Zwölf Saisonsiege klingt nach einer schwachen Saison, vor allem mit Top-Sprinter Caleb Ewan im Team. Doch drei Viertel davon gelangen bei WorldTour-Rennen. Zwei allein bei der Tour de France, zwei bei der Vuelta. Damit liegt man im Soll. Dennoch war es die schwächste Saison seit 10 Jahren.

Vor allem Tim Wellens und Caleb Ewan sorgten für die Erfolge, aber auch Neuzugang John Degenkolb steuerte seinen Etappensieg bei der Luxemburg-Rundfahrt bei. Thomas de Gendt erwischte keine Super-Saison, genau wie Neuverpflichtung Philippe Gilbert. Ohne Top-Klassementfahrer im Team war es auch in Sachen UCI-Punkte keine einfache Saison.

Dennoch, es war keine schlechte Saison des belgischen Teams. Ob Flandern-Rundfahrt, Gent-Wevelgem, BinckBank Tour, Brüssel Classic, De Panne – überall gelangen Top10-Platzierungen. Dazu der Sieg beim Scheldeprijs. Bei den für das Team so wichtigen Rennen lief es ordentlich, wenn auch nicht überragend.

Umbruch

Eine ganze Reihe von älteren Fahrern verlässt das Team. Nikolas Maes, Jelle Wallays und auch Adam Hansen gehen. Verpflichtet wurden vor allem Nachwuchsfahrer. Die Corona-Saison hat Spuren hinterlassen, auch das Lotto-Soudal-Team ist gezwungen die Ressourcen optimal einzusetzen.

Fünf Fahrer steigen von der U23-Mannschaft in die World Tour auf. Darunter Top-Kletter/GC-Talente wie Viktor Verschaeve, Xandres Vervloesem und Maxim Van Gils. Dazu kommen die Talente Andreas Kron von Riwal, der Allrounder Italiener Filippo Conca und Bergfahrer Sylvain Moniquet. Dazu der 24-jährige Kamil Małecki vom Team CCC. Dies ist ganz klar ein Umbruch, der den Weg in eine solide Zukunft ebnen soll.

Klar, auch 2021 werden die etablierten Fahrer die Verantwortung tragen – Ewan, Wellens, Gilbert, Degenkolb und De Gendt müssen für die Ergebnisse sorgen. Aber sie werden ganz sicher auch in der Mentoren-Rolle gefordert sein. Satte 12 Fahrer sind 22 Jahre, oder jünger – sie werden ganz sicher von der Erfahrung der Top-Fahrer wie Degenkolb oder Gilbert profitieren, denn sie sind dafür bekannt, ihr Wissen bereitwillig weiterzugeben.

Talent und Qualität hat der Kader für 2021 definitiv, auch wenn man nicht auf einem Level mit QuickStep, Ineos oder Jumbo-Visma ist. Nach den Turbulenzen um die wechselnde Führung vor wenigen Jahren ist man um Kontinuität bemüht, will mit der Verjüngung des Kaders auch die Zukunft sichern. Ein notwendiger Schritt, der konsequent gegangen wird – wie schnell der Früchte trägt, bleibt abzuwarten.