Maximilian Schachmann

Das Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August hat auch für den Radsport weitreichende Folgen. Die Deutschen Straßenradmeisterschaften in Stuttgart sind ebenso betroffen, wie etwa die Cyclassics in Hamburg oder die Deutschland Tour. Doch es betrifft eventuell auch viele kleinere Radrennen.
Am Donnerstag hat sich das Präsidium des Bund Deutscher Radfahrer mit den von der Politik gefassten Beschlüssen befasst. „Besonders intensiv wurde die Frage diskutiert, wie Punkt 9 ‚Großveranstaltungen spielen in der Infektionsdynamik eine große Rolle. Deshalb bleiben diese mindestens bis zum 31. August 2020 untersagt‘ zu interpretieren ist“, heißt es in einer Mitteilung des BDR. Konkrete Regelungen, etwa zur Größe der Veranstaltungen, werden von den Länder getroffen. 
BDR möchte  differenzierte Bewertung der Veranstaltungen
Der BDR möchte auf Grundlage der Beschlüsse „eine Bewertung mit den Verantwortlichen in Ländern und Kommunen, die differenziert und zielgerichtet sein soll“, erreichen. „Wir gehen davon aus, dass viele unser Radsportveranstaltungen nicht unter diesen Punkt fallen. Deshalb werden wir unseren Vereinen und Ausrichtern empfehlen, ihre Veranstaltungen nicht voreilig abzusagen, sondern sich zunächst mit den örtlichen Behörden und den zuständigen Bundesländern zu verständigen, ob eine geplante Veranstaltung als Großveranstaltung bewertet wird“, äußerte sich BDR-Präsident Rudolf Scharping. 
„Eine Veranstaltung in einer ausverkauften Halle mit 800 Besuchern ist sicher anders zu bewerten als beispielsweise eine Nachwuchsmeisterschaft auf der Straße oder im MTB mit 1500 Zuschauen, die sich aber im Freien auf einem 3-4 km langen Rundkurs verteilen“, sagt BDR-Generalsekretär Martin Wolf. „Wir haben den DOSB bereits gebeten, hier auf die Politik zuzugehen und auf eine individuelle Bewertung zu drängen. Generell sollten sich Veranstalter aus unserer Sicht in dieser Ausnahmesituation für die Planungen einen Termin so setzen, dass für sie sowohl eine Durchführung, aber ggf. auch noch eine Absage umsetzbar und vertretbar ist“, so Wolf.
Die Gesundheit der Athleten stehe für den BDR weiter über allem. Man habe beim BDR die Bekämpfung der Corona-Pandemie von Beginn an sehr ernst genommen und bereits am 8. März alle Lehrgänge und Wettkämpfe eingestellt und seine Sportler aus den verschiedensten Trainingslagern zurückgeholt. 
Problem für die großen Rennen
Während man für Nachwuchswettbewerbe und kleinere Rennen der Frage nach einer individuellen Bewertung und der Definition von Großveranstaltung nachgeht, ist die Sache bei den großen Events klar. „Ich gehe davon aus, dass in Stuttgart vor dem 31. August keine Deutsche Meisterschaft stattfinden kann. Dafür wird in Stuttgart sicher keine Genehmigung zu bekommen sein“, sagte Albrecht Röder von der Freunde-Eventagentur, dem DM-Ausrichter. Eigentlich war die DM für Ende Juni geplant und sollte nach der Idee der UCI in den August verschoben werden. Doch auch das scheint nun vom Tisch.
So sieht es wohl auch für die Deutschland Tour aus, die beispielsweise auch 2018 in Stuttgart ein echter Zuschauermagnet war. „Die Bund-Länder-Einigung zu den Corona-Maßnahmen von gestern Abend haben wir zur Kenntnis genommen. Dazu sind wir seit heute morgen im intensiven Austausch mit unseren Partnern in den Städten und Bundesländern entlang der Deutschland Tour-Strecke. Wir prüfen gemeinsam, welche potenziellen Auswirkungen die beschlossenen Maßnahmen haben und werden darüber so schnell wie möglich informieren“, heißt es vom Veranstalter, der ASO-Tochter Gesellschaft zur Förderung des Radsports.
Erst in den kommenden Tagen und Wochen wird sich zeigen, welche kleineren Veranstaltungen eventuell doch stattfinden können. Für die großen Events arbeitet man bereits an Lösungen, die auch im Einklang mit dem neuen, im Herbst extrem engen UCI-Rennkalender stehen.