Peter Sagan

„Wir denken nur von Tag zu Tag“, sagt Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk. „Ich bin wirklich glücklich, dass ich solche tollen Mitarbeiter habe, denn die haben teilweise die Nächte durchgearbeitet. Ganz konkret musste nach der kurzfristigen Absage von Strade Bianche und Tirreno-Adriatico ein ganzer Haufen Material von Italien nach Frankreich gebracht werden und eine ganze Menge Flüge umgebucht werden. „Wir haben Peter Sagan und Maximilian Schachmann kurzfristig für Paris-Nizza eingeplant. Aber das ist natürlich nicht mit der Namensänderung auf dem Meldezettel erledigt“, sagt Denk trocken.
Dynamische Rennplanung
Bei der Rennplanung und in der Organisation sind die Auswirkungen am meisten spürbar. „Die Klassiker sind für uns sehr wichtig, da muss man das Team optimal vorbereiten. Wenn dort ein Rennen fehlt, ist das schwer zu kompensieren, denn die Rennkilometer sind enorm wichtig“, sagt Denk. Das bedeutet nicht nur viel Aufwand für die Logistik im Hintergrund, sondern auch eine finanzielle Belastung. „Die Flüge können wir nicht einfach umbuchen und die Hotels mussten wir natürlich auch bezahlen“, erklärt Denk.  
Um den Fahrern doch noch Rennkilometer zu ermöglichen, wurde bei neuen Rennen nachgemeldet. Kompensieren kann man die Ausfälle der großen Rennen dadurch nicht. „Wenn wir Marcus Burghardt als Beispiel nehmen, der kann zwar nun beim Grote prijs Jean-Pierre Monseré starten, wo wir zuvor noch nie waren, aber das ist dann ein Einsatz, statt neun Renntagen“, erklärt Denk. 
Personal im Dauereinsatz
Neben der Logistik muss auch die medizinische Abteilung mehr arbeiten als geplant. Sie verfolgen die Entwicklungen, schätzen bei der sich permanent verändernden Lage die Risiken ein und bewerten die Situation. Zudem ist auch mehr Kommunikation notwendig. „Es gibt Fahrer, die sind Anfang zwanzig und gesund, an denen geht das spurlos vorbei. Aber einige unserer Sportler haben bei der UAE Tour schon negative Erfahrungen gemacht, da ist das dann natürlich eine andere Situation“, so Denk.
Auch für die Trainer bedeutet die neue Situation mehr Arbeit. Denn auf den veränderten Rennplan muss man auch das Training anpassen. Dies kann weitreichende Folgen haben.
Saisonplanung komplett über den Haufen werfen
„Wir müssen schauen, wie sich das Thema weiterentwickelt. Wenn die Rennen jetzt alle in den Herbst verlegt werden, dann müssen wir darüber nachdenken, die Saison komplett neu zu planen. Hier geht es um Rennen wie Mailand-Sanremo. Wenn du das in den Palmares stehen hast, ist nach wenigen Jahren komplett egal, ob das im März oder Oktober stattgefunden hat“, sagt Denk. Zudem geht es um wichtige Punkte für das Teamranking, was auch für die Verhandlungen mit Sponsoren von Bedeutung ist.
Ökonomische Gefahren
„Wenn noch mehr Rennen abgesagt werden, könnte das schon zum Problem werden“, sagte Ralph Denk. „Wir arbeiten gut mit unseren Sponsoren zusammen, aber am Ende spielt immer auch der Werbewert eine Rolle. Wenn wir den nicht liefern können, dann gibt es ein Problem“, sagt Denk. „Man wird immer an Werbewerten gemessen. Wenn es da für 2020 eine Delle gibt, ist bei Sponsoren-Verhandlungen in 2–3 Jahren vermutlich nicht mehr so wichtig, warum das so war“, so Denk. 
Beim Team Bora-hansgrohe hofft man, dass es keine weiteren Absagen mehr gibt, aber „das Wichtigste ist natürlich die Gesundheit“, sagte Denk. „Unser Ärzte-Team ist in ständigem Austausch mit den Behörden und dem Robert Koch Institut und verfolgt die Entwicklung genau“, sagt Denk. Man orientiere sich in Sachen medizinischer Betreuung bezüglich des Covid-19 an den Aussagen der Behörden und vertraut, was die Rennen betrifft, auf die Maßnahmen und Regelungen der jeweiligen Länder.