Maximilian Schachmann

Maximilian Schachmann, der Klassementfahrer

Es ist nicht so, dass Maximilian Schachmann im Nachwuchsbereich nie Etappenrennen gewonnen hätte. Ganz im Gegenteil. In der U23-Kategorie hat er meist dank seiner enormen Tempohärte und außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit gewonnen. Bei den Profis ist das Niveau ein anderes, gerade in Sachen Klassementfahrer. Dort fährt man nicht nur gegen die größten Talente seines Jahrgangs, sondern die Besten aus 12-15 Jahrgängen. Die Ausdifferenzierung der Fahrertypen ist bei den Profis zudem enorm. 
Schachmann ist extrem tempohart, ein exzellenter Zeitfahrer. Zudem bringt er neben großem Willen und reichlich Talent auch Explosivität mit. Im Vergleich zu den extremen Kletterern und Rundfahrern wirkt Schachmann robust. Er ist keiner dieser 60-Kg-Jungs. Versucht man Schachmanns physiologische Voraussetzungen und sein Talent auf die üblichen Fahrertypen-Schablonen zu packen, ist das Ergebnis eindeutig: Klassikerfahrer, für die hügeligen Rennen. Typ: Ardennen-Spezialist.


Wer ist Maximilian Schachmann?


Kein Wunder, dass Schachmann in den Ardennen bereits sehr erfolgreich war. Beim Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich stand er 2019 auf dem Podium. Doch in diesem „Klassiker-Spezialisten“ steckt noch mehr. Auch der Wille, ein Klassementfahrer zu werden. Dafür braucht es neben den körperlichen Voraussetzungen auch die geistigen. Jeden Tag am Anschlag fahren. Keinen Fehler zulassen. Immer, wirklich immer aufmerksam sein und alles andere diesem einen Ziel unterordnen. Für viele Klassikerspezialisten ein Graus, aber Schachmann liebt es.
Er ist enorm ehrgeizig, kann sich voll konzentrieren und saugt stets jede Information und jede Erfahrung auf. Schachmann ist leichter geworden, seit er beim Team QuickStep Profi wurde. Seine Ausdauerleistung hat sich verbessert und er hat mehrere Entwicklungsschritte gemacht. Noch ist er nicht in der Lage, bei den langen Pässen mit den absoluten Top-Rundfahrern mitzuhalten. Watt/Kg ist dort schlicht die Währung. Doch er ist der Weltspitze näher gekommen.
Dass Schachmann irgendwann einmal in der Lage sein würde, bei einwöchigen Rundfahrten um den Gesamtsieg zu fahren, hatten viele erwartet. Dass es schon 2020 soweit sein würde, ist durchaus überraschend. Man könnte natürlich anführen, dass diese Fernfahrt wegen des Coronavirus kein „normales“ Rennen war. Doch abgesehen davon, dass einige Mannschaften fehlten, war es ein brutal hartes Rennen, mit exzellenter Besetzung. Für kürzere Etappenrennen und die hügeligen Klassiker zählt der Deutsche Meister zur Weltspitze. Die Grand Tours hingegen, scheinen für Schachmann außer Reichweite. Ob dem wirklich so ist, wird er selbst wohl irgendwann herausfinden wollen. Nicht in diesem Jahr, nicht im nächsten Jahr, aber irgendwann. Bei seinem Talent für die Eintagesrennen darf man hoffen, dass er sich Zeit damit lässt. Denn gerade in den Ardennen kann dieser Kerl für großartige Radsportmomente sorgen.

 

Ein großartiges Rennen mit riesigem Schatten

Paris-Nizza hatte alle Zutaten, die ein Radsportfestschmaus braucht. Spektakuläre Windkantenetappen als Vorspeise, Zeitfahren, Ausreißerspektakel und eine Klassiker-Etappe als Hauptgang und die lange Bergankunft als süßen Nachtisch. Was fehlte, war der Espresso in Nizza. Dieses 78. Paris-Nizza wird als „die Austragung während der Coronavirus-Epidemie“ in Erinnerung blieben. Nachvollziehbar, aber schade. Denn es war ein sehr abwechslungsreiches und spektakuläres Rennen auf höchstem Niveau. Und es wird nicht viele wenige haben, die sich beim Zuschauen um so mehr ein baldiges Ende der Corona-Epidemie wünschten, damit es bald wieder solch großartigen Radsport gibt.
 

Sunweb, die neue Offensive

Jahrelang war das Sunweb-Team eher für taktische Zurückhaltung bekannt, als für spektakuläre Offensiv-Spektakel. Doch das hat sich grundlegend geändert. Aus der defensiven Mannschaft um Tom Dumoulin ist eine Truppe geworden, die sich keine Chance zur Attacke entgehen lässt. Dies war in dieser Saison bereits mehrfach zu beobachten. So auch bei Paris-Nizza. Am Ende fährt man mit zwei Etappensiegen und Gesamtrang zwei nach Hause. Sehr beeindruckend! Schade, dass die Klassiker nun vorerst ausfallen – das Sunweb-Team hätte sicher für große Unterhaltung gesorgt. 
 

Schade um die Form

Die Maßnahme, alle Radrennen vorerst auszusetzen, war unumgänglich. Wann das nächste Radrennen stattfinden kann, ist bislang nicht absehbar. Vor allem für die Klassikerfahrer ist es trotz aller Vernunft bitter. Eine ganze Reihe von Top-Fahrern war in beeindruckender Form. Jasper Stuyven etwa, oder Sören Kragh Andersen. Auch Tiesj Benoot und John Degenkolb waren bereit für Pflasterklassiker. Es ist schade um die Form, ohne Frage. Doch auch für die Profis ist Sport aktuell nur eine Nebensache.
 

Zwift ist nicht die Lösung

Draußen droht der Virus, da ist die virtuelle Gruppenausfahrt mehr als ein willkommener Ersatz. Rennen, Profi-Wettbewerbe, Ligen – dafür bietet Zwift die Plattform. Doch vollwertiger Ersatz für Profi-Straßenrennen kann ein Rollentrainer nicht sein. Dafür war Paris-Nizza mal wieder das beste Beispiel. Allein die Windkantenetappen stellten Herausforderungen an die Fahrer, die sich wohl kaum simulieren lassen. Wetter, Taktik, fahrerisches Können – Straßenrennen sind speziell, selbst wenn man den Faktor Zuschauer außer Acht lässt. Aber dass auch Wettbewerbe via Smarttrainer interessant sein können, liegt auf der Hand. Doch es erscheint wie eine andere Sportart. Doch in Zeiten des Corona-Virus ist jeder Spaß auf dem Rad erlaubt, solange er sicher ist.