Edvald Boasson Hagen

Nur sieben Siege gelangen der südafrikanischen Mannschaft im Jahr 2019. Damit genau so viele wie im Jahr zuvor, als man nach einem verkorksten Jahr das Schlusslicht im World Ranking war. Nun ist man Vorletzter im Ranking, aber kaum einen Schritt vorwärts gekommen. Die Neuzugänge schlugen nicht so richtig ein und Sprinterstar und Aushängeschild des Teams, Mark Cavendish, kam auch 2019 nicht in Schwung. Ein schwieriges Jahr, das man sicher schnell abhaken will, um mit neuem Teamnamen 2020 voll durchzustarten.

 

Schwache Klassiker

Mit Edvald Boasson Hagen und Michael Valgren hatte man zwei starke Fahrer für die flämischen Klassiker. Dazu waren mit Roman Kreuziger und Enrico Gasparotto zwei Fahrer für die Ardennen verpflichtet worden. Boasson Hagen gewann zwar den Auftakt der Valencia-Rundfahrt, konnte bei den Klassikern aber keine Top-Resultate einfahren. Auch Neuzugang Valgren, der 2018 den Omloop Het Nieuwsbald und das Amstel gewonnen hatte, blieb im Frühjahr blass.

Die Ausbeute von Gasparotto und Kreuziger hielt sich auch in Grenzen. Rang 10 beim Fleche Wallonne war die beste Platzierung. Man hatte sich für das Frühjahr sicher mehr erhofft.

 

Nizzolo holt Siege

Die Verpflichtung von Giacomo Nizzolo zahlte sich hingegen aus. Zumindest war er der einzige Fahrer, der neben Boasson-Hagen Rennen gewann, abgesehen vom Nationalen Zeitfahrtitel von Amanuel Ghebreigzabhier. Drei Siege steuerte Nizzolo der Bilanz bei und holte weitere Top5-Resultate in den Sprints. Mit Rang drei in Hamburg bei den Cyclassics und Rang sechs beim Prudential RideLondon holte er zudem wichtige Punkte. 

 

Umbruch und Verbesserung?

Mark Cavendish war noch vor Jahren ein Garant für Siege und Aufmerksamkeit. Als man ihn 2016 ins Team holte, war er der beste Sprinter der Welt. Doch nur in seiner ersten Saison bei der südafrikanischen Mannschaft konnte „Cav“ liefern. Anfang 2017 wurde bei ihm das Epstein-Barr-Virus diagnostiziert und er musste lange aussetzen. Zur Tour war er dennoch wieder am Start, musste dann aber nach dem legendären Crash mit Sagan das Rennen früh verlassen. Im Jahr 2018 hatte Cavendish dann eine Pechsträhne, als er bei der Abu Dhabi Tour unverschuldet durch den Bremsassistenten eines Begleitfahrzeugs zu Fall gebracht wurde und ausschied, dann bei Mailand-Sanremo schwer stürzte und später erneut das  Epstein-Barr-Virus diagnostiziert wurde. Auch 2019 lief es nicht rund. Nun verlässt Cav das Team. 

Mit seinem Abgang verliert das Team zwar seinen prominentesten Fahrer, doch sportlich muss dies kein Verlust sein. Der Trend bei Michael Valgren im Herbst war sehr positiv, was er mit Rang fünf bei der WM unterstrich. Auch Neo Gino Mäder kam nach viel Pech zu Beginn der Saison wieder besser in Tritt und könnte 2020 durchstarten. Und in Rundfahr-Talent Ben O’Connor steckt sicher mehr, als er 2019 zeigen konnte.

 

Verjüngung mit großen Talenten

Mit Samuele Battistella wurde der aktuelle U23-Weltmeister verpflichtet, mit Andreas Stokbro kommt der Gewinner der U23-Ronde ins Team und auch Matteo SobreroDylan Sunderland gelten als Talente. Neben diesen vier Neo-Profis wurde auch der deutsche Max Walscheid verpflichtet, der nach einigen Jahren bei Sunweb darauf hofft, endlich den Sprung in die Sprinter-Weltklasse zu schaffen.

Mit Victor Campenaerts und Michael Gogl kommen zudem zwei gestandene Profis ins Team. Dafür verlassen mit Lars Bak, Cav, Mark Renshaw, Steve Cummings, Bernhard Eisel und Jacques Janse van Rensburg sehr erfahrene Männer die Equipe.

Ob man diese Veränderung als Umbruch, oder eher als Fortsetzung des bereits Ende 2018 eingeschlagenen Weges sieht, ist eher unbedeutend. Nach zwei sehr schwierigen Jahren will man endlich wieder durchstarten. Der Kader für 2020 bietet dafür sicher ausreichend Qualität. Finden die zuletzt nicht so erfolgreichen Kapitäne wieder in die Spur, gelingt es die Neuzugänge zu integrieren und bleibt man von großem Pech verschont, geht es sicher einen Schritt nach vorn. Doch leicht, oder gar von allein, geht es sicher nicht.

 


Saisonbilanz der Teams 2019 – alle Folgen:

Folge 1 | Deceuninck-QuickStep – weiter Weltspitze

Folge 2 | Bora-hansgrohe – auch ohne Sagan Weltklasse

Folge 3 | Jumbo-Visma – die neue Macht

Folge 4 | UAE – gelungene Transferpolitik

Folge 5 | Astana – konstant stark

Folge 6 | Ineos – Doppelsieg bei der Tour = erfolgreiche Saison

Folge 7 | Movistar – Girosieg & Seifenopern

Folge 8 | Mitchelton-Scott – ohne top GC-Resultat dennoch erfolgreich

Folge 9 | Lotto-Soudal – auf die Kapitäne ist Verlass

Folge 10 | Trek-Segafredo – Licht und Schatten

Folge 11 |  EF Education First – ein großer Sprung nach vorn

Folge 12 | Groupama-FDJ – eine ordentliche Saison  

Folge 13 | Bahrain-Merida – ein Schritt in die falsche Richtung

Folge 14 | Saison 2019: Die Bilanz der WorldTour-Teams | AG2R – zu wenig Siege

Folge 15 | Saison 2019: Die Bilanz der WorldTour-Teams | Team Sunweb – im Umbruch stecken geblieben?

Folge 16 | Saison 2019: Die Bilanz der WorldTour-Teams | Team CCC – ein Übergangsjahr