Felix Großschartner

Das Team Bora-hansgrohe investierte erneut viel Kraft, um Peter Sagan zurück in die Nähe des Grünen Trikots zu bringen. Sie opferten Max Schachmann für eine Aktion vor dem Zwischensprint und später den Rest des Teams um Sam Bennett zu distanzieren. Am Ende wurde Sagan Vierter, machte letztlich eines langen Tages nur 23 Punkte gut.
Noch führt Bennett aber komfortabel, mit 43 Zählern Vorsprung. Viel Aufwand, für wenig Ertrag. „Es war wie auf der siebten Etappe, wir haben die Chance gesehen und versucht, sie zu nutzen. Wenn wir wieder eine Chance sehen, werden wir wieder angreifen“, sagte Maximilian Schachmann nach der Etappe.
Man kann durchaus kritisch diskutieren, ob der Kraftaufwand im Verhältnis zum Resultat steht. Aber man kann den Blick auch aus einer anderen Position auf das Team und die Taktik werfen. Vielleicht auch mehr in die Zukunft von Fahrern wie Lennard Kämna oder Maximilian Schachmann gerichtet. Die Mannschaft ist mit klaren Zielen in diese Tour de France gestartet, musste einige komplett streichen und schwere Rückschläge wegstecken. Aber mit Aktionen wie der heute, nur einen Tag nach dem exzellenten Rennen im Zentralmassiv, sendet man ein klares Signal: Wir stehen zu unseren Zielen, zu unserem Leader und werden nicht einfach aufgeben.  
Ruft man sich den fahrigen Auftritt vom Tag der ersten Bergankunft in Erinnerung (der auch hier kritisiert wurde), zeigt Bora-hansgrohe nun ein ganz anderes Gesicht. Sie agieren als Team. Da macht Emanuel Buchmann das Tempo im Wind für Peter Sagan. Da bedankt sich Sagan nach dem Zwischensprint bei Schachmann, legte die Hand auf den Rücken seines Teamkollegen, der nach der schweren Etappe schon komplett im Eimer schien, sich aber durchschleppte um Bennett zwei Pünktchen wegzunehmen.
Abgerechnet wird im Sport mit der Ergebnistabelle. Im Moment sorgen eher Pascal Ackermann und Rafal Majka bei Tirreno-Adriatico für die Top-Ergebnisse. Richtet man den Blick nur auf die Tour de France, oder einzelne Etappen, kann man die Bora-Taktik hinterfragen und kritisieren. Es fehlen die Ergebnisse, die zählen: Siege. Hätte Lennard Kämna am Freitag zwei Körner mehr im Tank gehabt, würden alle Bora feiern, die Siege mit jungen Fahrern holen, die am nächsten Tag im Finale die Lücken schließen, für Peter Sagan und das Grüne Trikot. So wird gefragt, ob man Schachmann und Kämna heute nicht hätte besser schonen müssen. 
Es ist ein typisches Beispiel für den Profisport. Nur im Falle des Erfolgs ist man über jeden Zweifel erhaben. Und all zu oft liefern unterschiedliche Perspektiven der Betrachtung ein komplett anderes Bild. 
Eines scheint sicher – wer in Paris das Grüne Trikot trägt, ob Bennett oder Sagan, er hat es auf jeden Fall verdient!