome wollte im Juli bei der Tour den fünften Sieg einfahren und in die Reihe der großen Tour-Helden aufsteigen. Doch nun steht zunächst eine lange Reha an, ehe er für 2020 einen neuen Anlauf nehmen kann. Für sein Ineos-Team bedeutet der Ausfall eine neue strategische Ausrichtung für die Tour de France 2019. Titelverteidiger Geraint Thomas wird mit der 1 am Rad und als Kapitän ins Rennen gehen, aber der junge Kolumbianer Egan Bernal könnte zum Co-Kapitän aufsteigen. Gerade die Schlusswoche dürfte Bernal entgegen kommen und man muss abwarten, wie sich der 22-Jährige bei seiner zweiten Grand Tour schlägt. Im vergangenen Jahr wurde er nebenbei 15. – als Neo-Profi!

 

Der Crosser-Hype geht weiter

Mit nur 8 Renntagen auf der Straße ging Wout van Aert in das Critérium du Dauphiné. Und der Vize-Crossweltmeister knüpfte dort an, wo er bei den Klassikern im Frühjahr aufgehört hatte. Nach Top-Leistungen bei Strade Bianche, Mailand-Sanremo, E3-BinckBanck Classic, Ronde und Paris-Roubaix holte sich der Belgier seinen ersten Straßen-Saisonsieg beim Critérium du Dauphiné. Er gewann eindrucksvoll das Einzelzeitfahren und direkt am Folgetag den Massensprint in Voiron. Nach dem Über-Frühjahr von Mathieu van der Poel sorgt nun Wout van Aert für Furore. Van Aert bereitet sich nun auf die Tour de France vor – der Crosser-Hype geht weiter, definitiv!

 

Dylan van Baarle – Alleskönner und Edelhelfer

Inzwischen ist Dylan van Baarle 27 Jahre alt und sein Etappensieg beim Critérium du Dauphiné war erst sein vierter Profi-Sieg und der erste in der World Tour. Kaum zu glauben, bei seinen Fähigkeiten. Van Baarle ist ein echter Alleskönner. Zeitfahren, Klassiker, bergauf – der Mann kann alles. Offensichtlich wurde dies bereits in der U23-Klasse. Bei der Thüringen-Rundfahrt ließ er sich bergauf nicht abschütteln und machte im Zeitfahren den Gesamtsieg klar. Typisch Rabobank, mag man sagen. Van Baarle gewann in der Nachwuchsklasse zudem nationale Titel, die Olympia’s Tour und weitere Siege.

Im Jahr 2014 wurde er bei Garmin-Sharp Profi und gewann die Tour of Britain. Der Niederländer entwickelte sich weiter und zeigte vor allem bei den Klassikern, was in ihm steckt. Zwei Mal landete er bei der Ronde in den Top-6, bei Dwars door Vlaanderen und dem E3-Harelbeke ebenfalls in den Top-10. 

Als das Cannondale-Drapac-Team von Jonathan Vaughters im Sommer 2017 vor dem Aus stand und der Manager den Fahrern erlaubte, sich ein neues Team zu suchen, griff die Sky-Mannschaft sofort zu. Vor allem im zweiten Teil der Saison 2018 kam van Baarle immer besser in Schuss, hatte dann aber Pech bei der Vuelta. Ein Mitarbeiter der Organisation brachte den Niederländer zu Fall und van Baarle brach sich das Becken. Auch zu Beginn der Saison 2019 hatte er Pech, brach sich beim Onloop Het Niewsblad die Hand. Doch er kam schnell zurück und konnte sogar einige Klassiker fahren.

Beim Critérium du Dauphiné fuhr van Baarle erneut stark, auch bergauf. Er wirkt leichter, als vor einigen Jahren. Tempohart, gut bergauf und gut im Kampf gegen die Uhr. Bei der Tour kann der Niederländer zu einem der wichtigsten Helfer für Thomas und Bernal werden. Hält seine Form, kann er nicht nur beim Teamzeitfahren sehr wichtig sein. Vielleicht sieht man ihn in den Bergen viele Stunden im TV – vor dem Feld ein übles Tempo tretend. Ineos-Style.