Philippe Gilbert kann mit einem Sieg bei Mailand-Sanremo die Sammlung komplett machen. Vier der fünf Radsport-Monumente hat der Belgier bereits gewonnen – der Sieg in Sanremo fehlt noch. „Um ganz ehrlich zu sein, ich finde es schon schade, dass ich Phil am Samstag nicht helfen kann“, sagt John Degenkolb gegenüber CyclingMagazine. Der Sanremo-Sieger von 2015 ist bei der Polen-Rundfahrt im Einsatz und verpasst so das erste Monument des Jahres.

„Ich wünsche ihm diesen Sieg, er hat es absolut verdient“, sagt Degenkolb über seinen neuen Teamkollegen bei Lotto-Soudal. „Alle fünf Monumente zu gewinnen – das wäre historisch! Nur zwei Fahrern ist das überhaupt zuvor gelungen. In seiner Generation zählt Phil zu den absoluten Top-Fahrern“, sagt Degenkolb.

Guter Austausch – John Degenkolb und Philippe Gilbert

Jung gebliebener Teamplayer

Degenkolb spricht voller Respekt von Philippe Gilbert, der im Juli seinen 38. Geburtstag feierte. „Er ist ein verspielter Typ und man denkt, er ist gleich alt. Erst wenn man nachdenkt, fällt einem ein, dass der Kerl ja schon Monumente gewonnen hat, als ich noch in der U23 war“, sagt Degenkolb mit einem Lachen.

Phil hat immer noch dieses Feuer, weiß genau was er will, ist aber total offen, sein Wissen weiterzugeben. Er macht das nicht von oben herab, sondern eher auf die Art, dass er den jungen Fahrern sagt: ‚probier es mal so, dann bist du schneller‘. Das ist ein große Qualität, die Phil hat“ , so Degenkolb.

Das Verspielte zeigt Gilbert dann auch gern mal im Trainingslager. Kämpften die abgehängten Teamkollegen verbissen darum, wieder an sein Hinterrad zu kommen, drückt Gilbert hinter der Kurve verborgen voll aufs Tempo um die Kollegen mental zu fordern.

Besser durch Gilbert

„Auch für mich ist Phil enorm wertvoll. Er inspiriert und motiviert“, sagt Degenkolb und erzählt eine Geschichte aus dem ersten Trainingslager um Gilberts Art zu beschreiben: „Wir sind hart gefahren und einen kleinen Anstieg hoch. Vollgas. Phil ist auf der Scheibe voll drüber und hat nur gesagt: ‚schakelen verliest‚ – wer schaltet verliert“.

Gilbert hat alle großen Rennen gewonnen, war Weltmeister, hat vier mal beim Amstel Gold Race gesiegt und die vier Monumente Ronde van Vlaanderen, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt gewonnen. Unvorstellbar, in der heutigen Zeit des Radsports, der extrem spezialisiert ist. „Ich wünsche es ihm wirklich sowas von. Und sollte es in diesem Jahr nicht klappen, hoffe ich, wir haben im nächsten Jahr noch gemeinsam die Chance, es wieder zu versuchen“, so Degenkolb.


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