Ein Monument, zwei Etappenerfolge bei der Tour de France und insgesamt 15 Saisonsiege stehen am Ende der Saison 2020 zu Buche. Zudem schaffte man sowohl bei der Tour, als auch beim Giro Rang sechs in der Gesamtwertung. Damit kann sich die Bilanz des Astana-Teams durchaus sehen lassen. Während man mit den Einstagesrennen sicher zufrieden sein wird, blieb man bei den Grand Tours in Sachen Gesamtwertung hinter den Erwartungen zurück.
Insgesamt waren es die etablierten Fahrer, wie Luis Leon Sanchez, Ion Izagirre, Miguel Angel Lopez und Jakob Fuglsang, die für die Erfolge sorgten.
Jakob Fuglsang
Mit seinem Sieg bei der Lombardei-Rundfahrt hat der Däne nach 2019 in Lüttich nun seinen zweiten Sieg bei einem Monument geholt. Zudem zeigte der inzwischen 35-Jährige bei den Eintagesrennen insgesamt starke Leistungen. Rang sechs beim Giro dell’Emilia (wo Teamkollege Vlasov siegte), Fünfter bei der Strade Bianche. Überhaupt gehörte er zu den Leistungsträgern. Sein Gesamtsieg bei der Ruta del Sol sollte dabei nicht vergessen werden. Beim Giro lief es ordentlich, aber nicht überragend. In den Kampf um den Gesamtsieg konnte er nicht eingreifen und der Traum vom Podium war schnell ausgeträumt.
Superman Lopez
Mit Fuglsang als Leader für den Giro und Miguel Angel Lopez als Tour-Kapitän hatte man große Hoffnungen. Lopez wurde beim Critérium du Dauphiné Fünfter und war in guter Form. Auch bei der Tour lief es ordentlich, doch im Zeitfahren am vorletzten Tag verlor der Kolumbianer sehr viel Zeit und fiel vom dritten Platz auf Gesamtrang sechs zurück.
Den Giro musste er dann nach wenigen Kilometern beenden, als er im Zeitfahren nach einer Bodenwelle stürzte und ausschied. Es war sein letzter Einsatz für die Equipe, denn er wechselt zum Team Movistar.
Alexandr Vlasov
Wie die Zukunft des Teams aussehen kann, wurde in dieser Saison deutlich. Der 24-jährige Alexandr Vlasov bewies sein Talent eindrucksvoll und ist ganz klar der Mann der Zukunft.
Zudem arbeitet man weiter an einer Verjüngung des Kaders. Sieben junge Fahrer hat man für die neue Saison verpflichtet. Darunter große italienische Talente wie Samuele Battistella, Matteo Sobrero und Andrea Piccolo.
Umbruch
In den vergangenen Jahren gab es rund um das Team immer mal wieder beunruhigende Gerüchte. Vor zwei Jahren gab es Schwierigkeiten mit den Gehaltszahlungen, in diesem Jahr wurden in der Coronazeit offenbar die Gehälter massiv gekürzt. Insgesamt hatte das Konsortium kasachischer Firmen zuletzt das Budget des Teams wohl immer weiter reduziert. Im kommenden Jahr wird man nun einen zweiten Geldgeber im Namen tragen – das Team heißt dann „Astana – Premier Tech„, weil das kanadische Unternehmen zum Titelsponsor aufsteigt.
Will man sportlich weiter eines der Top-Teams bleiben, muss es nun gelingen, die jungen Fahrer auf das Niveau der etablierten Stars zu heben. Ausreichend Potenzial ist sicher vorhanden, doch nach den großen Erfolgen in der Vergangenheit liegt die Messlatte hoch. Vielleicht wird 2021 ein Jahr des sanften Umbruchs, bei dem Vlasov und Fuglsang für die großen Schlagzeilen sorgen, während einige Talente in der Rangordnung aufsteigen. Man darf gespannt sein, wie sich das Astana-Team weiterentwickelt – sowohl sportlich, als auch strukturell.
- Teil 1 – Jumbo-Visma – das beste Team der Welt
- Teil 2 – Deceuninck-QuickStep – die Seriensieger
- Teil 3 – UAE – die neue Macht
- Teil 4 – Ineos – neue Grenadiere
- Teil 5 – Sunweb, die Rambazamba Truppe
- Teil 6 – Bora-hansgrohe – Charakterfrage
- Teil 7 – Astana – solide, auf dem Weg zum Umbruch
- Teil 8 – Trek-Segafredo – ein Schritt vorwärts
- Teil 9 – Groupama-FDJ – gereifte Talente
- Teil 10 – EF Pro Cycling – eine sehr gute Saison