Julian Alaphilippe

Wie festgetackert steht das belgische Team Deceuninck-QuickStep an der Spitze der Weltrangliste. Die Statistik von PCS weist für die Mannschaft von Patrick Lefevere 68 Saisonsiege. So viele wie keine andere Mannschaft im Jahr 2019. Allein die Anzahl ist immens, doch steigt man tiefer in die Analyse ein, wird es noch beeindruckender. Zwei der fünf Monumente (Mailand-Sanremo & Paris-Roubaix) konnte man gewinnen, dazu acht GrandTour-Etappensiege (allein drei bei der Tour) einfahren und mit Omloop Het Nieuwsblad, Clásica Ciclista San Sebastián und Flèche Wallonne bei drei weiteren WorldTour-Klassikern triumphieren. Die Qualität der Erfolge ist auch 2019 brutal.

 

Klassiker-Equipe

Das belgische Team hat die Klassiker in seiner DNA. Läuft es im Frühjahr rund, sind alle zufrieden, gewinnt man keines der großen Klassiker-Rennen, ist die Enttäuschung groß. Der Anspruch ist enorm und der Druck ab dem „Opening Weekend“ der Klassikersaison beim Omloop Het Nieuwsblad enorm. Doch das Frühjahr 2019 lief extrem gut, für Deceuninck-QuickStep. Zunächst der Sieg beim Omloop, dann tags drauf das epische Solo von Bob Jungels bei Kuurne-Bruxelles-Kuurne. Doppelsieg zum Auftakt – perfekter Klassikereinstand. Die Siege bei Le Samyn, Mailand-Sanremo und E3-Harelbeke sorgten für Zufriedenheit. Nachdem es bei der Flandern-Rundfahrt nicht klappte, wurde eben beim Scheldeprijs und Paris-Roubaix gewonnen – brutal. Hätte man Ende April den Rennbetrieb eingestellt, es wäre dennoch keine schlechte Saison gewesen.

 

Auch bei den GrandTours erfolgreich

Über die phantastische Tour von Julian Alaphilippe muss man nicht mehr groß schreiben, denn die Art seiner triumphalen Leichtigkeit, mit der er viele Tage in Gelb durch Frankreich fuhr, ist sicher jedem Radsportfan noch präsent. Beim Giro fuhr man etwas unter dem Radar, dafür bei der Tour und der Vuelta umso auffälliger.   

 

Stars weg? Kein Problem für QuickStep

Steigt man tiefer in die Analyse ein, wird eines erneut deutlich: Dem Stab um Patrick Lefevere gelingt es immer wieder, die Abgänge großer Stars zu kompensieren. Mit Niki Terpstra hatte der wohl beste Klassikerfahrer des Jahres 2018 das Team verlassen. Dennoch dominierte man die Klassikersaison und fuhr große Siege reihenweise ein. Es waren eben Zdenek Stybar, Bob Jungels, Florian Sénéchal und Philippe Gilbert, die jubelten. 

Dazu unterstrich man erneut, die richtigen Talente zu verpflichten. Remco „Wunderkind“ Evenepoel zauberte sich durch die Saison, aber auch Fabio Jakobsen (23), Kasper Asgreen (24) und Rémi Cavagna (24) machten einen Sprung an die Weltspitze. Dass dann auch der 23-jährige Deutsche Jannik Steimle im Herbst als Stagiaire Siege einfuhr, scheint bei Quick-Step eher als Selbstverständlichkeit, als Sensation.

 

Clevere Transfers & Vollgas ins Jahr 2020

Erneut verliert das Team Deceuninck-QuickStep große Talente. Enric Mas wechselt zu Movistar, dazu verlassen die Routiniers Elia Viviani und Philippe Gilbert das Team. Verpflichtet wurden neben erfahrenen Allrounder erneut große Talente. Der erwähnte Steimle als Klassikertalent, dazu der bergfeste Andrea Bagioli (Gewinner des U23 Il Lombardia), Rundfahrer Mauri Vansevenant und die tempoharten Ian Garrison und João Almeida. Es wäre wirklich keine Überraschung, wenn es dem Team um Lefevere erneut gelänge, die nächste Generation der Topstars zu entwickeln.

Dass es gelungen ist, Julian Alaphilippe weiter an das Team zu binden, ist wohl als einer der größten Vertrags-Erfolge anzusehen. Mit „Loulou“ hat man den aktuell wohl vielseitigsten und spektakulärsten Fahrer des gesamten Pelotons in den eigenen Reihen und gute Chancen, erneut bei den großen Rennen für viel Aufmerksam zu sorgen. Sollte nun auch der Transfer von Sam Bennett von Bora-hansgrohe noch gelingen, würde man die Sprinterlücke durch Elia Vivianis Abgang schließen.

So wie das Team Deceuninck-QuickStep personell aufgestellt ist, darf man auch für 2020 eine ganze Reihe von großen Erfolgen erwarten. Man spielt bei den großen Rundfahrten zwar nicht in der Liga von Ineos oder Jumbo-Visma, ist über die gesamte Saison aber das beste Team der Welt.


Saisonbilanz der Teams 2019 – alle Folgen:

Folge 1 | Deceuninck-QuickStep – weiter Weltspitze

Folge 2 | Bora-hansgrohe – auch ohne Sagan Weltklasse

Folge 3 | Jumbo-Visma – die neue Macht

Folge 4 | UAE – gelungene Transferpolitik

Folge 5 | Astana – konstant stark

Folge 6 | Ineos – Doppelsieg bei der Tour = erfolgreiche Saison

Folge 7 | Movistar – Girosieg & Seifenopern

Folge 8 | Mitchelton-Scott – ohne top GC-Resultat dennoch erfolgreich

Folge 9 | Lotto-Soudal – auf die Kapitäne ist Verlass

Folge 10 | Trek-Segafredo – Licht und Schatten

Folge 11 |  EF Education First – ein großer Sprung nach vorn