Das niederländische Team Jumbo-Visma hat die belgische Deceuninck-QuickStep Equipe von der Spitze der Weltrangliste verdrängt. Mit 23 Saisonsiegen, darunter der Gesamtsieg der Vuelta und dem Gewinn von zwei von vier Monumente (Paris-Roubaix wurde nicht ausgetragen), verdeutlichen die beeindruckende Saison des Teams.
Doch nicht nur die Anzahl und die Qualität der Siege machte Jumbo-Visma zur besten Mannschaft der Saison. Ihr dominantes Auftreten während der Grand Tours hinterließ Eindruck. Mit Sepp Kuss, Wout van Aert, George Bennett, Primoz Roglic, Tom Dumoulin, Robert Gesink & Co bestimmte man sowohl Tour, als auch Vuelta. Ähnlich, wie vor Jahren noch Sky kontrollierte man das Rennen in den Bergen und erstickte die Attacken der Konkurrenz.
Bei den Eintagesrennen war es vor allem Wout van Aert, der für die Top-Ergebnisse sorgte. Von der Strade Bianche über Mailand-Sanremo bis zur Flandern-Rundfahrt – Van Aert war stets bärenstark. Nach Siegen bei der Strade Bianche und in Sanremo musste er sich in Flandern nur um Millimeter gegen Mathieu van der Poel geschlagen geben. Die Saison von Van Art lässt sich schlicht mit „überragend“ zusammenfassen.
Mission unerfüllt
Bei all den Erfolgen und der beeindruckenden Saison blieb der größte Wunsch unerfüllt. Man hatte den Sieg bei der Tour de France als das ganz große Saisonziel ausgegeben. Doch ein selbst mit Superlativen kaum beschreibbares Einzelzeitfahren von Tadej Pogacar brachte Roglic und Jumbo-Visma um den ganz großen Triumph.
Trauriger Tag
Den wohl schlimmsten Tag der Saison wird man bei Jumbo-Visma so schnell nicht vergessen. Beim Auftakt der Polen-Rundfahrt drückte Dylan Groenewegen Deceuninck-QuickStep-Sprinter Fabio Jakobsen in die Bande. Dieser verletzte sich sehr, sehr schwer und befindet sich nach mehreren Operationen weiterhin in der Reha. Ob Jakobsen überhaupt wieder Radrennen fahren kann, ist ungewiss. Groenewegen bedauerte die Aktion zutiefst, räumte sein Fehlverhalten ein, entschuldigte sich und wurde nun für neun Monate gesperrt. Sein Jumbo-Visma-Team unterstützt Groenewegen, der hofft, nach Ablauf der Sperre wieder ins Peloton zurückkehren zu können.
Ausblick auf 2021
Mit Primoz Roglic, Tom Dumoulin und Steven Kruijswijk hatte man in diesem Jahr drei Kapitäne für die Grand Tours. So stark wie Sepp Kuss sich präsentiert hat, könnte er zu einer echten Option für eine Co-Leaderrolle werden. Mit Jonas Vingegaard hat man einen exzellenten Kletterer, der nur noch 1-2 Entwicklungsschritte vom Kapitän entfernt ist.
Der Parcours der Tour de France 2021 scheint ideal für Roglic und Dumoulin. Ganz sicher wird man erneut Anlauf für das ganz große Ziel nehmen.
Bei den Klassikern hat man mit Wout van Aert einen absoluten Siegfahrer. Er wird mit Neuzugang Nathan Van Hooydonck weitere Unterstützung bekommen. Zudem hat man mit Olav Kooij, David Dekker und Gijs Leemreize drei junge Niederländer verpflichtet. Zudem will Van Aert wohl auch bei kurzen Rundfahrten schauen, was er dort erreichen kann.
Man darf das Team Jumbo-Visma auch 2021 extrem stark erwarten. Sie setzen ihren Weg fort und noch sind Roglic (31) und Dumoulin (30) im besten Rundfahrer-Alter. Für Steven Kruijswijk, der im Juni 34 Jahre alt wird, dürfte es vielleicht die allerletzte Chance auf eine Leaderrolle bei einer Grand Tour sein.
Am Ende wird wohl wieder das Abschneiden bei der Tour de France darüber entscheiden, ob es eine „sehr gute“, oder „überragende“ Saison 2021 wird.
- Teil 1 – Jumbo-Visma – das beste Team der Welt
- Teil 2 – Deceuninck-QuickStep – die Seriensieger
- Teil 3 – UAE – die neue Macht
- Teil 4 – Ineos – neue Grenadiere
- Teil 5 – Sunweb, die Rambazamba Truppe
- Teil 6 – Bora-hansgrohe – Charakterfrage
- Teil 7 – Astana – solide, auf dem Weg zum Umbruch
- Teil 8 – Trek-Segafredo – ein Schritt vorwärts
- Teil 9 – Groupama-FDJ – gereifte Talente
- Teil 10 – EF Pro Cycling – eine sehr gute Saison