Das legendäre Einzelzeitfahren der Tour de France

Primoz Roglic am Planche del Belle Filles

Die ungläubigen Blicke der Jumbo-Visma-Profis Tom Dumoulin und Wout van Art gingen tausendfach durchs Netz. Wären die Kameras auf Journalisten und Fans gerichtet gewesen, hätten sie ganz sicher auch dort ähnliche Gesichtsausdrücke eingefangen. Das, was am vorletzten Tag der Tour de France 2020 passierte, war mehr als spektakulär. Leader Primoz Roglic schien den Gesamtsieg der Rundfahrt vor diesem Zeitfahren nahezu sicher zu haben. Bei 57 Sekunden Vorsprung auf Tadej Pogacar sollte eine normale TT-Leistung reichen, für die große Party in Paris.

Normales TT reicht nicht

Roglic lieferte ein ordentliches Zeitfahren ab, aber es reichte dennoch nicht. Pogacar zauberte an diesem Tag eine Leistung, mit der man nicht gerechnet hatte. Nicht rechnen konnte. Schon im flachen Anfangsabschnitt nahm er Roglic Zeit ab. Dieser registrierte es und war sicher wenig verwundert, dass Pogacar derart losfeuerte. Doch Pogacar konnte dieses Übertempo einfach durchballern. Roglic verlor Sekunde um Sekunde und verkrampfte am Ende sogar ein wenig. Doch das war nicht ausschlaggebend, für den spektakulären Gelb-Wechsel am letzten Tour-Renntag.

Eigene Welt

Pogacar lieferte auf diesen 36 Kilometern von Lure zu den La Planche des Belles Filles ein unfassbares Rennen ab. Er gewann das TT mit 1:21 min Vorsprung auf Tom Dumoulin und Richie Porte. Van Aert kassierte mehr als eineinhalb Minuten und Primoz Roglic, immerhin Tagesfünfter, verlor fast zwei Minuten auf Pogacar.

Entweder war dieser Tag einfach die Sternstunde des Tadej Pogacar, an dem alles perfekt zusammenpasste, oder „nur“ das natürliche Potenzial dieses Wunderknaben. Gilt Zweites, darf man sich vielleicht bald an Pogacar im Gelben Trikot gewöhnen.