Profil der 11. Etappe der Vuelta 2020

Es ist die erste von zwei ganz schweren Bergetappen an diesem Wochenende. Fast 5000 Höhenmeter müssen auf den 170 Kilometern von Villaviciosa zur Bergankunft am Alto de la Farrapona bewältigt werden. Vier Anstiege der ersten Kategorie, drei auf den letzten 85 Kilometern. Diese Etappe könnte im Kampf um den Gesamtsieg von großer Bedeutung werden. 
Da am Sonntag die nächste ganz schwere Bergetappe ansteht, könnten einige der Favoriten auf Rot versuchen, mit den Kräften zu haushalten und erst in der Schlusssteigung Vollgas zu geben. Doch vielleicht sehen genau darin einige Teams eine große Chance. Wer starke Helfer in der Gruppe des Tages platzieren kann, könnte nach einer frühen Attacke am vorletzten, oder gar drittletzten Anstieg davon profitieren. Deshalb werden die Mannschaften der Leader genau beobachten, wer zu Beginn in die Gruppe geht und ebenfalls einen Fahrer mitschicken, wenn die Konkurrenz angreift. Dies würde dazu führen, dass schon zu Beginn das Tempo sehr hoch wäre.
Das Movistar-Team hat mehrere Fahrer sehr gut in der Gesamtwertung platziert, aber Kapitän Enric Mas ist im direkten Vergleich mit Roglic, Martin und Carapaz nicht stark genug. Für sie wäre eine frühe Attacke und ein Plan mit Relaisstation vielleicht eine gute Option.
Wer ein Auge auf die Bergwertung geworfen hat, wird ebenfalls versuchen in der Gruppe des Tages zu sein. Konzentriert  sich der Großkampf der Klassementfahrer auf den Schlussanstieg, könnte auch ein kletterstarkes Ausreißer am Ende über den Tagessieg jubeln.
Es könnte eine sehr spektakuläre Etappe werden, bei der große Überraschungen möglich sind. Hat einer der Favoriten hier einen schlechten Tag, kann er Minuten verlieren. Spätestens an der Schlusssteigung wird der Kampf um Rot entbrennen.


Die Strecke

Karte der 11. Etappe der Vuelta 2020

Nach dem Start in Villaviciosa geht es direkt bergauf. Für die Sprinter eine gefährliche Situation, weil sie direkt fürchten müssen, den Anschluss zu verlieren. Für starke Ausreißer aber eine gute Gelegenheit, direkt eine Lücke zu schaffen. Nach knapp 10 Kilometern ist der Gipfel erreicht und es erfolgt ein längeres Flachstück. 
Nach etwa 50 Kilometern beginnt die zweite Steigung des Tages. Der Alto de la Colladona ist mit 7 Kilometern bei 6,5 % Steigung angegeben. Nach der Abfahrt geht es ein längeres Stück von etwa 20 Kilometern leicht bergab, ehe die nächste Steigung beginnt. Der Alto de la Cobertoria ist vielleicht der schwerste Anstieg des Tages. Mit fast 10 Kilometern Länge und 9% Durchschnittssteigung ist dies ein heftiger Brocken. Am Gipfel befindet man sich auf der Südseite des Berges, keine drei Kilometer Luftlinie vom legendären Angliru-Aufstieg auf der Nodseite entfernt. Doch dieser wird erst am Sonntag erklommen und heute „rechts“ liegen gelassen. 
Nach der Abfahrt bleibt nicht viel Zeit zum Durchschnaufen, denn rund 45 Kilometer vor dem Ziel beginnt der Anstieg zum Puerto de San Lorenzo. Erneut geht es rund 10 km bergan und die Durchschnittssteigung liegt bei mehr als achteinhalb Prozent.
 
Die Anstiege Alto de la Colladona, Alto de la Cobertoria und Puerto de San Lorenzo

Der Gipfel des San Lorenzo ist exakt 34 km vor dem Ziel erreicht und es geht eine schnelle, aber technisch nicht extrem anspruchsvolle Abfahrt hinab nach La Riera. Nur im unteren Teil gibt es ein paar engere Kehren. 
Der untere Teil der letzten Abfahrt nach La Riera

Von dort geht es auf einer schmalen Straße an Felsen entlang und durch einige Tunnel leicht bergan. Man biegt links ab in einen Tunnel und die Steigung bleibt moderat. Bevor man Saliencia erreicht, geht es bereits für einige hundert Meter etwas steiler bergauf, dann aber wird es bis rund  vier Kilometer vor dem Ziel wieder flacher. Es beginnen die Serpentinen und die Straße wird steil.
 
Alto de La Farrapona

Das Finale der Etappe (Torrestio liegt auf der anderen Seite des Berges – Grafikfehler)

Die Favoriten

Es stellt sich die Frage, ob Ausreißer durchkommen, oder die Favoriten am Ende auch um den Etappensieg kämpfen. Bläst ein Favoritenteam heute richtig zum Großangriff, werden es Ausreißer schwer haben. Aber mit der Aussicht auf die schwere Etappe zum Angliru am Sonntag, werden die Favoriten vielleicht lieber noch nicht alle Körner auf die Straße werfen.
Für eine starke Gruppe kommen eine ganze Reihe von Fahrern in Frage. Denn Fahrer wie Michael Woods oder Davide Formolo haben bereits reichlich Rückstand in der Gesamtwertung. José Herrada, Clément Champoussin oder Mattia Cattaneo wären ebenfalls Kandidaten. Selbst David Gaudu, Aleksandr Vlasov oder Guillaume Martin haben mehr als sechs Minuten Rückstand und werden nicht sofort zur Gefahr für Spitzenreiter Primoz Roglic.
Schickt Movistar Helfer in die Gruppe und eskaliert dann früh, könnte man das Rennen sprengen, um den Tagessieg fahren und in der Gesamtwertung wieder aufrücken. Mit Alejandro Valverde und Marc Soler hat man dafür gleich zwei Optionen. Mit Izagirre, De la Cruz oder Nieve könnte man Landsleute in anderen Teams finden, die eine solche Taktik unterstützen und mithelfen. Bislang wirkt das Jumbo-Visma-Team allerdings stark genug, um solche Angriffe abwehren zu können. Auch wenn Tom Dumoulin nicht mehr im Rennen ist.
Kämpfen die Klassementfahrer um den Tagessieg sind wohl Primoz Roglic und Hugh Carthy sehr stark einzuschätzen. Auch Dan Martin machte einen guten Eindruck. Bei Richard Carapaz stellt sich die Frage, ob nach der schweren Tour de France und nun schon 10 Vuelta-Etappen die Kräfte langsam nachlassen. 
***** –
**** Michael Woods
*** David Gaudu, Primoz Roglic, Sepp Kuss 
** Aleksandr Vlasov, Guillaume Martin, Marc Soler
* Hugh Carthy, Dan Martin, Richard Carapaz
Start: 12:25 Uhr
Ziel: ~ 17:15 Uhr


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