Degenkolb in Klassikerform

Lotto-Soudal offensiv – vorn Frederik Frison, rechts Degenkolb

Es ist schon eine Weile her, dass man John Degenkolb derart offensiv sah, wie bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. Am Oude Kwaremont zerhackte erst Kasper Asgreen das Feld mit einem heftigen Tempo, dann setzte sich Degenkolb auf dem letzten Stück dieses Pflasterabschnitts an die Spitze und zog durch. Später, am letzten Anstieg des Rennens forcierte wieder Degenkolb das Tempo.

Die Form beim Paris-Roubaix-Champion von 2015 scheint zu stimmen, auch wenn sich die guten Beine nicht im Ergebnis widerspiegeln. Denn im Sprint eingebaut wurde es nichts mit einer Top-Platzierung. Kein Wunder, dass sich Degenkolb hinterher ärgerte.

Degenkolb nun schlicht zu unterstellen, er wäre in den vergangenen Jahren weniger gut in Form gewesen, würde zu kurz greifen. Denn wegen seiner Endschnelligkeit wurde er taktisch oft als „defensive Option“ eingesetzt. Bei Lotto-Soudal, so scheint es, genießt Degenkolb alle taktischen Freiheiten und nutzt diese. Für ein besseres Tagesergebnis wäre etwas mehr Zurückhaltung vielleicht sogar von Vorteil gewesen, aber mit Blick auf die anstehenden großen Rennen, war der erste Klassiker-Einsatz sicher gut für das Selbstvertrauen und die Motivation. Der inzwischen 32-Jährige scheint in Sachen Formaufbau absolut im Soll.