In der letzten steilen Rampe zum Ziel trat er an und riss sofort ein Loch. Mit einer beeindruckenden Leistung holt sich Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) den Sieg bei der 5. Auflage des Neo-Klassikers Strade Bianche. Julian Alaphilippe (Deceuninck-QuickStep) wurde in Siena nach 184 Kilometern Zweiter, Egan Bernal (Ineos Grandiers) rollte als Dritter ins Ziel am Piazza del Campo.

Van der Poel war der Stärkste im Rennen und holte sich verdient den Sieg. Mit seiner Attacke rund 12 Kilometer vor dem Ziel, im letzten Schotterabschnitt, sorgte er für die Vorentscheidung. Nur Alaphilippe konnte seinem explosiven Antritt folgen. Bernal schaffte wenig später noch einmal den Anschluss. In den schmalen Gassen Sienas folgte dann die zweite Attacke Van der Poels, die seine Extraklasse unterstrich. Er setzte sich ab und konnte seinen ersten Klassiker-Sieg des Jahres bejubeln.

„Strade Bianche ist ein Rennen, das ich unbedingt einmal gewinnen wollte. Das heute zu schaffen, ist großartig“, sagte Van der Poel nach dem Rennen. „Ich habe mich die ganze Zeit gut gefühlt und gespürt, dass ich noch etwas in den Beinen hab. Alaphilippe sagte mir, dass er nicht mehr die besten Beine hatte und ließ einige Führungen aus. Ich wusste, dass er nicht lügt. Bernal machte bergauf einen starken Eindruck, aber ich wusste, dass mir das Finale hier sehr liegt“, so Van der Poel.

So lief das Rennen

Beim Schotter-Klassiker über die „weißen Straßen“ der Toskana entwickelte sich ein packendes Rennen. Die Ausreißergruppe des Tages bildeten Philipp Walsleben (Alpecin-Fenix), Kévin Ledanois (Arkéa-Samsic), Simon Bevilacqua (Vini Zabù), Simone Petilli (Intermarché-Wanty-Gobert), Samuele Zoccarato (Bardiani-CSF), Tosh van der Sande (Lotto Soudal), Samuele Rivi (Eolo-Kometa) und Filippo Tagliani (Androni-Sidermec).

Doch bereits mehr als 90 Kilometer vor dem Ziel lag das Feld nur noch etwas mehr als eine Minute dahinter und es war klar, dass die Ausreißer bald eingeholt werden würde.

In Sektor 7, rund 70 Kilometer vor dem Ziel, wurden die Ausreißer schließlich vom Feld gestellt. Gonzalo Serrano (Movistar) und Gianni Vermeersch (Alpecin-Fenix) griffen wenig später aus dem Feld an und lösten sich. Die Favoriten belauerten sich.

Etwas weniger als 60 Kilometer vor dem Ziel löse sich auf einem Asphalt-Abschnitt, als das Tempo nach dem 7. Sektor etwas gedrosselt wurde, eine größere Gruppe mit starken Fahrern. Greg van Avermaet war dabei, auch Kasper Asgreen. Doch als die großen Favoriten wenig später angriffen, waren sie wieder gestellt.

Vorentscheidung

Im schweren Schotter-Sektor acht, etwas mehr als 50 Kilometer vor dem Ziel, wurden die Ausreißer eingeholt und Julian Alaphilippe griff an. Es formierte sich eine Gruppe um Wout van Aert, Mathieu van der Poel, Alaphilippe, Quinn Simmons, Egan Bernal, Tom Pidcock, Tadej Pogacar, Michael Gogl. Dahinter folgte eine kleine Gruppe um Jakob Fuglsang, Tim Wellens und Pello Bilbao. Simmons hatte wenig später einen Hinterrad-Defekt und fiel etwa 35 Kilometer vor dem Ziel in die zweite Gruppe zurück.

Die zweite Gruppe kämpfte um den Anschluss, schaffte es aber nicht, die kleine Lücke zu schließen.

Als Julian Alaphilippe rund 24 Kilometer vor dem Ziel in einem steilen Schotter-Stück antrat, mussten Wout van Aert und Tom Pidcock reißen lassen. Sie kämpften sich jedoch rund 15 Kilometer vor dem Ziel wieder heran.

Van der Poels Monster-Attacken

Etwa 12 Kilometer vor dem Ziel erfolgte dann die erste der beiden Monster-Attacken von Van der Poel. Der Niederländer trat derart an, dass nur Alaphilippe unter größter Mühe wieder aufschließen konnte. Dass die beiden nicht voll durchzogen gab Bernal die Chance, wieder aufzuschließen. Der Rest war geschlagen.

So fuhr das das Trio gemeinsam bis zum Fuße der letzten Steigung in den schmalen Gassen Sienas. Es folgte der zweite Antritt Van der Poels, der sich souverän den Sieg holte und keine Zweifel aufkommen ließ, wer an diesem Tag der Stärkste im Peloton war.