Rang drei im World-Ranking nimmt man beim UAE-Team gern mit, dürfte für die Bewertung der Saison aber nicht allzu bedeutend sein. Denn mit dem Sieg beim größten Rennen der Welt sind alle Wünsche erfüllt und das Jahr aus Sicht des Teams 2020 sensationell gut. Toursieger Tadej Pogacar ließ sich in Paris in Gelb feiern und die Gesamte Mannschaft um CEO Mauro Gianetti war am Ziel der Träume.
Beeindruckende Entwicklung
Vor der Saison 2017 übernahm man die Reste der Lampre-Mannschaft und musste komplett neu aufbauen. Keine vier Jahre später fährt man in Gelb den Champs-Élysées entlang. Möglich macht das die üppige finanzielle Unterstützung aus den Arabischen Emiraten. Doch an dieser Stelle nur auf die sprudelnde Geldquelle zu verweisen, wäre nicht fair. Ja, man hat ein großes Budget, aber dennoch muss man anerkennen, wie effektiv man es schafft, die finanziellen Mittel einzusetzen.
Denn es ist nicht nur Wunderknabe Pogacar, entdeckt von Scouting-Guru Matxin, der UAE zu einer Top-Mannschaft macht. Satte 33 Saisonsiege wurden eingefahren. Nur Deceuninck-QuickStep hat mehr. Dazu mehrere Top-Platzierungen wie Rang zwei bei Strade-Bianche oder Platz drei bei der Flandern-Rundfahrt. Neben Pogacar sind es vor allem die etablierten Fahrer, wie Diego Ulissi, Alexander Kristoff oder Fernando Gaviria, die für Erfolge sorgten. Aber auch die Neuzugänge Davide Formolo und Brandon McNulty zeigten direkt Leistung.
Man hat in den vergangenen Jahren ältere Top-Fahrer geholt, aber auch konsequent junge Talente verpflichtet. Neben Pogacar kam Jasper Philipsen (der nun zu Alpecin-Fenix wechseln wird), die Oliveira Brüder, der dreifache U23-TT-Weltmeister Mikkel Bjerg und Sprint-Talent Alessandro Covi. Man konnte schon in der Vergangenheit den Eindruck gewinnen, dass die Teamleitung die volle Rückendeckung des Geldgebers hat – nach dem Toursieg durch Pogacar dürfte sich das nicht ändern. Da spielt es wohl auch keine große Rolle, dass Gianetti und Matxin in der Szene nicht den allerbesten Ruf genießen.
Neue Macht
Das ohnehin starke Team wird für 2021 weiter aufgerüstet. Mit Matteo Trentin kommt Verstärkung für die Klassiker. Rafal Majka wird die Fraktion der Bergfahrer verstärken. Und mit dem 18-jährigen Juan Ayuso hat man einen spanischen Wunderknaben entdeckt, der nun als nächster Rohdiamant im Team geschliffen werden soll.
Man darf gespannt sein, wie gut Pogacar und sein Team in der neuen Rolle, als Tour-Champion & Top-Favorit wo immer er startet, zurecht kommen. Mit dem Kader und dem Potenzial dürfte es 2021 insgesamt wieder eine gute Saison werden – auch wenn kein Grand-Tour-Sieg gelingen sollte.
- Teil 1 – Jumbo-Visma – das beste Team der Welt
- Teil 2 – Deceuninck-QuickStep – die Seriensieger
- Teil 3 – UAE – die neue Macht
- Teil 4 – Ineos – neue Grenadiere
- Teil 5 – Sunweb, die Rambazamba Truppe
- Teil 6 – Bora-hansgrohe – Charakterfrage
- Teil 7 – Astana – solide, auf dem Weg zum Umbruch
- Teil 8 – Trek-Segafredo – ein Schritt vorwärts
- Teil 9 – Groupama-FDJ – gereifte Talente
- Teil 10 – EF Pro Cycling – eine sehr gute Saison