Nikias Arndt


Die Vorfreude auf die Tour de France ist Nikias Arndt anzumerken. Klar, nach der langen Pause sind alle Fahrer heiß und die Tour ist immer ein Highlight. Aber es ist auch der neue taktische Ansatz des Teams, der Arndt „mega Vorfreude“ beschert.

Seit einigen Jahren ist Nikias Arndt Road Captain beim Team Sunweb. So wird es auch bei der Tour de France 2020 sein. Doch seine Rolle wird sich im Vergleich zu anderen Jahren etwas verändern, denn die Ausrichtung des Teams ist in diesem Jahr anders – ohne Mann für das Gesamtklassement will man offensiv fahren und um Etappensiege kämpfen.

„Ich werde wieder Road Captain sein und es wird genug zu tun geben, auch ohne GC-Fahrer. Kämpft man um Etappensiege, ist das Verhalten bei Windkanten oder ähnlichen Situation genauso bedeutend. Zudem haben wir mit Cees (Bol) einen sehr guten Sprinter dabei, der unterstützt werden muss“, so Arndt.

Einen Unterschied gibt es dennoch. „Der Druck auf mich als Road Captain ist vielleicht etwas geringer, als mit Top-GC-Fahrer. Aber nun gibt es auch andere Themen. Vielleicht ist man stärker gefordert, wenn es zu Beginn nicht so läuft, oder es entwickelt sich plötzlich doch anders, als gedacht und man stellt den Plan etwas um – bei einer Tour kann viel passieren“, so Arndt.

Offensives Feuerwerk – „richtig Radrennen!“

Ohne GC-Fahrer will man bei den Sprints, aber auch auf schwererem Terrain vor allem um Etappensiege kämpfen. Offensive Fahrweise, statt defensiv den Leader beschützen und bloß keine Zeit zu verlieren. „Richtig Radrennen fahren“, sagen die Profis dazu, wenn der Plan „Rambazamba“ bedeutet.

Dieser Ansatz ist extrem motivierend. Wir sind viele Jahre defensiv gefahren, waren damit auch erfolgreich. Aber nun ist es eine andere Situation und ich freue mich sehr darauf“, so Arndt.
Hintergrund der neuen taktischen Ausrichtung des Teams ist die veränderte Kaderkonstellation, nach dem Abgang von Tom Dumoulin.


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Bereits zu Beginn der Saison war der neue taktische Ansatz bei den Rennen nicht zu übersehen. Sunweb fuhr sehr offensiv, auf jedem Terrain. Das sorgte nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern war auf Anhieb erfolgreich, wie beispielsweise bei Paris-Nizza, wo man das Rennen prägte, mehrere Top-Platzierungen einfuhr und Tiesj Benoot bis zum Schluß um den Gesamtsieg lämpfte.

Wir haben gesehen, dass wir mit der offensiven Taktik erfolgreich sein können, das ist wichtig und motivierend“, so Arndt. Auch er will seine Chance nutzen, wenn sie sich bietet. Erfolge beim Giro und der Vuelta konnte er bereits feiern, bei der Tour war er nah dran, der Etappensieg fehlt jedoch noch. Mit der neuen „Rambazamba-Taktik“ seines Teams sind auch seine eigenen Chancen gestiegen, auf Etappensieg zu fahren. Doch wer am Ende die Erfolge einfährt, ist für ihn zweitrangig.

„Ich freue mich einfach mega, mit diesem Ansatz zur Tour zu fahren“, versichert Arndt glaubhaft. Nach einer möglichst erfolgreichen Tour sollen dann die Klassiker das zweite große Saisonziel werden. Auch dort wird er wie bei der Tour de France ohne Michael Matthews fahren, der den Giro bestreitet. Einer der Kapitäne soll dann wieder Tiesj Benoot sein, aber auch Arndt wird seine Chancen auf dem Kopfsteinpflaster wohl bekommen. Doch zunächst ist der Blick voll auf die Tour gerichtet. In den kommenden Tagen steht das Teamtrainingslager in Kühtai an, anschließend startet endlich wieder die Rennsaison.

Der Sunweb-Tourkader: Søren Kragh Andersen (DEN), Nikias Arndt (GER), Tiesj Benoot (BEL), Cees Bol (NED), Marc Hirschi (SWI), Joris Nieuwenhuis (NED), Nicholas Roche (IRL), Jasha Sütterlin (GER)

Foto: © Team Sunweb | Patrick Brunt