Daniel Beck

1 | Ineos Grenadier schlägt bei der Tour zurück

Der Schock über die verkorkste Tour wirkte bei der britischen Equipe nicht lange nach. Den Giro gewannen sie – überraschend, aber verdient. Bei der Vuelta schrammten sie trotz einer im Vergleich zu Jumbo-Visma nicht wirklich wettbewerbsfähigen Equipe knapp an Rot vorbei. Mit der Lockerheit der zweiten Saisonhälfte von 2020 und den erstklassigen Verstärkungen – allen voran Richie Porte und Simon Yates – wird Teamchef Dave Brailsford eine Equipe nach Frankreich schicken, bei der drei Fahrer die Klasse haben, in Paris ganz oben zu stehen. Und: Sowohl Geraint Thomas als auch Egan Bernal haben als ehemalige Sieger eine Rechnung mit der Frankreich-Rundfahrt offen.

2 | Intermarché Wanty Gobert – Underdog in der WorldTour

Das Management des zur Saison 2021 in die WorldTour „aufgestiegenen“ Teams muss sehr genau überlegen, bei welchen der großen Rennen man sich zeigen will und bei welchen man „nur“ antritt, aber eher ressourcenschonend fährt. Denn auf dem Papier scheint der Kader für die WorldTour-Rennen nicht wettbewerbsfähig zu sein. Vier Siege hat das Team 2020 geholt – keinen davon in einem WorldTour-Rennen. Im Team-Ranking aller Profi-Mannschaften landete die Equipe auf Rang 20, weit hinter anderen Pro-Teams wie Alpecin-Fenix oder Arkea-Samsic.

Zwar hat sich die belgische Equipe mit neun Fahrern verstärkt, darunter aber keine echten Siegfahrer. Dem gegenüber stehen sechs Abgänge. Besonders schmerzhaft der Abschied vom französischen Publikumsliebling Yoann Offredo, der seine Karriere beendet.

3 | AG2R Citroen im Umbruch – fit für die Klassiker

Alles neu beim Team von Vincent Lavenu: mit Citroen ein neuer Namenssponsor, mit BMC ein neuer Radausrüster – und dazu noch eine neue taktische Ausrichtung. War das französische Team in den vergangenen Jahren immer die Mannschaft, die fast alles einer Tour-Podiumsplatzierung unterordnete, wird sie 2021 komplett neuen Wege gehe. Mit Fahrern wie Benoit Cosnefroy und Oliver Naesen aber vor allem den Neuzugängen wie Olympiasieger Greg van Avermaet und Bob Jungels kann die französische Mannschaft den Frühjahrsklassikern in Flandern und den Ardennen ihren Stempel aufdrücken. Getrennt hat man sich zur Saison 2021 von insgesamt neun Fahrern – darunter das kletterstarke französische Quartett mit Bardet, Latour, Geniez und Vuillermoz. Bei den GrandTours wird AG2R Citroen wohl auf Tageserfolge aus sein – wie auch 2019 und 2020 als Nans Peters für Ausreißersiege bei Tour und Giro sorgte.

4 | Bora-hansgrohe gewinnt ein Monument

Auf den ersten Blick eine steile These, da es ja nur fünf Möglichkeiten gibt. Aber wer sich den Kader des Denk-Teams genau anschaut, wird feststellen, dass sie für jedes Monument mindestens zwei Fahrer haben, die gewinnen können. Durch die Verpflichtung von Nils Politt bekommt Peter Sagan, der Vertragsjahr hat, teamintern Konkurrenz. Die Weiterentwicklung bereits starker Fahrer wie Lennard Kämna, Max Schachmann, Patrick Konrad und Felix Großschartner bieten viele taktische Optionen bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und in der Lombardei. Und beim ersten Monument des Jahres Mailand-Sanremo feiert Pascal Ackermann sein Debüt und wird neben Peter Sagan, der Bora-Fahrer sein, auf den es zu achten gilt.

5 | Heimspiel bei der WM: Ein Belgier holt sich in Flandern das Regenbogentrikot

Belgien ist eine große Radsportnation – monumentale Rennen und erstklassige Rennfahrer. Wenn beides zusammenkommt, wie bei der Weltmeisterschaft 2021 in Flandern und nicht durch die Mannschaftstaktiken der WorldTeams ausgebremst wird, dann führt der Weg zum Titel nur über die Nationalmannschaft Belgiens. Greg van Avermeat, Yves Lampaert, Tim Wellens, Remco Evenepoel, Oliver Naesen sind nur einige davon – und dabei wurde Superstar Wout van Aert noch gar nicht mitaufgezählt. Spannend wird daher schon im Vorfeld die Frage sein, wer im heißen Herbst bei der Radweltmeisterschaft in Flandern tatsächlich als Helfer fährt, wer Kapitän ist und wer eine freie Rolle zugewiesen bekommt. Wenn sich alle in den Dienst der Sache stellen, steht am Ende ein Belgier bei der Siegerehrung ganz oben. Das heimische Publikum wird dann hoffentlich wieder bei einem Rennen an den Hellingen stehen dürfen und der Equipe zusätzlichen Schub verleihen.