1 | Lennard Kämna – die Überraschung der Tour
Lennard Kämna hat im vergangenen Jahr eindrucksvoll bewiesen, dass er in den Bergen mit den Besten mitfahren kann. Dass er dabei auch in der dritten Woche noch Top-Leistungen abliefern kann, hat er ebenfalls bewiesen. Bora-hansgrohe schickt zwar Wilco Kelderman als Kapitän zur Tour, doch Kämna wird sicher seine eigene Chance bekommen, wenn er in Top-Form ist.
Mit zwei Einzelzeitfahren und nur drei Bergankünften dürfte der Parcours Kämna liegen. Dazu lastet auf ihm kein Druck und er kann mitnehmen was kommt – so landet auch ohne Buchmann ein Deutscher in den Top Ten der Tour.
2 | Langeweile auf dem Kopfsteinpflaster
Was war das für ein grandioses Finale! Mathieu van der Poel und Wout van Aert lieferten sich bei der Flandern-Rundfahrt 2020 eine epische Schlacht. So wunderbar das war, so langweilig wird es in diesem Jahr. Weil jeder weiß, dass der Sieg nur über MvdP oder WvA führt, wird sich der Rest des Pelotons auf die Neutralisation des Duos beschränken. Das wird letztlich dazu führen, dass der Sieg sowohl in Oudenaarde als auch in Roubaix im Sprint einer mindestens zehnköpfigen Gruppe entschieden wird. Gut, so wird es nach über 250 Kilometern Langeweile immerhin am Ende spannend.
3 | Froome gewinnt ein großes Rennen
Wenn wir ehrlich sind, haben die meisten Leute Chris Froome bereits abgeschrieben. So eine schwere Verletzung in dem Alter… Doch man gewinnt nicht viermal die Tour, wenn man nicht über herausragende Fähigkeiten verfügt. Sowohl physisch als auch psychisch. Deshalb glaube ich, dass Froome 2021 nochmal ein großes Rennen gewinnen wird. Womöglich nicht die Tour, aber vielleicht die Dauphiné, die Tour de Suisse oder die Clásica San Sebastian. Einen großen Sieg hat er noch in sich. Mindestens.
4 | Revival der Markenteams
Wenn man denn die positiven Seiten der Coronavirus-Pandemie betrachten möchte, ist eine davon definitiv der Fahrrad-Boom. Die großen Hersteller haben alle Hände voll zu tun, Wartezeiten von mehreren Monaten sind nicht selten. Die Rad-Hersteller zählen zu den Gewinnern der Krise – und das wird sich auch bei den Teams der WorldTour bemerkbar machen. Sind die Radhersteller aktuell noch oftmals Co-Sponsor, so wird es zu einem Revival der Markenteams kommen. Zum einen wird womöglich noch mehr Mannschaften ein Schicksal wie 2020 der Mannschaft CCC ereilen. Zum anderen brauchen die Radhersteller den Zirkus Profiradsport als Marketing-Plattform. Da liegt es nahe, die Rollen zu tauschen und die alten Großsponsoren als Co-Geldgeber an Bord zu behalten.
5 | Ineos nur noch Herausforderer
Bereits bei der vergangenen Tour wurde deutlich, dass Jumbo-Visma das neue Super-Team des Pelotons ist und Ineos abgelöst hat. Zwar gewannen die Briten den Giro, doch schon bei der Vuelta war man dann wieder „nur“ Zweiter. 2021 wird die Saison, in der man endgültig in die Reihe der vielen Herausforderer abrutscht. In Porte, de Plus und Martinez wurden zwar Erfahrung und Talent verpflichtet, doch keiner des Trios dürfte in der Lage sein, 2021 eine Grand Tour zu gewinnen. Auch Adam Yates und Geraint Thomas werden nicht liefern.
Hinzu kommt in Egan Bernal mittlerweile eine Unbekannte. Vom Potenzial her zählt der Kolumbianer zweifelsohne zum Favoritenkreis der Tour, doch die Probleme im vergangenen Jahr dürften mentale Spuren hinterlassen haben. Über eine dreiwöchige Rundfahrt sehe ich bei Ineos keinen Fahrer – auch nicht Geoghegan Hart – der es mit Pogacar oder Roglic aufnehmen kann. Und wenn Jumbo Sepp Kuss erst einmal freie Fahrt gewährt…
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