Während Nico Denz sich bereits Anfang Oktober den Saisonurlaub verabschiedete um die Flitterwochen zu genießen, waren Fahrer wie Maximilian Schachmann und Pascal Ackermann bei der Tour of Guangxi bis Ende Oktober im Renneinsatz. Grundsätzlich ist der Herbst traditionell die Ferienzeit der Radprofis, doch die Planung für wichtige Erholungszeit läuft individuell.
Wann die Fahrer Urlaub machen, und vor allem, wann sie wieder ins Training einsteigen, gibt der Rennplan vor. „Wenn jemand Mitte Januar in Australien starten will und dort auch bereits ein wenig Form haben soll, dann wäre es natürlich gut, etwas eher in die Pause zu gehen“, erklärt Bora-hansgrohe-Trainer Dan Lorang. So bleibe mehr Zeit für den Aufbau. „Grundsätzlich ist es gut, wenn man vor dem ersten Rennen 2–3 Monate Zeit hat, etwas aufzubauen. Das ist aus Trainer-Sicht optimal“, so Lorang.
Maximal eine faule Woche
Im Urlaub kann dann auch der Profi mal faul sein und eine Woche am Strand rumliegen. Aber „in der zweiten Woche kommt ohnehin der Bewegungsdrang“, erklärt Lorang. Der Körper ist es gewohnt, sich 20-30 Stunden in der Woche zu bewegen und dann fühlt es sich für den Profi auch nicht mehr gut an, bewegungslos zu sein. „Der Kreislauf sackt in den Keller, der Blutdruck geht nicht mehr hoch, und da ist für viele einfach der Drang nach Bewegung da“, so der Bora-Coach.
Nach spätestens einer Woche sollten die Sportler diesem Bewegungsdrang auch folgen, aber ein Training streng nach Plan ist nicht nötig. „In der zweiten oder dritten Woche geht es einfach um Bewegung, ganz locker ohne Trainingsplan“, so Lorang. Denn es geht vor allem darum, dass der Sportler sich mental erholt und der Kopf wieder frisch ist. Der Körper braucht keine große Pause, ist eigentlich im Normalzustand. Denn auch während der Saison ist der Sportler bei normalem Training nicht ständig am Limit.
Leistungsfähigkeit lässt sehr schnell nach
„Wenn man nichts macht, dann fängt der Körper langsam an zu degenerieren“, sagt Lorang trocken. „Denn alles was der Körper nicht braucht, baut er wieder ab – Muskelzellen, Mitochondrien usw.“ Das geschieht auch bei den Profis sehr schnell. „Nach einer Woche noch nicht, aber so nach 14 Tagen geht es richtig los. Wenn man da eine (Verfalls-)Kurve zeichnen würde, dann könnte man sehen, dass der große Abfall so nach zwei Wochen beginnt“, erklärt der Trainer. „Wenn man in Richtung maximale Anstrengung geht, sieht man gut, dass vor allem die Kraft relativ schnell nachlässt“, so Lorang.
Der optimale Neustart
Wenn der Athlet bereits im Januar wieder richtig Rennen fahren muss, heißt es früh ab aufs Rad. „Sonst ist es immer eine Überlegung alternativ zu arbeiten“, erklärt Lorang. Vor allem Sportarten, die nicht linear sind, seien geeignet, eigentlich alles, was aus der Bewegungsachse mal rausgeht: wie Skilanglauf, Schwimmen, oder Mannschaftssportarten.
„Aus Trainingssicht wäre das durchaus sinnvoll, aber wenn der Profi schnell wieder Rennen fahren muss, ist das eher nicht möglich. Dann steigt er schnell wieder aufs Rad, aber baut in Sachen Ausdauertraining auch etwas anderes ein“, zum Beispiel Langlauf. Als die Radsaison nicht bereits im Januar voll loslegte, konnten die Profis auch mal längere Zeit alternativ trainieren. „Da konnte man zum Wintersport nach Livigno gehen und was anderes machen, das tut dem Körper gut“, sagt Lorang.
Pause und Neueinstieg individuell
Zeitpunkt und Länge der Pause sind von Sportler zu Sportler verschieden. Aber im November kommt das Team beim ersten Lehrgang zusammen und der Trainer sieht, wie erholt seine Sportler sind. In Einzelgesprächen „merkt man sofort, ob jemand noch etwas braucht, oder ob er schon wieder Gas geben will“, so Lorang, der versucht auf die Fahrer individuell einzugehen. „Man darf dann beim Einstieg auch nicht zu arg drauf pochen, dass der Trainingsplan hundertprozentig richtig umgesetzt wird, sollte es noch locker halten“, sagt Lorang und fügt an, „der Stress kommt schließlich früh genug“.