Primoz Roglic

 

Die Tour ist (un)entschieden 

Primoz Roglic ist nicht eingebrochen. Er hat weder gewackelt noch gewankt. Wie die bisherigen zwei Wochen ist er einfach weiter sein Rennen gefahren. Lopez konnte er weglassen, dann mit Kuss gemeinsam versuchen, Pogacar abzuhängen. Das hat geklappt, auch wenn es nur ein paar Sekunden waren. Pogacar ist nicht viel schwächer als Roglic, aber auch nicht stärker.
Nun liegt Primoz Roglic mit fast einer Minute Vorsprung an der Spitze. Im Zeitfahren am vorletzten Tag wird er kaum Zeit verlieren, sollte er nicht stürzen. Die Etappe am Freitag ist flach und der Sonntag in Paris ist das große Schaulaufen. Einen Tag muss er also noch überstehen. Diese Etappe am Donnerstag. So wie er aktuell fährt, mit der brachialen Unterstützung seines Teams, muss er diese Etappe nicht fürchten. Bleibt er gesund, passiert kein Unglück, ist die Geschichte durch. Doch zu Ende ist die Tour erst in Paris!
 

Hut ab, Alaphilippe 

Im Sommer 2019 tänzelte Julian Alaphilippe durch Frankreich, als würden sich die Pedale von allein drehen. In dieser Saison hat der Franzose nicht die Form des Vorjahres, das ist mehr als offensichtlich. Doch Alaphilippe gibt nicht auf, greift (fast) jeden Tag an. Genau das ist es, was die Fans sehen wollen. Wenn schon unter gehen, dann mit wehenden Fahnen. Und von „untergehen“ kann keine Rede sein, bei einem Etappensieger bei dieser Tour. Doch nach dem vergangenen Jahr liegt die Messlatte für „Loulou“ eben wo anders. Fast in den Sternen. Und fest steht, mit dieser beherzten Fahrweise wird er in seiner Heimat keine Sympathien einbüßen, auch wenn er noch drei Tage am letzten Anstieg abgehängt wird.
 

Ein Monsterberg

Das war er also, der neue Mega-Berg. Vermutlich hofft man im Stadtmarketing von Meribel, dass er sich als neue Radsport-Bergikone etabliert und ähnlich wie Galibier, Tourmalet und Alpe d’Huez die Touristen anzieht. Die Besonderheit dieses Anstiegs ist die abartige Steilheit auf den letzten Kilometern. „Das ist wie der Anstieg nach Meribel und dann fünf mal die Mauer von Huy hinten dran“, fasste es Maximilian Schachmann zusammen. Genau so sah es auch im Profil aus.
Braucht man dies sportlich, für ein attraktiveres Rennen? Eher nicht. Es war ein Kampf Mann gegen Mann, mit mittelgroßen Anständen. Aber es war kein spektakuläres Rennen, von dem man in der Radgruppe noch im Dezember schwärmt. Die sportlichen Schlachten, die epischen Attacken, die spektakulären Rennen machen die Anstiege zu Legenden. Da hat dieser Berg noch einiges vor sich. Oder muss man den auch unbedingt mal hochfahren, wenn man eh dort ist? 
 

Bahrain-McLaren – eher so medium

Es war nicht der Tag des Jumbo-Visma-Zuges, wie wir ihn in den vergangenen zwei Wochen erlebten. Das Team Bahrein-Merida reihte sich am Madeleine ein und machte bis etwa sechs Kilometer vor dem Ziel das Tempo. Doch Landas Großangriff um supersteilen Schlussanstieg blieb aus. Stattdessen musste er die Konkurrenz ziehen lassen und wurde Siebter. 
Natürlich war das nicht ideal, vor allem nach all der Arbeit, die seine Mannschaft gemacht hatte. Aber es war Landas große Chance, den Platz auf dem Podium zu erobern. Es war einen Versuch wert, auch wenn Landa nun eine Minute mehr Rückstand auf Rang drei hat, als vor der Etappe. Dass es schwer würde, Roglic und Pogacar abzuhängen war ohnehin klar. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. So sieht es natürlich etwas blöd aus, wenn der Konkurrent jubelt, während die eigenen Helfer sich aufgeopfert haben. Aber mit 1:20 min hinter Lopez war es keine schlechte Leistung von Landa! Er rollte nur knapp hinter Enric Mas und Richie Porte über die Linie. Lag vor Adam Yates und Rigoberto Uran. Dennoch wird man nicht zufrieden sein.
 

Die Etappenanalyse mit Jan Tschernoster

(Die Analyse gibts täglich ~20 min nach Etappenziel Live)

 

 
 
 
 
 
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Mit @jan_tschernoster & @berndlandwehr

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