Nans Peters

Nur zwei Siege gelangen dem Team Ag2R 2019 in der World Tour – zu wenig für die französische Equipe. Doch es ist nicht nur die Zahl der Siege, die darüber entscheidet, ob eine Saison erfolgreich war, oder enttäuschend. Bei der Mannschaft von Teamchef Vincent Lavenu lief im Jahr 2019 einiges schief. Doch es gab auch eine ganze Reihe von starken Rennen und guten Ergebnissen. Rundfahrer Romain Bardet konnte die Erwartungen nicht erfüllen, dafür lief es bei den Klassikern ordentlich. Ein durchwachsenes Jahr mit zu wenig Siegen.

Oli Naesen mit gutem Frühjahr

Das Team Ag2R startete gut in das Jahr 2019. Der erste Sieg wurde bei der Drome Classic durch Alexis Vuillermoz Anfang März eingefahren. Beim wichtigen Etappenrennen Paris-Nizza wurde Bardet Gesamtfünfter und auch bei kleineren Rundfahrten zu Beginn der Saison lief es ordentlich. 

Konstant stark war man beim ersten richtigen Saisonhöhepunkt – den Klassikern. Von den wichtigen acht Pflaster-Klassikern vom Omloop Het Nieuwsblad bis Paris-Roubaix landete man sechs Mal in den Top10. Nimmt man Dwars door Vlaanderen aus, war man immer Top15. Dabei war es vor allem Klassiker-Kapitän Oliver Naesen, der für die Top-Resultate sorgte. Sein zweiter Platz beim Monument Mailand-Sanremo und Rang sieben bei der Flandern-Rundfahrt sind mehr als ordentliche Ergebnisse.

Auch in den Ardennen lief es für das Team nicht schlecht. Bardet wurde beim Amstel Gold Race Neunter und beim Fleche Wallonne rollte er hinter Teamkollege Benoît Cosnefroy als 13. über die Ziellinie.

Etappensieg beim Giro, Bergtrikot bei der Tour

Auch in der zweiten Saisonhälfte lief es ordentlich. Nans Peters sorgte beim Giro d’Italia für einen Tagessieg und auch Nico Denz verpasste nach einer starken Flucht nur knapp einen Tageserfolg. Für das französische Team ist die Tour de France im Juli das Saisonhighligt und mit Romain Bardet im Team hat man den Anspruch um das Podium mitzufahren.

Doch bei Bardet lief es im Juli nicht rund. Früh war klar, dass er im Kampf um das Podium keine Rolle spielen würde. Dass er am Ende neben Gesamtrang 15 noch knapp das Bergtrikot eroberte, rettete ein wenig die Tourbilanz. Anschließend verabschiedete sich Bardet erschöpft in die Saisonpause. 

Guter Herbst

Bei der Vuelta spielte man im Kampf um den Gesamtsieg erwartungsgemäß keine große Rolle, holte aber mit Geoffrey Bouchard das Bergtrikot. Dazu konnte man bei den Eintagesrennen im Herbst durchaus überzeugen. Vor allem Benoît Cosnefroy ließ sein Potenzial mehrfach aufblitzen. Der U23-Weltmeister von 2017 scheint endgültig auf World-Tour-Niveau angekommen.

Auf Dauerbrenner Oli Naesen war auch am Ende der Saison Verlass. Er landete sowohl bei Paris-Tours, als auch Binche-Chimay-Binche auf dem Podium. Und bei den italienischen Herbstklassikern holte Pierre Latour sowohl beim Giro dell’Emilia als auch bei der Lombardei-Rundfahrt Top10-Resultate.

Kontinuität

Einen großen Umbruch wird es 2020 nicht geben. Es verlassen die Routiniers Gediminas Bagdonas, Samuel Dumoulin und Hubert Dupont das Team. Auch der 25-Jährige Nico Denz sucht beim Team Sunweb eine neue Herausforderung

Verpflichtet wurden neben Naesens Bruder Lawrence eher junge Talente. Harry Tanfield wechselt nach einem Jahr als Neo bei Katusha-Alpecin zur französischen Equipe und dürfte das Budget nicht groß belasten. Der 25-jährige Andrea Vendrame kommt vom italienischen ProConti-Team Androni Giocattoli-Sidermec und verstärkt die Fraktion für die hügeligen Eintagesrennen.

Dazu kommt der 21-jährige Clément Champoussin aus der Nachwuchsmannschaft. Champoussin ist ein aufregender Mann für die Zukunft und wird ab April zum World-Tour-Kader gehören. Er wurde Vierter bei der Tour de l’Avenir und gewann den Giro della Regione Friuli Venezia Giulia. Dazu wurde er Zweiter bei Il Lombardia der Klasse U23 und landete beim Profi-Rennen Gran Piemonte in den Top10. Vor allem bergauf ist der junge Franzose stark.

Ob das Jahr 2020 erfolgreich wird, hängt wohl vor allem an den etablierten Kapitänen. Romain Bardet will beim Giro durchstarten und Oliver Naesen jagt weiter den ersten ganz großen Klassikersieg. Dazu sind mit Pierre Latour, Benoît Cosnefroy und Nans Peters reichlich Qualität im Kader. Geht es nach Teamchef Lavenu, dürfen 2020 auch gern ein paar mehr Siege hinzukommen.


Saisonbilanz der Teams 2019 – alle Folgen:

Folge 1 | Deceuninck-QuickStep – weiter Weltspitze

Folge 2 | Bora-hansgrohe – auch ohne Sagan Weltklasse

Folge 3 | Jumbo-Visma – die neue Macht

Folge 4 | UAE – gelungene Transferpolitik

Folge 5 | Astana – konstant stark

Folge 6 | Ineos – Doppelsieg bei der Tour = erfolgreiche Saison

Folge 7 | Movistar – Girosieg & Seifenopern

Folge 8 | Mitchelton-Scott – ohne top GC-Resultat dennoch erfolgreich

Folge 9 | Lotto-Soudal – auf die Kapitäne ist Verlass

Folge 10 | Trek-Segafredo – Licht und Schatten

Folge 11 |  EF Education First – ein großer Sprung nach vorn

Folge 12 | Groupama-FDJ – eine ordentliche Saison  

Folge 13 | Bahrain-Merida – ein Schritt in die falsche Richtung