Max Kanter (Foto: Team Sunweb)

Auf seine erste Profi-Saison blickt Max Kanter mit gemischten Gefühlen zurück. Mit viel Motivation und großer Vorfreude wechselte er 2019 aus dem Development-Team in die Sunweb-WorldTour-Equipe. Doch gleich bei seinem ersten Rennen, beim Saisonauftakt in Down Under, musste er nach zwei Tagen vorzeitig aussteigen.
In der Folge musste er sogar komplett rausnehmen und kehrte erst im August zurück ins Renngeschehen. „Natürlich war das beschissen, denn man erhofft sich natürlich etwas Anderes von seiner ersten WorldTour-Saison“, sagt Kanter knapp ein Jahr später rückblickend. „Aber ich ziehe nur positive Sachen daraus. Denn wahrscheinlich hat mich das am Ende viel weiter gebracht, als wenn ich eine Saison ganz normal durchgefahren wäre“, sagt der 22-Jährige ruhig. 
Nach einem Umstieg aufs neue Material, einer neuen Sitzposition und kleinen Veränderungen entstand eine Dysbalance im Körper. Die Schmerzen breiteten sich aus und am Ende musste er komplett pausieren. Mit viel Physio-Arbeit, Stabi-Training und Anpassungen schaffte er den Weg zurück. „Mittlerweile ist alles stabil und gut, ich spüre auch nichts mehr“, sagt Kanter. Im Schlussdrittel der Saison 2019 sammelte er immerhin noch 20 Renntage.

 

 
 
 
 
 
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I have met some small friends today 🇦🇺

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Extrem ehrgeizig, plötzlich ausgebremst
Max Kanter hat sich seinen Platz in der World-Tour-Mannschaft durch sehr gute Leistungen in der U23-Klasse erarbeitet. Der endschnelle Cottbuser ist extrem ehrgeizig und verfolgt seine Ziele vehement. „Ich denke, Fleiß und Arbeit schlagen am Ende Talent. Dieses Motto habe ich schon lange“, sagt Kanter trocken und verweist auf seine kontinuierliche Entwicklung in den Nachwuchsklassen.
Deutscher U23-Meister, Etappensieger bei der Tour de l’Avenir, Podium bei der U23 Flandern-Rundfahrt – Kanter hatte in der Nachwuchsklasse Top-Ergebnisse vorzuweisen. Kein Wunder, dass er darauf brannte, endlich bei den „Großen“ mitzumischen. Dann direkt beim Saisonauftakt aussteigen zu müssen war hart. Der Weg zurück noch härter.
„Klar war es hart für mich, das Training auszusetzen und ganz langsam anzufangen, aber man muss seinem Körper auch mal die nötige Ruhe geben“, sagt Kanter. Eine wichtige Lektion für den ehrgeizigen Sportler. „Da habe ich das Glück, dass ich im richtigen Team war, das mir die Zeit gegeben hat und auch in den nächsten Jahren mit mir plant“.
Wenn Kanter über die schwierige Zeit spricht, ist ihm anzumerken, wie froh er ist, sie überwunden zu haben. Von seinem Management und auch dem Team habe er viel Unterstützung bekommen. „Ich muss auch den Physios danken, die immer versucht haben einen Platz für mich zu finden“, sagt Kanter voller Dankbarkeit. Er musste einen Rückschlag verarbeiten, was ihn vor allem mental stärker gemacht habe.
„Es hat mir extrem gutgetan, dass mir das Team immer den Rücken freigehalten hat und mir das Vertrauen ausgesprochen hat, in der schwierigen Zeit. Sie haben mir gezeigt, dass sie einen Wert in mir sehen. Auch die Vertragsverlängerung, obwohl ich halbes Jahr keine Rennen gefahren bin, sehe ich als Wertschätzung“, so Kanter, der 2020 neu angreifen will.
Neustart in Australien
„Ich fange in Down Under an und hoffe einfach, dass es besser läuft. Klar, viel schlechter als im vergangenem Jahr kann es nicht laufen, aber ich freue mich einfach auf die Zeit in Australien und denke Australien ist ein guter Saisoneinstand für mich“, sagt Kanter mit einem Grinsen. Sein Fokus für die Saison liegt auf den Sprints, aber auch die Klassiker sind für ihn ein Thema. „Einen von den großen Klassikern würde ich gern fahren. Das wäre ein schönes Ziel“, so der 22-Jährige. 
Kein reiner Sprinter
Seine Erfolge in der U23 hat er vor allem im Sprint eingefahren, doch er sieht sich nicht als reinen Sprinter. „Klar, ich habe einen guten Sprint, aber ich mag auch Sprints, wo es vorher hart ausgefahren wurde“, sagt Kanter. Auf die Frage, ob er sich also mehr als einen Sprintertyp wie Pascal Ackermann sehe, antwortet Kanter zurückhaltend: „Ich will mich nicht mit einem Fahrer wie Pascal Ackermann vergleichen, wenn man sieht, was er alles gewonnen hat“. 
Sein Wunsch für die neue Saison ist, bei den WorldTour-Sprints dabei zu sein und wichtige Erfahrungen zu sammeln. „Die Sprints werden viel härter ausgefahren und das Timing ist viel wichtiger, als in der U23-Klasse. Wenn man einem Meter zu früh losfährt, kann das entscheidend sein“, so Kanter. „Ich glaube, dass es in den WorldTour-Sprints nicht nur auf PeakPower ankommt. Da geht es mehr um Erfahrung und Tempohärte“.
Kanter gibt sich zurückhaltend und hofft in seiner ersten richtigen Profi-Saison Selbstvertrauen aufzubauen. „Ich glaube, dass Vertrauen auch mit der Leistungssteigerung kommt. Wenn man ein Rennen gewinnen will, muss man sich sicher sein, unschlagbar zu sein. Denn wenn man negative Gedanken zulässt und anfängt nachzudenken, macht man Fehler und dann wird es richtig schwer“, so Kanter.
Sein Ziel für 2020 formuliert er zurückhaltend, aber klar: „Ich will eine kontinuierliche Saison fahren, Erfahrungen sammeln„. In der extrem jungen Sunweb-Mannschaft sieht er großes Entwicklungspotenzial, nicht nur für sich. „Wir haben ein sehr junges Team und wir werden auch mal einen Tag haben, wo wir merken, dass wir noch nicht bereit dafür sind. Aber wenn wir über Jahre zusammenarbeiten, dann können wir erfolgreich sein“, sagt Kanter. Nach dem Verletzungspech aus dem Vorjahr ist Max Kanter heiß auf 2020 und seine erste richtige WorldTour-Saison. 
(Foto: Team Sunweb)