Profil der 4. Etappe des Giro d'Italia 2021

Es ist der erste echte Berg-Test für die Klassementfahrer. Keine richtig schwere Bergetappe, aber doch ein kniffliges Finale mit einem kurzen, aber steilen Anstieg kurz vor dem Ziel. Die Abstände zwischen den Giro-Favoriten werden nicht groß sein, aber man wird einen ersten Eindruck über die Berg-Form der Fahrer bekommen. Denn komplett frisch wird wohl keiner in den letzten Anstieg gehen – die letzten rund 80 Kilometer geht es ordentlich auf & ab.

Das Ziel ist nicht direkt am Gipfel des letzten Anstiegs, sondern einige Kilometer später erreicht. Diese Ankunft liegt sicher eher den Puncheuren unter den Kletterern. Fahrer wie Emanuel Buchmann, die zwar lange bergauf gleichmäßig ein enormes Tempo fahren können, aber weniger explosiv sind, werden versuchen, keine Zeit zu verlieren.

Ausreißersieg?

Es könnte auch ein Tag für Ausreißer werden. Denn der zweite Teil der Etappe ist sehr anspruchsvoll und Filippo Ganna wird das Rosa Trikot wohl ohnehin nicht verteidigen können. So wird Ineos Grenadiers vielleicht eine für Egan Bernal (und dessen Ziel Giro-Sieg) ungefährliche Gruppe ziehen lassen. Ob sich dann eine andere Mannschaft findet, die auf den ersten flachen Kilometern der Gruppe hinterherjagt, wird sich zeigen. Je mehr Mannschaften an einen Ausreißversuch glauben, und dabei sogar die Möglichkeit für ein paar Tage im Rosa Trikot sehen, werden versuchen in die Gruppe des Tages zu gehen. Das könnte zu einem harten Kampf zu Beginn der Etappe führen, denn es geht flach los, was vielen Fahrern die Chance zum Angriff gibt.

Es ist eine Etappe mit taktisch vielen Dimensionen und einem Finale, das vielleicht die Favoritenrollen etwas verschiebt. Da es regnen soll, wird es zusätzlich schwer und auch in den Abfahrten knifflig. Man darf gespannt sein!


Die Strecke

Die Karte der 4. Etappe des Giro 2021

Von Piacenza geht es zunächst flach gen Südosten. Nach 55 Kilometern ist Parma erreicht und es geht anschließend gen Süden. Von der Sprintwertung in Rossena sind es noch 100 Kilometer bis ins Ziel und der anspruchsvolle Teil beginnt dort. Es folgt ein Abschnitt, in dem es ständig auf und ab geht. Dazu soll es regnen, was es nicht leichter macht – vor allem in den Abfahrten.

Der erste kategorisierte Anstieg ist der Castello di Carpineti. Anschließend geht es bergab und dann flach zur nächsten Bergwertung.

Der Montemolino steht rund 45 Kilometer vor dem Ziel an. Der letzte Teil des Anstiegs ist sehr steil und anschließend folgt eine schnelle Abfahrt, ehe es in die Gegensteigung geht und dann wieder bergab.

Etwa 20 Kilometer vor dem Ziel folgt direkt der nächste Anstieg. Es geht hinauf nach Roncoscaglia. Es ist keine Bergwertung, aber es geht 5,5 km mit mehr als 6% bergan! Es gibt sogar Passagen mit 11%.

Das Ziel ist dann nur 500 Meter Luftlinie entfernt, aber man fährt noch eine anspruchsvolle Schleife. Zunächst bergab, beginnt dann in Fanano die Schlusssteigung.

Der Colle Passerino ist kurz, aber steil. Hier wird die Position vor dem Anstieg enorm wichtig sein! Wer hier nicht in den Top25 reinfährt, muss fürchten, ein wenig Zeit zu verlieren. So dürfte es vor der Steigung enorm hektisch im Feld werden.

Die letzten Kilometer sind dann leicht wellig und man darf gespannt sein, wer sich den Tagessieg holt.

Die letzten Kilometer der 4. Etappe des Giro 2021

Die Sprintwertungen:
km 86.8 Rossena
km 180.2 Fanano

Die Bergwertungen:
km 111.8 – Castello di Carpineti – m 780 (3a cat.)
km 143.4 – Montemolino – m 933 (3a cat.)
km 184.5 – Colle Passerino – m 1052 (2a cat.)

Die Favoriten

Für diese Etappe gibt es mehrere Szenarien. Es könnte eine frühe Ausreißergruppe durchkommen. Es könnte eine späte Attacke, vielleicht an der unkategorisierten Steigung nach Roncoscaglia, erfolgreich sein. Oder es fährt ein dezimiertes Feld in den letzten Anstieg und kämpft um den Etappensieg und das Rosa Trikot.

Für einen Sieg aus der Gruppe kommen bergfeste Baroudeure in Frage. Thomas de Gendt, natürlich, aber auch Luis Leon Sanchez, Giovanni Visconti oder Gianluca Brambilla.

Für eine späte Attacke würde natürlich auch Brambilla oder dessen Teamkollege Giulio Ciccone in Frage kommen. Natürlich könnten auch Matteo Fabbro oder Geoffrey Bouchard hier angreifen und durchziehen.

Fahren die GC-Fahrer geschlossen in die letzte Steigung, dürften die explosiven Fahrer wie Simon Yates, Joao Almeida, Remco Evenepoel oder Daniel Felipe Martinez im Vorteil sein.

Das Wetter macht das Rennen zusätzlich schwer, was die Chancen für eine späte Attacke, die auch Rosa bringen könnte, erhöhen. Aber es wird von der Gruppe des Tages abhängen, wie das Rennen verläuft. Und natürlich auch, von den Interessen der Teams. An diesem Tag wird das Klassement das erste Mal richtig verändert – es könnte sehr spannend werden.

***** –
**** Pello Bilbao, Joao Almeida
*** Remco Evenepoel, Alexandr Vlasov, Simon Yates
** Valerio Conti, Bauke Mollema, Diego Ulissi, Fausto Masnada
* Ruben Guerreiro, Dan Martin, Marc Soler, Egan Bernal, Jefferson Cepeda, Giulio Ciccone

Start: 12:05 Uhr
Ziel: ~ 17:17 Uhr

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