Die Lombardei-Rundfahrt trägt den Beinamen „Rennen der fallenden Blätter“. Eigentlich im Herbst der Abschluss der Rennsaison, wird das italienische Monument in dieser Corona-Saison im Sommer ausgetragen. Für den Samstag sind 32 Grad in der Lombardei vorhergesagt, was sich durchaus aufs Rennen auswirken dürfte. Denn was für die Frühjahrsklassiker in Sachen Hitze gilt, gilt auch für die Herbst-Rennen – Achtung, Überhitzung!

Die Lombardei-Rundfahrt ist ein sehr anspruchsvolles Eintagesrennen. Rund 4000 Höhenmeter müssen vom Start in Bergamo bis ins Ziel am Comer See überwunden werden.

 



 

Ein Blick in die Ergebnislisten der vergangenen Jahre zeigt: Es ist ein Rennen für die Kletterer und exzellenten Rundfahrer. Doch während beim italienischen Monument sonst Tour-Stars und Vuelta-Gewinner um den Sieg kämpfen, werden einige Top-Fahrer in diesem Jahr fehlen. Denn parallel wird mit dem Criterium du Dauphine das wichtigste Vorbereitungsrennen auf die Tour de France ausgetragen. Aus den Top-10 der vergangenen Austragung sind nur drei Fahrer dabei.

Dennoch gibt es ein Top-Starterfeld. Richard Carapaz, George Bennett, Remco Evenepoel, Jakob Fuglsang, Mathieu van der Poel, Gianluca Brambilla, Giulio Ciccone, Michael Woods, Alberto Bettiol, Aleksandr Vlasov, Tim Wellens, Ivan Ramiro Sosa, Tao Geoghegan Hart, Gianni Moscon, Rafal Majka, Andrea Bagioli, Mikel Nieve, Wilco Kelderman, Fabio Aru, Valerio Conti, Diego Ulissi, Simon Geschke, …. die Liste der Top-Fahrer, die bei diesem Monument um den Sieg kämpfen können, ist lang.

Die Strecke

Strecke der Lombardei-Rundfahrt 2020

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Strecke kaum verändert. Die Schlüsselstellen sind identisch geblieben und der Verlauf variiert nur minimal.

Nach dem Start im Bergamo geht es in einer kleinen Schleife zum ersten Anstieg, dem Colle Gallo. Dieser Anstieg ist 7,4 km lang und im Schnitt 6 % steil. Es folgt ein leicht welliger Abschnitt zum Comer See.

Der legendäre Anstieg zur Madonna del Ghisallo beginnt etwas mehr als 70 Kilometer vor dem Ziel und läutet das Finale des Rennens ein. Am Gipfel der Steigung werden die Glocken der Wallfahrtskirche läuten.

Ghisallo

Nach einer kurzen Abfahrt geht es zum steilsten Anstieg des Rennens. Es geht zur supersteilen Muro di Sormano mit mehr als 25% Steigung.

Der Anstieg des Sormano ist zweigeteilt. Ab Maglio geht es zunächst fünf Kilometer mit etwa sechseinhalb Prozent bergauf, dann geht es auf die schmale Straße der „Mauer“. Vom Gipfel sind es zwar noch 50 km bis zum Ziel, aber hier könnte bereits eine Vorentscheidung fallen. 

Sormano & Muro di Sormano
Das Finale

Nach der Abfahrt vom Sormano und einem Flachstück geht es zum Zielort. Ist Como erreicht, werden noch zwei Schleifen gefahren. Zunächst geht es gen Osten über den vier Kilometer langen Civiglio-Anstieg, der mit bis zu 14% durchaus zur Attacke einlädt. Spätestens hier wird die Vorentscheidung gesucht.

Civiglio

Vom Gipfel sind es noch etwas mehr als 16 Kilometer bis zum Ziel und es wartet noch der Anstieg zum San Fermo della Battaglia.

Das Finale

Die Favoriten

Auch ohne Primoz Roglic, Alejandro Valverde, Thibaut Pinot und Egan Bernal sind einige Top-Fahrer am Start. Remco „Wunderkind“ Evenepoel scheint übermächtig und dürfte wohl einer der Top-Favoriten sein. Allerdings wissen auch seine Gegner um die Stärke des Belgiers und werden es ihm nicht leicht machen. Jakob Fuglsang, Rafal Majka, Richard Carapaz, Michael Woods – es sind einige richtig starke Kletterer im Rennen.

Das Team Trek-Segafredo schickt eine sehr starke Mannschaft ins Rennen. Neben Titelverteidiger Bauke Mollema sind mit Giulio Ciccone, Vincenzo Nibali, Gianluca Brambilla und Nicola Conci explosive Kletterer dabei.

Einer der großen Favoriten ist auch George Bennett. Der Neuseeländer ist in der Form seines Lebens und strotzt nach seinem Sieg bei Gran Piemonte sicher vor Selbstbewusstsein. Beim italienischen Rennen am Mittwoch war übrigens auch Simon Geschke einer der Stärksten im Feld. Die Lombardei-Rundfahrt schien nie das Lieblingsrennen des Berliners zu sein, doch mit seiner aktuellen Form könnte er durchaus eine sehr ordentliche Platzierung einfahren.

Gut in Form ist auch Maximilian Schachmann. Im vergangenen Jahr war Il Lombardia eines der ersten Rennen, das er nach seinem Sturz bei der Tour wieder bestritten hat. Er kennt den Parcours, ist in sehr guter Form, hat offenbar keine großen Probleme mit der Hitze – man darf gespannt sein.

Wie sich Mathieu van der Poel schlagen wird, bleibt abzuwarten. Bei Gran Piemonte zeigte er ein gutes Rennen, die Lombardei-Rundfahrt ist jedoch um einiges schwerer. Wen man auch auf dem Zettel haben sollte, ist Alexandr Vlasov. Der Russe ist in herausragender Form und könnte bei Astana die zweite Option sein. Im vergangenen Jahr war er beim Team Gazprom, welches die Team-Base in Italien hat. Er dürfte das Terrain sehr gut kennen.

***** Remco Evenepoel
**** George Bennett, Jakob Fuglsang
*** Maximilian Schachmann, Richard Carapaz, Alexandr Vlasov
** Michael Woods, Vincenzo Nibali, Diego Ulissi
* G. Ciccone, T. Wellens, M. Van der Poel, S. Geschke, B. Mollema, W. Kelderman

Start: 12:20 Uhr
Ziel: ~18:30 Uhr

Die Startliste bei PCS

Die letzten Sieger:
2006 Paolo Bettini
2007 Damiano Cunego
2008 Damiano Cunego
2009 Philippe Gilbert
2010 Philippe Gilbert
2011 Oliver Zaugg
2012 Joaquim Rodriguez
2013 Joaquim Rodriguez
2014 Daniel Martin
2015 Vincenzo Nibali
2016 Esteban Chaves
2017 Vincenzo Nibali
2018 Thibaut Pinot
2019 Bauke Mollema