Simon Geschke

Die Fernfahrt Paris-Nizza ist das erste ganz große Etappenrennen der Saison, für viele der Top-Rundfahrer ein Highlight des Frühjahrs. Dementsprechend hoch wird das Niveau sein. Für Simon Geschke wird es das erste World-Tour-Rennen der Saison sein. Er kennt die Rundfahrt gut, war aber in der Vergangenheit auch oft beim parallel ausgetragenen italienischen Rennen Tirreno-Adriatico am Start.

In diesem Jahr stellt sich die Frage für Geschke nicht, ob Tirreno-Adriatico oder Paris-Nizza, denn der inzwischen 34-Jährige gehört seit diesem Jahr zur französischen Equipe Cofidis. Mit Guillaume Martin als Kapitän will man sich beim heimischen Rennen zeigen. Geschke soll ihn dabei unterstützen.

Wunsch-Helfer vom Leader

In diesem Jahr wird der Berliner viele Rennen gemeinsam mit Martin bestreiten. Denn der 11. der Tour de France 2020 hat Geschke als wichtigen Helfer in sein Team geholt. „Guillaume ist wirklich ein sehr angenehmer Typ. Menschlich top und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden“, sagte Geschke. Den ersten engeren Kontakt gab es bei der Vuelta 2020, als die Gespräche für Geschkes Wechsel konkret wurden.

Martin ist talentiert und intelligent, weiß was er will und sein Wort hat im Team Gewicht. Er kam 2020 als neuer Kapitän in die Mannschaft und war ein wichtiger Teil des „neuen Aufbruchs“ im Team. „Ich denke, durch ihn hat sich viel getan, in der Mannschaft“, sagt Geschke und glaubt, dass die Equipe zuletzt eine sehr gute Entwicklung genommen hat, seit man 2020 in die WorldTour aufstieg. Dennoch wurde 2020 offensichtlich, dass es vor allem in Bergen an Helfern für Leader Martin fehlt. Aus diesem Grund wurde Geschke in die Mannschaft geholt.

Französisch

Nachdem der Wechsel im Herbst klar war, begann Geschke das Schulfranzösisch aufzupolieren, macht Kurse und sieht sich sprachlich deutlich verbessert. „Die Teamsprache ist Englisch, aber dennoch ist es mir wichtig, dass ich mich auch auf Französisch verständigen kann, vor allem außerhalb der Rennen“, sagt Geschke.

Die Mentalität des Teams gefällt ihm. „Ob es typisch französisch ist, kann ich nicht beurteilen, denn es ist meine erste französische Mannschaft. Aber ich finde es schön, dass man auch mal länger am Tisch sitzt, nicht nur über Wattzahlen und Ernährungspläne redet. Sondern sich im Trainingslager auch einfach mal so, auf ein Bier hinsetzt“, erzählt Geschke.

Er ist vor allem von der Organisation positiv überrascht. Denn immer wieder werden diesbezüglich Klischees gepflegt und auch Sprüche geklopft. „Man hört das ja immer mal, grad bei französischen Teams, aber das hier ist absolut top“, so Geschke.

Super Winter

Geschke ist gut durch den Winter gekommen. Er war im Dezember sehr fleißig, im Januar mit Martin im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada und ist sehr ordentlich in die Saison gestartet. „Ich fühle mich wohl und bin gut drauf, leider lief es bei Guillaume nicht optimal“, sagt Geschke und spielt auf den Trainingssturz seines Kapitäns an. Martin musste seinen Saisonstart etwas verschieben, hat aber bereits zwei Rennen bestritten und wird nun bei Paris-Nizza die Mannschaft anführen.

Nach Paris-Nizza geht es für Geschke bei der Baskenland-Rundfahrt weiter und anschließend stehen die Ardennen-Klassiker als eines der Highlights an. Er wird auch dort gemeinsam mit Guillaume Martin am Start stehen, aber sicher auch taktische Freiheiten bekommen. Im Sommer ist dann ganz klar die Tour de France und eine Top-Platzierung von Martin das große Ziel. „Er hat definitiv das Potenzial für Top10 bei der Tour, aber ich denke, dass auch Top5 möglich ist, wenn alles passt“, sagt Geschke.

Campagnolo

In Sachen Training hat der erfahrene Geschke kaum etwas geändert, versteht sich mit seinem neuen Trainer auf Anhieb gut. Nur beim Material musste sich Geschke umgewöhnen. „Ich habe andere Pedale und fahre jetzt Campagnolo, das ist aber nur im ersten Moment ungewohnt. Mein Straßenrad kam eins zu eins in der Position meines alten Rades und es hat keine zwei Wochen gedauert, bis ich mich an alles gewöhnt hab“, sagt Geschke. Viele Jahre, sowohl bei Sunweb, als auch bei CCC, fuhr er Giant Räder. Nun ist er auf einer De Rosa Rennmaschine unterwegs.

Neue Kollegen

Von seinen Teamkollegen hat Geschke noch gar nicht alle kennengelernt. „Wir hatten im Dezember nur ein kleines Treffen, haben die Fotos gemacht, waren aber die ganze Zeit in unserer Blase. So kenne ich noch lange nicht alle Fahrer“, erzählt Geschke. „Das ist schon schade, denn auch vom Staff kenne ich einige nur vom Telefon. Aber das geht ja aktuell nicht anders“.

Den Sportlichen Leiter Christian Guibertau kennt er noch aus der gemeinsam Zeit bei Sunweb. „Wir haben uns immer gut verstanden und wenn ich aktuell mal eine Frage habe, hilft mit Christian immer weiter. Mein Französisch ist zwar besser geworden, aber noch nicht perfekt“, sagt Geschke mit einem Lachen und schiebt nach: „Das ist aber alles kein Problem. Insgesamt, muss ich wirklich sagen, bin ich bislang wirklich sehr zufrieden.“

Paris-Nizza startet am Sonntag in Saint-Cyr-L’École. Alle Infos zum Rennen gibt es hier.