Profil der 6. Etappe der Tour de France 2019

Es sind zwar „nur“ die Vogesenpässe und nicht die Alpen oder Pyrenäen, aber diese Etappe hat es in sich. Wer dieses Teilstück unterschätzt, kann ein Debakel erleben. Die Etappe ist kurz und das Finale heftig. Die Steigung zu den Planche des Belles Filles wurde im Vergleich zu den letzten Passagen etwas verlängert. Es ist ein Schotter-Stück hinzugekommen, mit 24% Steigung! Brutal. 

Doch es ist nicht nur diese letzte Steigung, die diese Etappe so gefährlich macht – es geht den ganzen Tag hoch & runter. Da das Teilstück aber nur 160 Kilometer lang ist, könnte früh ein Feuerwerk losbrechen. Nur die ersten 20 Kilometer sind flach, anschließend gibt es kaum einen flachen Meter.

Auch die letzten 60 Kilometer der Etappe sind heftig und die Rampe zum Ziel ist krass. Wer hier einen schlechten Tag hat, büßt alle Chancen auf den Toursieg ein. Nach dieser Etappe sind die Kräfteverhältnisse klar, auch wenn vielleicht nicht alle Favoriten All In gehen. Viele Fahrer kennen das Terrain von der U23 Rundfahrt Tour Alsace.

Im Feld sind übrigens drei Gesamtsieger dieser renommierten Nachwuchs-Etappenfahrt: Wilco Kelderman, Thibaut Pinot und Maximilian Schachmann. Ein weiterer Sieger ist vielleicht auch an der Strecke zu sehen – Sunweb-Profi Johannes Fröhlinger hat 2006 die Alsace-Rundfahrt gewonnen und sein Training am Mittwoch mit einem Besuch der Tour verbunden. 

Dramaturgisch bietet diese Etappe einige Szenarien. Denn mit drei Bergwertungen der 1. Kategorie und dazu noch zwei der 2. und eine der 3. Kategorie sind reichlich Bergpunkte zu holen. Wer es in die Gruppe des Tages schafft, hat gute Chancen auf das Bergtrikot. Sollte sich eine starke Gruppe formieren, könnte es den ganzen Tag schnell werden, denn die Abstände im  Gesamtklassement sind nicht riesig.

Dass sich einer der Top-Favoriten schon vor dem letzten Anstieg traut eine Attacke zu setzen ist eher unwahrscheinlich. Aber es wäre auch die Chance auf einen Überraschungsangriff. Auch der Bonussprint mit 8, 5, 2 Sek. Zeitbonifikation könnte eine Rolle in den taktischen Überlegungen spielen.

Die Strecke

Karte der 6. Etappe der Tour de France 2019

Nach dem Start in Mulhouse geht es zunächst flach gen Norden. Ab der Ortschaft Guebwiller geht es bereits leicht bergan. Der Sprint wird nach 29 Kilometern ausgetragen und anschließend beginnt die Kletterei.

Zunächst geht es zum Le Markstein 10,8 km mit 5,4 % bergauf und dann weiter zum Gipfel des Grand Ballon (weitere 1,3km/9%). Nach der langen Abfahrt steht der Col du Hundsruck (5,3km/6,9%) an und dann geht es zum Ballon d’Alsace (11km/5,8%). Über den Col des Croix (3,3km/6,1%) und den steilen Col des Chevrères (3,5km/9,5%), an dessen Gipfel der Bonussprint ausgetragen wird, geht es zur Schlusssteigung. Zunächst war dieser Anstieg als Berg der 1. Kategorie in den offiziellen Unterlagen vermerkt, nun ist er als Anstieg der 2. Kategorie eingestuft.

Profil der letzten beiden Anstiege der 6. Etappe der Tour de France 2019

 

Der Schlussanstieg ist ein fieses Ding. Unten rein direkt steil und dann bis oben eklig. Auf den letzten Kilometern gibt es zwei kurze Flachstücke, aber auch Rampen mit mehr als 20%. Bei den vergangenen Etappenankünften an den Planche des Belles Filles war das Ziel vor der letzten 24% Rampe nach dem Flachstück. Doch in diesem Jahr müssen noch ein paar hundert Meter extra geklettert werden. Wer zu früh am Limit ist, kann hier schnell einige Sekunden verlieren.

Die letzten Kilometer der 6. Etappe

Die Favoriten

Natürlich ist es möglich, dass eine frühe Ausreißergruppe durchkommt. Doch dieses Etappe ist der erste große Schlagabtausch der Favoriten und so wird das Tempo im Finale sicher sehr hoch sein, weil alle Favoriten vorn sein wollen. So scheinen die Chancen für eine erfolgreiche Flucht nicht sehr groß. Aber Fahrer wie Tiesj Benoot, Giulio Ciccone oder Thomas de Gendt könnte man in der Gruppe vermuten. Vielleicht versucht auch Simon Geschke auf seinem Trainingsterrain etwas. Es winkt immerhin das Bergtrikot, so werden einige Fahrer versuchen in die Gruppe des Tages zu kommen.

Dass es einen Favoriten-Angriff bereits vor dem Schlussanstieg gibt, ist eher nicht zu erwarten, doch vielleicht wollen Fahrer wie Thibaut Pinot oder Romain Bardet die Konkurrenz überraschen.

Pinot stammt aus dem Elsass, sein Bauernhof liegt nicht weit entfernt und seine Fans werden den Groupama-FDJ-Profi nach allen Kräften unterstützen. Für ihn wäre es der perfekte Tag, könnte er diese Vogesen-Etappe gewinnen. 

 

***** Thibaut Pinot, Daniel Martin
**** Egan Bernal, Michael Woods
*** Adam Yates, Romain Bardet, Rigoberto Uran
** Alejandro Valverde, Jakob Fuglsang, Steven Kruijswijk
* Geraint Thomas, Emanuel Buchmann, Fabio Aru, Warren Barguil, Vincenzo Nibali

 
Start: 13:05 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr

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Die weiteren Etappen

7. Etappe  | Freitag, 12. Juli | Belfort – Chalon-sur-Saône | 230 km
Profil der 7. Etappe der Tour de France 2019
 

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