Team Movistar | Mikel Landa, Nairo Quintana, Alejandro Valverde

Die Erfolgsbilanz des Team Movistar kann sich durchaus sehen lassen. Etappensiege bei allen drei Grand Tours, der Gesamtsieg beim Giro d’Italia durch Richard Carapaz und weitere Top-Platzierungen, wie etwa der zweite Platz von Nairo Quintana bei Paris-Nizza. Doch überglücklich wird man nicht auf das Jahr 2019 zurückblicken. Dafür gibt es zu viele offene Baustellen.

 

Miese Stimmung

Mit Nairo Quintana, Alejandro Valverde und Mikel Landa hatte man neben Richard Carapaz gleich drei Kapitäne für die großen Rundfahrten. Dass es bei mehreren Top-Fahrern mit gleichem Interesse nicht so leicht ist, für Harmonie im Team zu sorgen, liegt auf der Hand. Dass es bei Movistar nicht klappte, war offensichtlich. Während der Tour fuhren sich Valverde und Quintana gefühlt abwechselnd aus den Schuhen und sorgten bei vielen Beobachtern für Kopfschütteln. Der Zwist zwischen Valverde und Quintana wurde öffentlich und man wies sich in der Presse gegenseitig die Schuld zu. Ein Desaster für solch ein Team, dass seit vielen Jahren zur Weltspitze gehört.

Bei der Vuelta wurde es nicht viel besser. Marc Soler ruderte mit den Armen, als man ihn taktisch zurückbeorderte und er ausgerechnet Quintana helfen sollte, der sich zuvor nicht gerade als aufopfernder Helfer hervorgetan hatte. Eher das Gegenteil. Der Tiefpunkt war dann die Aktion, als man nach einem Massensturz aus dem Sturzpech der Konkurrenz einen Vorteil ziehen wollte und das Tempo forcierte. Nach kurzer Zeit lenkte man ein, aber Movistar hat viele Sypathien eingebüßt und muss um seinen Ruf bangen.

 

Umbruch eingeleitet

Eusebio Unzue ist einer der erfolgreichsten Teammanager der Radsportgeschichte und musste in seiner Karriere schon mehrere knifflige Situation lösen. Nun geht er eine der schwierigsten Aufgaben seit langem an. Er muss dieses Radsportdickschiff Movistar wieder auf Kurs bringen.

Landa weg. Quintana weg. Carapaz weg. Uff. Insgesamt verlassen 14 Fahrer das Team! So viel Wechsel gab es beim spanischen Team in den vergangenen Jahren nicht. Dafür wurden nun neue, junge Fahrer verpflichtet. Allein sieben Fahrer aus der Nachwuchsklasse kommen zum Team. Einer von ihnen ist der Deutsche Juri Hollmann. Radausrüster und Sponsoren freuen sich sicher über einen deutschen Sportler im Team, dass er direkt auf World-Tour-Ebene für große Erfolge sorgt, wird sicher nicht von ihm erwartet. Da sind mit Einer Augusto Rubio, Juan Diego Alba und Matteo Jorgenson andere Kaliber unter den jungen Neuverpflichtungen.

Dazu kommt mit Enric Mas ein Fahrer ins Team, der bei Grand Tours aufs Podium fahren kann, wie 2018 bei der Vuelta. Mit Marc Soler hat man zudem einen Fahrer in der Mannschaft, der sich nach vielen Rennen als treuer Helfer für eine Kapitänsrolle empfohlen hat. Das Movistar-Team wird sich stark verjüngen und die neuen Fahrer sollen für Aufschwung sorgen. Gelingt es, die Talente zu integrieren und gleichzeitig die erfahrenen Erfolgsgaranten wie Alejandro Valverde auf Kurs zu halten, kann man zurück zu alter Stärke finden. Denn wenn man trotz offensichtlicher Probleme solche Erfolge einfahren kann, wie 2019, kann im Team nicht alles schlecht sein.

 


Saisonbilanz der Teams 2019 – alle Folgen:

Folge 1 | Deceuninck-QuickStep – weiter Weltspitze

Folge 2 | Bora-hansgrohe – auch ohne Sagan Weltklasse

Folge 3 | Jumbo-Visma – die neue Macht

Folge 4 | UAE – gelungene Transferpolitik

Folge 5 | Astana – konstant stark

Folge 6 | Ineos – Doppelsieg bei der Tour = erfolgreiche Saison

Folge 7 | Movistar – Girosieg & Seifenopern

Folge 8 | Mitchelton-Scott – ohne top GC-Resultat dennoch erfolgreich

Folge 9 | Lotto-Soudal – auf die Kapitäne ist Verlass

Folge 10 | Trek-Segafredo – Licht und Schatten

Folge 11 |  EF Education First – ein großer Sprung nach vorn

Folge 12 | Groupama-FDJ – eine ordentliche Saison  

Folge 13 | Bahrain-Merida – ein Schritt in die falsche Richtung

Folge 14 | Saison 2019: Die Bilanz der WorldTour-Teams | AG2R – zu wenig Siege