Benoot Kragh Andersen

 

Starkes Teamwork

Was die Sunweb-Mannschaft auf den letzten 45 Kilometern ablieferte war mustergültig. Zunächst sorgte man dafür, dass Marc Hirschi, Tiesj Benoot und Sören Kragh Andersen in den vorderen Positionen in den vorletzten Anstieg des Tages gingen. Dann griffen Kragh Andersen und Benoot an und initiierten eine neue Fluchtgruppe. Sie rissen ein Loch und bereiteten den Weg für Marc Hirschi. Dieser sprang dann zur Gruppe um seine Teamkollegen.
Im steilen Anstieg ging dann Hirschi in die Offensive, hängte alle Begleiter ab und holte sich nach einer starken Vorstellung den Tagessieg. Zu meckern gibts da nix, der Plan ging auf – chapeau. 
 

Verdient!

Es war der dritte Anlauf. Am zweiten Tag knapp von Julian Alaphilippe geschlagen. Dann vor dem Ruhetag nach einem 90-Kilometer-Solo eineinhalb Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Nun also der absolut verdiente Etappensieg für Marc Hirschi. 
Im Interview nach dem Rennen sagte Hirschi, dass er im Finale Zweifel hatte, nach den Erfahrungen der vergangenen Etappen. Nun also die Befreiung und Genugtuung. Dieser Sieg war aber kein Geschenk der Konkurrenz – Hirschi ist einfach enorm stark und vollendete die Taktik. Schon krass, dass dieser Kerl vor wenigen Tagen 22 Jahre alt geworden ist.
 

Bora – jetzt bloß nicht die Nerven verlieren

Schwieriger Start
Das Team Bora-hansgrohe hat viel investiert und am Ende wenig gewonnen. Viele hatten mit einer großen Fluchtgruppe gerechnet, doch zu Beginn der Etappe waren plötzlich die vier starken Ausreißer vorn. Im Feld wurde weiter attackiert, fast 10 Kilometer fuhren die vier Fahrer nur rund 30 Sekunden vor dem Feld. Auch Peter Sagan probierte es mehrfach, in die Gruppe zu springen, doch er wurde nicht weggelassen. In einer Situation packte er die Brechstange aus, ballerte los und die vier waren nur noch 20 Sekunden vor dem Feld. Doch an Sagans Hinterrad hing das langgezogene Feld. Als Sagan rausnahm, mussten erstmal alle kräftig Luft holen.
Kompromisslose Taktik
Bora-hansgrohe setzte sich an die Spitze des Feldes und hielt die Ausreißer bei rund zwei Minuten. Am Zwischensprint machte Bennett zwei Punkte gut, kein Drama für Sagan. Die Sprinter waren im Finale früh abgehängt, doch die Ausreißer eben auch vor dem anspruchsvollen Finale in Reichweite. Das motivierte die Konkurrenz zur Attacke, was auch geschah. Sagan hatte Schachmann bereits zu Beginn der Etappe Freie Fahrt gegeben, falls es im Finale erwartungsgemäß schnell wird. Doch gegen Hirschi war Schachmann chancenlos.
Ernüchterndes Ergebnis
So steht am Ende der längsten Etappe Platz sechs von Maximilian Schachmann und Rang 13 von Peter Sagan im Ergebnis. Zwei Zähler im Kampf um Grün macht Sagan an diesem Tag gut, wo man viel investierte. 
Es ist nicht das gewünschte Ergebnis für das deutsche Team. Der Kraftaufwand wurde nicht belohnt und man steht nach 12 Etappen ohne Tagessieg da, und Grün scheint auch fast außer Reichweite. Es war viel Pech im Spiel, vor der Tour, und die Konkurrenz ist wie immer brutal. 
Man sollte nun nicht die Nerven verlieren, nicht am eigenen Anspruch scheitern. Peter Sagan ist nicht endschnell genug um Massensprints zu gewinnen. Zudem findet er nicht das Terrain, was ihm perfekt liegt. Wie beispielsweise die Etappe durch die Vogesen im Vorjahr. Vermutlich wird Sagan 2020 ohne Etappensieg bleiben. Aber er war der Mann, der in der Vergangenheit die Siege geholt hat. Außer Sagan hat überhaupt nur Maciej Bodnar, mit seinem Überraschungs-Sieg beim Zeitfahren 2017 in Marseille, eine Tour-Etappe für Bora gewonnen. 
Und das Gesamtklassement? Dieses Ziel darf man wegen Emanuels Buchmanns Sturz bei der Dauphine von der Bewertungs-Liste streichen.
Es steckt enormes Potenzial in der Mannschaft von Bora-hansgrohe, doch die Tour ist ein brutales Rennen, mit brutaler Konkurrenz. Die Erwartungen sind hoch, scheinen in dieser Tour unerfüllbar. Doch statt die Brechstange auszupacken und kopflos anzugreifen, sollte man die Nerven behalten.
Den Kampf um Grün etwas hinten anstellen und mehr auf Tagessieg fahren? Warum nicht, wenn das Terrain es ermöglicht. Schaut man die folgenden Etappen, ist sicher beides möglich. Man muss ein anderes Rennen fahren, als vor der Tour geplant. Die Attacke von Pöstelberger am Mittwoch war super, doch Sagan wurde dann zurückversetzt. Auch der Tag mit der Windkante, als Sagan die Kette vom Rad sprang – man zeigte als Team, dass man flexibel agieren kann und durchaus stark ist.
Genau das ist es, was nun gefordert ist. Taktische Flexibilität und Mut.
 

Die Etappenanalyse mit Sunweb-Profi Nico Denz

Beim Team Sunweb gibt es etwas zu feiern & Nico hat direkt das Glas parat. 

 

 
 
 
 
 
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Mit @nicodenz & @berndlandwehr

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