Nach dem ersten Ruhetag geht es weiter gen Norden. Die Strecke zwischen Lanciano und Tortoreto ist überwiegend flach, doch die Schlussrunde in Tortoreto hat es durchaus in sich. Denn dort gilt es mehrere kurze, aber giftig steile Anstiege zu überwinden. Wer hier nicht aufpasst, kann schnell Zeit einbüßen.
Für die reinen Sprinter ist das Finale zu schwer, so stellt sich die Frage, welches Team im Feld die Nachführarbeit übernehmen möchte. Deceuninck-QuickStep wird eine für das Rosa Trikot ungefährliche Gruppe gern ziehen lassen und das Tempo im Feld kontrollieren. Denn ihnen geht es hauptsächlich darum, Leader Joao Almeida möglichst kräfteschonend und ohne Zeitverlust ins Ziel zu bringen. Die anderen Teams werden sich gut überlegen, ob sie lieber einen Fahrer in die Gruppe des Tages senden, oder im Feld kontrollieren. Dazu kommt, dass sehr viele Teams noch Ambitionen in der Gesamtwertung haben und genau überlegen, wo sie Energie investieren wollen.
Gut möglich, dass erneut die Ausreißergruppe des Tages durchkommt und am Ende den Sieg unter sich ausmacht. Je besser die Chancen für eine Gruppe stehen, desto mehr Fahrer wollen diese nutzen. So kann es zu einem harten Kampf um die Gruppe des Tages kommen. Gerade nach dem Ruhetag haben sicher einige Fahrer neuen Mut und vor allem Kräfte geschöpft.
Ausreißersieg, eine späte Attacke im schwerer Finale oder gar der Großkampf der Klassementfahrer auf den letzten 50 Kilometern? Alles ist möglich!


Die Strecke

Karte der 10. Etappe des Giro 2020

Die ersten Kilometer geht es bergab, anschließend flach entlang der Küste. Nach rund 35 Kilometern verlässt man die Küstenstraße und biegt ins Landesinnere zur Bergwertung der 4. Kategorie in Chieti ab.
Anschließend geht es wieder bergab und dann erneut entlang der Küste gen Norden in Richtung Zielort Tortoreto. Etwa 50 Kilometer vor dem Ziel kommt man dem Zielstrich sehr nahe, biegt dann aber nicht rechts gen Ziel ab, sondern fährt nach links und geht auf die anspruchsvolle Schlussrunde.
 
Die Anstiege des Tages

Die Anstiege auf der Schlussrunde sind zwar nur wenige Kilometer lang, aber sehr steil. Einige haben Passagen mit mehr als 15% Steigung. Diese kurzen Steigungen laden förmlich zur Attacke ein. Die letzte Steigung ist 11 Kilometer vor dem Ziel passiert und nach einer kurzen Abfahrt geht es die letzten sieben Kilometer flach zum Ziel. Die letzten dreieinhalb Kilometer entlang der breiten Küstenstraße.
Das Finale der 10. Etappe des Giro 2020

 

Die Favoriten

Die Rampen im Finale sind ideal für explosive Kletterer. Im Feld des Giro sind einige „Puncheure“ zu finden. Diego Ulissi beispielsweise, oder Gianluca Brambilla. Auch Fahrern wie Michael Matthews, Jhonatan Narváez, Andrea Vendrame, Fausto Masnada oder Fabio Felline könnte dieses Finale liegen. 
Es stellt sich jedoch die Frage, wie dieses Rennen verläuft. Geht eine frühe Ausreißergruppe mit starken Fahrern und wird weit weggelassen? Oder bleibt der Rückstand recht klein und es wird im Finale aus dem Feld angegriffen? Schwer abzusehen, was im Kampf um den Tagessieg passieren wird. Für den Sieg aus der frühen Gruppe gibt es einige Kandidaten. Dario Cataldo, Attila Valter, Jack Haig und natürlich auch Thomas de Gendt. 
Ob eine späte Attacke, auf der anspruchsvollen Schlussrunde erfolgreich sein kann, hängt auch von den Absichten der Klassementfahrer ab. Dieses Finale ist sehr gefährlich für die GC-Fahrer. Wenn man auf solch Terrain einen Moment unachtsam ist, kann man schnell mehr Zeit verlieren, als bei einer langen Bergankunft. 
Drückt ein Team früh aufs Tempo, wird es im Finale sehr hart. Vielleicht gehen am Ende rund 20 Fahrer an der Spitze auf die letzten Kilometer und sprinten um den Sieg. Dann wären Ulissi, aber auch Joao Almeida, Jakob Fuglsang, Pello Bilbao und Patrick Konrad Kandidaten für den Sieg.  
***** –
**** Fausto Masnada, Diego Ulissi
*** Jhonatan Narváez, Michael Matthews
** Peter Sagan, Pello Bilbao, Fabio Felline
* G. Brambilla, D. Cataldo, A. Vendrame, J. Fuglsang
Start: 11:55 Uhr
Ziel: ~ 16:35 Uhr


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