Profil der 8. Etappe der Tour de France 2019

Auch wenn es auf dieser achten Etappe keinen langen Pass zu bewältigen gibt, ist es ein anspruchsvolles Teilstück mit einigen Tücken. Auf den 200 Kilometern von Mâcon nach Saint-Étienne geht es ständig auf und ab. Satte 4000 Höhenmeter müssen bewältigt werden. Was das Terrain anbetrifft, erwartet das Peloton eine Art Ardennen-Klassiker in Frankreichs Mitte. Dabei sind die Anstiege sogar noch etwas länger, als bei den hügeligen Frühjahrs-Klassikern. 

Für die Sprinter ist das Terrain viel zu schwer, so haben Ausreißer sehr gute Chancen durchzukommen. Wer in Saint-Étienne gewinnen möchte, braucht definitiv Kletterqualitäten. Aber auch für die Klassementfahrer ist es ein gefährlicher Tag. Denn es geht über schmale Straßen und anspruchsvolles Terrain. Auch einige Abfahrten haben es in sich. Wer hier den Anschluss verliert, oder kurz unaufmerksam ist, kann viel Zeit verlieren. Es ist sogar möglich, dass ein Team versucht, der Konkurrenz auf den Zahn zu fühlen und zur Attacke bläst. 

Der Kampf um Gelb gibt dieser Etappe noch mehr Würze. Denn Julian Alaphilippe ist auf solch Terrain absolute Weltspitze und würde sicher gern das Gelbe Trikot zurückerobern, dass er am Donnerstag an Giulio Ciccone verloren hat. Nur sechs Sekunden trennt das Duo, so wird Ciccone hellwach sein müssen, um Alaphilippes Angriffe abwehren zu können. Allein die Bonifikation am Bonussprint würde Alaphilippe reichen (wenn Ciccone keine Zeitbonifikation holt), Gelb zu übernehmen. Doch dazu müsste Alaphilippe als Erster über diese letzte Steigung fahren und dürfte nicht Ausreißern das Terrain überlassen. 

Gut möglich, dass den Zuschauern ein Spektakel geboten wird, und man gleich drei unterschiedliche Rennen in einer Etappe geboten bekommt – der Kampf um Etappensieg, das Rennen der Klassementfahrer um Sekunden und das Duell um Gelb.  

 

Die Strecke

Karte der 8. Etappe der Tour de France 2019

Nach dem Start in Macon geht es zunächst über leicht welliges Terrain gen Südwesten. Nach der Sprintwertung bei Rennkilometer 33 wird das Terrain anspruchsvoller. Denn nach knapp 45 Kilometern beginnt der Anstieg zum Col de la Croix Montmain. Anschließend geht es bis zum Ziel nur noch auf und ab. Insgesamt stehen sieben Bergwertungen auf dem Programm. Am Gipfel der letzten wird der Bonussprint (8,5,2 Sekunden) ausgetragen. 

Schmale Straße auf dem Weg nach Montromant – Croix de Part

Die Anstiege sind insgesamt sehr unterschiedlich und auch nicht gleichmäßig. Auf den letzten rund 70 Kilometern könnte es besonders hektisch werden. Denn der Anstieg zur Côte de la Croix de Part führt über eine sehr schmale Straße, wo kaum mehr als zwei Fahrer nebeneinander passen. Wer hier nicht weit vorn fährt, könnte schnell Probleme bekommen, wenn im Feld Lücken aufgehen. Die Abfahrt ist technisch anspruchsvoll und nicht ungefährlich. 

Der vorletzte Anstieg führt über eine normal breite Landstraße, aber nach der Steigung ist das Gelände offen und der Wind könnte den Fahrern entgegenwehen – sollten hier Lücken entstanden sein, ist es schwer, zurückzukommen. Es gibt kaum gerade Stücke auf dem Weg zur letzten Bergwertung. 

Der letzte Anstieg führt über eine schmale Straße und auf den letzten 500 Metern zum Gipfel ist es mehr als 10% steil. Vom Gipfel sind es dann nur noch 12,5 Kilometer bis ins Ziel, wobei es meist bergab geht. Zunächst auf schmaler, schlechter Straße. 

Karte der letzten Kilometer der 8. Etappe der Tour 2019

In der Anfahrt zum Ziel gibt es einige Kurven, aber es ist nicht damit zu rechnen, dass ein großes Feld geschlossen auf die letzten Meter zum Ziel geht. So dürfte es keine Schwierigkeiten geben. Etwas weniger als vier Kilometer vor dem Ziel geht es noch einmal bergauf. Rund 500 Meter mit bis zu 7%. Es ist die letzte Chance, bergauf eine Lücke zu reißen. Möglicherweise fällt hier in der Spitzengruppe die Entscheidung um den Tagessieg.

Profil der letzten Kilometer der 8. Etappe

 

Die Favoriten

Einen klaren Favoriten auf den Tagessieg gibt es auf diesem Terrain nicht. Typen wie Tim Wellens, Tiesj Benoot, Maximilian Schachmann, Julian Alaphilippe, Alessandro de Marchi oder Alexey Lutsenko zählen hier sicher zu den Stärksten. Doch Maximilian Schachmann ist als Helfer für Emanuel Buchmann dabei, und Julian Alaphilippe wird man im Feld wohl nicht einfach so wegfahren lassen.

***** –
**** Tim Wellens, Alexey Lutsenko
*** Julian Alaphilippe, Thomas de Gendt
** Tiesj Benoot, Greg van Avermaet
*  Simon Geschke, Oliver Naesen, Michael Matthews

 
Start: 12:10 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr

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Die weiteren Etappen

9. Etappe  | Sonntag, 14. Juli | Saint-Étienne – Brioude | 170 km
Profil der 9. Etappe der Tour de France 2019

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