Team GB 2012 London Olympia


Der Einsatz von Ketonen im Sport ist seit einiger Zeit ein großes Thema. Knapp gefasst geht es um einen Stoff, den der Körper selbst bildet, wenn ihm längere Zeit keine Kohlenhydrate zugeführt werden. In der Reaktion darauf stellt der Körper die Energiegewinnung um und produziert Ketone. Die Idee hinter der Verwendung von Ketonen als Nahrungsergänzungsmittel ist mehrschichtig. Zum einen kann man damit besser Fettreserven abbauen, zum anderen kann man bei sehr langen Belastungen die eigenen Reserven schonen. Beides wird immer mehr erforscht, nicht nur in Großbritannien. Als Doping verboten ist der Einsatz nicht.


Dazu empfohlen sei hier unsere Podcast-Folge aus dem Februar 2019 –> hier


Nun wurde bekannt, dass man in Großbritannien bereits einige Jahre vor den Olympischen Spielen 2012 den Einsatz von Ketonen im Sport erforschte. An mehreren Sportlern verschiedener Disziplinen wurde der Einsatz getestet. Offenbar mussten diese Sportler Erklärungen unterzeichnen, wonach der Verband keine Haftung übernehme, sollte der Einsatz laut Welt-Anti-Doping-Regelungen doch unerlaubt sei. Das berichtete die Dailymail.

UK Sport weist Vorwürfe zurück

UK Sport hat nun auf die Berichte, in denen von Sportlern als „Versuchskaninchen“ die Rede war, reagiert. „UK Sport weist entschieden jeden Vorwurf zurück, dass Olympioniken als „Versuchskaninchen“ benutzt wurden, und findet diese Behauptung sowohl irreführend als auch beleidigend“, heißt es in einer Mitteilung. „Der Ketonester wurde erforscht, um herauszufinden, ob und wie er die Trainingsleistung und die Erholung von Sportlern verbessern kann, indem er dazu beiträgt, Muskelabbau zu verhindern und die Erholung von Muskelglykogen zu unterstützen“, heißt es weiter.

Das Ketone-Ester-Projekt habe im Januar 2012 die unabhängige ethische Genehmigung der Research Advisory Group erhalten und UK Anti-Doping habe schriftlich bestätigt, nachdem es die Welt-Anti-Doping-Agentur um eine Klarstellung gebeten habe, dass die WADA „keinen Grund hat, solche Substanzen als nach der Liste der verbotenen Substanzen und Methoden 2011 verboten zu betrachten“ – heißt es weiter.

In der Mitteilung stellt UK Sport klar: „Der Ketonester ist kein ‚Medikament‘, sondern ein Lebensmittel, das so viele Kalorien wie Glukose enthält und von der US-amerikanischen FDA, der britischen MHRA und der WADA überprüft wurde. Professor Kieran Clarke stellt fest, dass alle erfahrenen „Nebenwirkungen“ von Ketonester mild und kurzlebig (d.h. minutenlang anhaltend) waren.“

Ketone werden genutzt – Probleme bekannt, Studien verbreitet

Bei den Sportlern der Studie traten Magen-Dam-Probleme auf. Das ist auch von anderen Studien und Berichten von Sportlern bekannt. Testreihen mit Ketonen sind aktuell weit verbreitet. Viele Mannschaften prüfen oder prüften, teils mit eigenen wissenschaftlichen Testreihen, die Wirkung. So auch im Radsport.

Der Einsatz von Ketone wird durchaus kritisch betrachtet. Das liegt vor allem an möglichen Langzeitwirkungen. Die Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC) beispielsweise lehnt den Einsatz ab. Dies war einer der Gründe, warum Tom Dumoulin aus der MPCC austrat, weil sein neues Team Jumbo-Visma Ketone einsetzt.

„Es gibt zu viele Unbekannte über Ketone, deshalb haben wir beschlossen, ihre Anwendung nicht zuzulassen, bis mehr bekannt ist. Das ist die Situation“, sagte MPCC-Präsident Roger Legeay vor einigen Wochen. Verboten ist der Einsatz laut Anti-Doping-Regeln nicht.