Nachbesprechung Etappe 4 Giro 2021

Dombrowski & De Marchi – zwei Sieger

Was ein Etappensieg beim Giro bedeuten kann, haben alle am Montag bei Taco van der Hoorn gesehen. Für Joe Dombrowski war es sicher genauso emotional. Denn es war der erste Etappensieg bei der Grand Tour, für den inzwischen 29-Jährigen.

Er galt früh als eines der ganz großen Talente. Bergauf bockstark und auch ein Mann für Rundfahrten. Er gewann beispielsweise den Baby-Giro (U23 Rennen) im Jahr 2012. Doch dann hatte er Probleme mit einer Arterie (arterielle Endofibrose) und nahm nicht die Entwicklung, die man gedacht hatte. Nun holt er sich, neun Jahre nach dem U23-Giro-Sieg, seinen ersten Etappensieg bei einem WorldTour-Rennen. Und das beim Giro!

Der zweite Sieger des Tages ist Alessandro de Marchi. Man sah es an den Bildern, was ihm dieses Rosa Trikot bedeutet. Es ist das erste Führungstrikot bei einer Grand Tour seines Israelischen Teams überhaupt!

Er wollte dieses Trikot unbedingt, sah in dieser Etappe die große Chance. Er hatte es im Vorfeld niemandem gesagt, aber er verfolgte diesen Plan konsequent, auch während der Etappe. Am Ende ging es auf und er rettete 22 Sekunden vor Dombrowski.

Ein Traum wurde wahr und er erhielt diesen „kleinen Preis für all die tausenden Angriffe, die ich in den letzten zehn Jahren gemacht habe“. Nach gestern die nächste tolle Geschichte, wie sie der Radsport schreiben kann. In acht Tagen wird De Marchi 35, die Feier heute dürfte größer ausfallen.


Ganna – der Mann des Tages

Gefühlt fuhr der Mann in Rosa den ganzen Tag an der Spitze des Feldes. Als Helfer für Egan Bernal machte er das, was seine Aufgabe ist – die Ausreißer nicht zu weit weglassen.
Selten sieht man den Mann im Leadertrikot als ersten Helfer das Tempo machen. Aber im Falle von Filippo Ganna muss man sagen – mehr hätte er dieses Trikot nicht ehren können. Im strömenden Regen kämpfte er stundenlang an der Spitze im Wind und verballerte tausende Kalorien. Sein Leader Egan Bernal wird es ihm danken. Das war ein starker Auftritt.


Bahrain Victorious – ein starkes Team

Als es im Finale in der Favoritengruppe zur Sache ging, hatte das Team Bahrian-Victorious noch einige Fahrer bei Kapitän Landa. Caruso, Mäder, Bilbao und Mohoric waren bis zu den letzten Kilometern an der Seite von Landa und machten auch das Tempo. Das war ein sehr beeindruckender Auftritt des Teams, der für einen echten Zusammenhalt und ein klares Ziel spricht. Mikel Landa setzte die Vorarbeit dann auch um und griff an.

Sollte das die nächsten Wochen so weitergehen, könnte die Mannschaft Bahrian-Victorious eines der prägenden Teams des 104. Giros werden. Und vielleicht schafft es Landa dann tatsächlich aufs Podium.


Landa stark, Bernal beeindruckt

Am letzten, kurzen Anstieg kam es dann doch zum Schlagabtausch der Favoriten auf den Giro-Sieg. Mikel Landa zeigte sich offensiv und stark – er setzte die erste Attacke der Favoriten und konnte sich lösen. Beeindruckend jedoch vor allem, wie locker Egan Bernal die Lücke schließen konnte. Da hatte Alexandr Vlasov schon deutlich mehr Mühe, konnte aber ebenso wie Hugh Carthy folgen. Diese vier waren, gemeinsam mit Guilio Ciccone, die Stärksten.

Dass in der kurzen, aber steilen Steigung Fahrer wie Emanuel Buchmann oder Vincenzo Nibali (nach dessen Handverletzung) etwas Zeit verlieren würden, war fast zu erwarten. Dass es sogar etwas mehr als 30 Sekunden geworden sind, hätten beide sicher gern vermieden.

Auch Simon Yates, eigentlich sehr explosiv, konnte nicht bei Bernal und Landa mitgehen. Das war durchaus etwas überraschend, vielleicht auch dem Wetter geschuldet. Allerdings sind die Abstände noch sehr gering und der Giro ist noch lang. Abschreiben (in Sachen Gesamtsieg) sollte man (außer vielleicht Joao Almeida) nach dieser Etappe niemanden. Aber Bernal und Landa haben ihre Rolle als Top-Favoriten eindrucksvoll untermauert.

Die Favoriten in der Gesamtwertung:

1 Alessandro de MarchiIsrael Start-Up Nation0:08:47
7 Aleksandr VlasovAstana – Premier Tech+1:24
8 Remco EvenepoelDeceuninck – Quick Step+1:28
10 Hugh CarthyEF Education – Nippo+1:38
11 Egan BernalINEOS Grenadiers+1:39
13Davide FormoloUAE+1:44
15 Mikel LandaBahrain – Victorious+1:49
16 Simon YatesBikeExchange+1:49
19 Romain BardetDSM+2:03
21 Dan MartinIsrael Start-Up Nation+2:08
25 Vincenzo NibaliTrek – Segafredo+2:15
26 Marc SolerMovistar+2:16
27 Jai HindleyDSM+2:20
29 Emanuel BuchmannBora-hansgrohe+2:29
34 George BennettJumbo-Visma+3:10
42João AlmeidaQuick Step+ 5:38


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