Im niederländischen Amsterdam hat das Team Sunweb die Kader für 2020 vorgestellt. Die Männer-Mannschaft steckt nach einer schwierigen Saison mitten im Umbruch. „Das Jahr 2019 lief nicht so, wie wir es uns erwünscht hatten“, gab Teamchef Iwan Spekenbrink zu, blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Vor allem in den Sprints will man eine größere Rolle spielen und plant den Sprintzug weiter zu entwickeln. Für die Klassiker ist man nun sehr stark aufgestellt, will aber auch bei den Grand Tours ordentliche Ergebnisse abliefern. „Wir haben realistisch gesehen keinen Fahrer, um eine Grand Tour zu gewinnen, aber viele Talente, die durchaus in den Top10 landen können“, so Spekenbrink.
Mit der Frauenmannschaft und dem U23-Team zeigte sich Spekenbrink sehr zufrieden. Man habe die zweitbeste Frauenmannschaft der Welt und viel Potenzial. Auf die insgesamt sieben Nachwuchsfahrer, die es aus dem Development Team in die World Tour geschafft haben, ist man stolz. Dieser Trend soll sich fortsetzen.
Viele junge Fahrer
Insgesamt 10 neue Fahrer finden sich für die Saison 2020 im Profi-Kader. Vor allem junge Athleten wurden verpflichtet, oder wie Martin Salmon und Felix Gall aus der U23-Mannschaft hochgezogen. Die sehr starke Ausrichtung auf junge Fahrer wird deutlich. 14 Fahrer, also fast die Hälfte der 29 Profis, sind 23 Jahre alt oder jünger. Nur drei Fahrer sind älter als Nikias Arndt, der Mitte November sein 28. Lebensjahr vollendete. Mit dem Fokus auf junge Fahrer war man in der Vergangenheit erfolgreich, doch so krass wie aktuell hatte man sich wohl zuvor nicht auf junge Talente gestützt.
Kann der Abgang von Dumoulin kompensiert werden?
Mit Dumoulin verließ der große Star das Team. Nach dem Girosieg 2017 wurde der Vertrag noch medienwirksam bis Ende 2021 verlängert – nun passte man nicht mehr zusammen. Die Entwicklung der Mannschaft wurde in den vergangenen Jahren in Richtung Grand-Tour-Erfolge entwickelt. Die Lücke, die Dumoulin hinterlässt, ist nicht zu füllen. Man muss einen neuen Weg gehen, sich wieder, bzw. weiter verändern. Ohne Dumoulin ist wieder mehr die Breite des Kaders gefragt, entstehen vielleicht mehr Spielräume für junge, talentierte Fahrer. Doch ohne Druck geht das Team sicher nicht in den Prozess der Veränderung.
Ein sehr wichtiges Jahr
Nach der schwachen Saison 2019 soll es endlich wieder aufwärts gehen. Nur neun magere Siege holte das Team in der abgelaufenen Saison. Noch vor wenigen Jahren gelangen mit Stars wie John Degenkolb und Marcel Kittel mehr als 40 Saisonsiege. Doch mit dem Team von damals hat die heutige Equipe nicht mehr viel gemeinsam. Man wandelte sich zunächst vom Team der endschnellen Männer zu einer Rundfahrer-Mannschaft. Stets verließen die großen Stars die Mannschaft – Kittel, Degenkolb, Barguil und nun auch Dumoulin.
Doch auch abseits des Kaders gab es zuletzt große Veränderungen. Die Sportlichen Leiter Arthur van Dongen und Aike Visbeek verließen ebenso wie Logistik-Managerin Konstanze Haue das Team. Wissenschaftler Teun van Erp und weitere Mitarbeiter wechselten. Auch Dumoulins Trainer Hendrik Werner muss man ziehen lassen. Der langjährige „Capitaine de la Route“ Johannes Fröhlinger verlässt nach seinem Karriereende das Team.
Neue Ziele
Mit der Verpflichtung von Tiesj Benoot hat man einen Weltklasse Klassikerfahrer ins Team geholt, dessen Qualitäten über die flämischen Rennen weit hinausgehen. Neben dem Belgier wurden mit Jasha Sütterlin und Nico Denz Fahrer geholt, die bereits einige Erfahrung haben. Dazu hat auch Michael Matthews mit Rang sechs bei der Flandern-Rundfahrt gezeigt, dass er im flämischen Frühjahr stark sein kann. Die Klassiker-Fraktion des Teams ist deutlich stärker geworden – zurecht darf man sich im Frühjahr Hoffnungen auf Erfolge machen.
Im Kader für 2020 schlummert viel Talent und Potenzial. Dieses gilt es zu erwecken und zu einer Einheit zu formen.