Michal Kwiatkowski und Richard Carapaz

 

Der verdiente Ineos-Sieg

Jahrelang hat das Team von Dave Brailsford die Tour de France dominiert. Mit Wiggins, Froome, Thomas und Bernal das wichtigste Rennen der Welt gewonnen. In diesem Jahr lief es einfach nicht und die Kritik wurde von Tag zu Tag größer. Leader Egan Bernal musste aufgeben, Erfolge konnte man keine einfahren. So hoch, wie die Messlatte bei diesem Team liegt, ist die Kritik folgerichtig. Doch denen, die nun der gesamten Mannschaft eine schlechte Form unterstellten, hielt man heute gute Argumente entgegen.
Richard Carapaz fuhr bereits in den vergangenen Tagen stark und schrammte nur knapp am Etappensieg vorbei. Nun also, bei der letzten Bergetappe dieser Tour zeigte er gemeinsam mit Michal Kwiatkowski, welche Stäke sie haben. Nach und nach hängten sie die Begleiter ab und jubelten am Ende Arm in Arm über den Etappensieg und das Bergtrikot für Carapaz. Ein absolut verdienter Erfolg, der mit Stärke und Cleverness herausgefahren wurde. So wird man beim Team Ineos diese Tour zwar nicht so erfolgreich beenden, wie  es geplant war, aber es wird nun definitiv auch keine Desaster-Tour.  
Dass Michal Kwiatkowski den Sieg dem unerwartet verstorbenen Sportlichen Leiter Nicolas Portal widmete, sei hier angemerkt. Portal war nicht nur ein sehr beliebter Mensch, sondern auch das „Brain“ hinter den Ineos-Taktiken der vergangenen Jahre.

Landismo

Am Mittwoch ließ Mikel Landa seine Helfer arbeiten und musste dann aber am Schlussanstieg die Konkurrenz ziehen lassen. Sein Team investierte viel, machte das Rennen schwer, aber der Plan, in der Gesamtwertung vorzurücken, ging nicht auf. Doch nur einen Tag später kletterte Landa zwei Positionen nach oben, in die Top-5 der Gesamtwertung. Erneut arbeitete sein Team herausragend, agierte mit der klassischen Relaisstation-Taktik. Man wird es nicht beweisen können, aber vermutlich zeigte bei den heute abgehängten Konkurrenten auch der gestrige Tag Wirkung. So war die Aktion am Vortag vielleicht gar nicht so wirkungslos, wie manche mit hämischen Bemerkungen meinten. Sie haben etwas versucht und sind nun in den Top-5 der Tour. Das ist durchaus ein achtbares Ergebnis.  
 

Gravel bei der Tour

Richie Porte ist einer der besten Rundfahrer der Welt. Sein Potenzial riesig, aber Pech und Stürze bei Grand Tours ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Bei der Tour de France 2020 kommt er bislang ordentlich durch, das übliche „Ritchie-Pech“ scheint gebannt. Doch dann, auf dem 2000m langen Schottersektor ereilte nur einen Fahrer aus der Favoritengruppe das Defektpech. Natürlich Richie. Er musste ein paar hundert Meter mit plattem Vorderrad fahren und das Rad wechseln, fiel zurück. Doch er schloss wieder zur Favoritengruppe auf und verlor keine Zeit. Phu, Glück gehabt.
Doch aus der Situation von Porte entwickelte sich eine Diskussion, ob es denn bei der Tour de France solche Gravel-Sektoren braucht. Fahrer twitterten, dass dies nicht zur Tour gehöre. Klar, ein Moment des Defektpechs kann einer monatelangen Vorbereitung und einem guten Rennen den verdienten Erfolg nehmen. Will man bei der Tour nicht den besten Fahrer siegen sehen, und nicht den, der am wenigsten Pech hat?

 
 
Doch dem kann man entgegenhalten, dass die Bedingungen für alle gleich sind. Jedes Team darf nach Belieben am Material feilen, Helfer an der Strecke postieren. Diese Diskussion wird stets geführt werden, genau wie die Diskussion, ob Kopfsteinpflaster-Abschnitte bei der Tour sinnvoll sind, oder unnötiges Risiko. Was man auf dem Schotter aber gesehen hat ist, dass die Fahrer offenbar unterschiedlich gut auf dem Gravel zurecht kommen. Man darf also die Frage stellen, ob man bei der Tour auch Schotterqualitäten abprüfen muss, um den besten Fahrer zu ermitteln. So wie vor 80 Jahren. Oder muss der Sport mit der Zeit gehen und sollen die Schotter-Spezialisten unter den Straßenprofis eben bei Dirty Kanza starten?  Die Diskussion wird vermutlich schnell abebben, bis es das nächste Kopfsteinpflaster bei der Tour gibt, oder Defektpech auf einem Schotterabschnitt. 
 

Keine Insta- Etappen-Analyse!

Leider gibt es die Insta-Etappenanalyse heute nicht on demand verfügbar. Instagram ist abgeschmiert und das Video weg. 🙁